Analyse
Stellenabbau bei Bosch:Der nächste Dämpfer für die Autobranche
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Die deutsche Automobilindustrie steckt in der Krise. Nun kündigte auch Zulieferer Bosch einen Stellenabbau an. Was bedeutet das für die Zukunft der Branche und ihre Beschäftigten?
Die Autokonzerne und vor allem auch die Zulieferer stecken derzeit in einer echten Klemme: Der Zukunftsmarkt rund um die Elektromobilität kommt nur schleppend in Fahrt, und die Milliardeninvestitionen in diesem Bereich zahlen sich noch nicht aus.
Auch die Nachfrage nach intelligenten Fahrassistenzsystemen zum autonomen Fahren bleibt deutlich hinter den Erwartungen zurück, weshalb Projekte derzeit zurückgestellt werden. Der Technologiekonzern Bosch tritt deshalb etwa bei seinen teuer eingekauften hochqualifizierten Softwareentwicklern auf die Bremse und verschlankt die Teams.
Schrumpfender Markt und hohe Produktionskosten
Gleichzeitig stehen Zulieferer vor einer weiteren Herausforderung: Die Produktion für Verbrennerkomponenten muss weiterhin aufrechterhalten werden. Das kostet Geld und bedeutet, dass hohe Standort- und Fixkosten bei sinkenden Einnahmen weiterlaufen.
Hinzu kommen externe Entwicklungen: Europas Automobilmarkt schrumpft und steht vor einer Absatzkrise. Nicht nur die Wirtschaftsschwäche des Kontinents sorgt für geringere Nachfrage, auch der demografische Wandel macht weniger Autos nötig. Schon heute besitzen viele junge Menschen kein Auto mehr, für sie hat es als Statusobjekt immer weniger Bedeutung. So hat auch die Mobilität der Zukunft dramatische Folgen für die gesamte Automobilbranche.
Deutschland hat Pole-Position verloren
Überleben werden nur die Marken, die sich in diesem Wettbewerb durchsetzen. Und hier hat Deutschlands Schlüsselindustrie ihre Pole-Position verloren. Die Standortbedingungen veränderten sich dabei in den vergangenen vier Jahren drastisch. Plötzlich ist Deutschland nicht nur das Land der hohen Energiekosten, sondern auch der hohen Arbeitskosten.
Dabei lag Deutschland nach der Agenda 2010 bei den Lohnkosten weit unter dem europäischen Durchschnitt. Inzwischen zählen Industriearbeiter von Volkswagen mit 62 Euro Personalkosten pro Stunde zu den weltweit am besten bezahlten.
Zum Vergleich: In Spanien liegen die Personalkosten nur halb so hoch. Auch viele andere Länder, wie etwa Tschechien und Slowenien, haben bessere Rahmenbedingungen. Kein Wunder, dass der Zuschlag für neue Werke und Produktionen oft an Deutschland vorbei geht.
Sinkende Steuereinnahmen und weniger Arbeitsplätze
In Deutschland wird die Branche voraussichtlich schrumpfen. Sie war über Jahrzehnte wichtiger Garant für Wohlstand und Wachstum. Die Veränderung hat nicht nur Folgen für Deutschlands Wirtschaftsleistung, sondern auch für Steuereinnahmen. Das beschränklt staatliche Möglichkeiten für neue Investitionen. Auch Beschäftigte werden bereit sein müssen, größere Veränderungen anzunehmen, flexibel zu sein und unter Umständen einen Umzug in Kauf zu nehmen, weil der Arbeitsplatz an einem anderen Ort liegt.
Für weitere Unruhe sorgt da die Ankündigung von Bosch, schließlich trudeln derzeit gefühlt täglich solche Nachrichten ein.
Bosch beschäftigt weltweit weiter mehr als 400.000 Menschen
Hier lohnt der nüchterne Blick auf Zahlen und Fakten: Weltweit plant Bosch den Stellenabbau von 5.500 Stellen - davon 3.800 allein in Deutschland. Das klingt auf den ersten Blick viel.
Der Technologiekonzern beschäftigt jedoch weltweit rund 430.000 Menschen, mehr noch als Siemens. Da wirkt der Stellenabbau von gut einem Prozent schon nicht mehr so dramatisch. Noch dazu, wenn er über mehrere Jahre sozialverträglich ausgehandelt wird.
Die Politik steht vor der Aufgabe, Rahmenbedingungen und Anreize zu setzen, damit Beschäftigte, die vielfach über großes Know-How verfügen, an anderer Stelle eingesetzt werden können. Das heißt in erster Linie: Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit verbessern.
Quelle: dpa
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