Deal mit Ukraine:Rheinmetall will Drohnenabwehr-System liefern
Rheinmetall-Chef Papperger kündigt im ZDF-Interview Systeme zur Drohnenabwehr für die Ukraine an. Außerdem: Ab welchem Jahr er Deutschland für verteidigungsfähig hält.
"Wir wünschen uns alle Frieden", sagt der Rheinmetall-Chef auf die Frage, ob Frieden schlecht fürs Geschäft sei. Man müsse wehrtechnisches Material haben, um Frieden zu erhalten.
08.09.2025 | 13:25 minDer Rüstungskonzern Rheinmetall hat der Ukraine neue Unterstützung im Bereich der Drohnenabwehr zugesichert. Die Ankündigung erfolgt nur wenige Tage nach dem laut ukrainischer Luftwaffe schwersten russischen Luftangriff seit Kriegsbeginn.
Im Exklusiv-Interview mit dem ZDF-Magazin WISO verspricht Rheinmetall-Vorstandschef Armin Papperger der Ukraine noch für dieses Jahr Drohnen-Abwehrsysteme. Der Vertrag dazu in dreistelliger Millionenhöhe werde am Mittwoch auf der Verteidigungsmesse DSEI in London unterzeichnet, kündigte Papperger an.
Die Angriffe zeigten, dass es Putin bei den Zerstörungen auch um Propaganda gehe, so ZDF-Reporter Luc Walpot zu den jüngsten Drohnenangriffen Russlands. Die Bilder des brennenden Regierungsgebäudes gingen um die Welt, das wisse Putin.
07.09.2025 | 1:05 minBei den Systemen handelt es sich um Skyranger. Ein mobiles Flugabwehrsystem, welches auf Leopard-Panzer montiert werden kann.
"Jedes dieser Systeme kann vier mal vier Kilometer abdecken, um komplett drohnenfrei zu sein. Das heißt, alle Drohnen werden abgebaut", so Papperger im ZDF-Interview. Die Systeme, an denen auch die Bundeswehr interessiert ist, könnten der Ukraine in der aktuellen Lage sehr helfen, sagte Papperger.
... ist seit 2013 Vorstandsvorsitzender von Rheinmetall. Bereits seit 1990 ist er für den Rüstungskonzern tätig. Seine Karriere begann er in der Defence-Sparte des Konzerns, später war er Geschäftsbereichsleiter Waffe und Munition. Sein Vertrag läuft noch bis Ende 2029.
Papperger sieht sich zunehmend öffentlichen Anfeindungen ausgesetzt - von Brandanschlägen über Demonstrationen in seinem Wohnviertel bis hin zu mutmaßlichen Anschlagsplänen russischer Geheimdienste. Kritiker werfen ihm eine aggressive Expansionsstrategie im Rüstungsgeschäft vor.
Unternehmen auf Expansionskurs
Planspiele für eine mögliche Übernahme der Bremer Lürssen-Werft konkretisierte Papperger ebenfalls - und stellte eine Entscheidung in Kürze in Aussicht. "Wir werden auf alle Fälle in den Marinebereich gehen - und in zwei, drei Wochen werden Sie diese Entscheidung bekommen", so Papperger.
Die gute wirtschaftliche Lage des Unternehmens spiegelt sich auch im Aktienkurs des Rüstungskonzerns. Seit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine hat die Aktie um etwa 1.700 Prozent zugelegt.
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Auch die Zahl der Beschäftigten hat Papperger in den vergangenen Jahren bereits deutlich nach oben - auf etwa 40.000 - geschraubt.
In etwa drei Jahren wollen wir 70.000 Leute beschäftigen.
Armin Papperger, Rheinmetall-Vorstandschef
Die Zahl steige bis dahin durch Beschäftigte in Zulieferunternehmen noch einmal um etwa 210.000 Menschen, so Papperger. Gesellschaftlich sei sein Unternehmen heute akzeptierter, dies helfe auch bei der Gewinnung neuer Mitarbeiter.
"Technologisch waren wir immer sehr attraktiv, aber es ist tatsächlich so, dass das Image sich komplett verändert hat", sagt Papperger. "Heute sagt ein Großteil der Gesellschaft, wir brauchen diese Firmen."
Sie wollen zu uns kommen, wir müssen gar nicht viel tun.
Armin Papperger, Rheinmetall-Vorstandschef
Für das aktuelle Jahr rechnet Papperger mit 300.000 Bewerbungen, die bei Rheinmetall eingehen.
Rüstungsindustrie als Konjunktur-Hoffnung?
Grundsätzlich sieht Papperger sein Unternehmen als "Jobmotor". Im vergangenen Jahr erwirtschaftete Rheinmetall einen Rekordumsatz. "Wir stellen etwa 10.000 Netto-Menschen pro Jahr ein", so Papperger. "Das ist viel zu wenig, um das aufzufangen, was im Augenblick bei der Automobilindustrie verloren geht."
Dennoch könnte die Rüstungsindustrie einen Einfluss auf die Konjunktur in Deutschland haben.
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"Der Aufwuchs an Verteidigungsausgaben, wird uns ein deutliches Wirtschaftswachstum bescheren", so die Einschätzung der Wirtschaftsweisen Monika Schnitzer. "Aber das allein reicht natürlich noch nicht, um Deutschland aus der Krise zurückzuführen." Auch in anderen Branchen müsse sich etwas tun.
Im Niedersächsischen Unterlüß eröffnete Rheinmetall heute Europas größte Munitionsfabrik. Verteidigungsminister Pistorius und Nato-Generalsekretär Rutte betonten die Relevanz für Sicherheit und Bündnisfähigkeit.
27.08.2025 | 1:23 minPapperger: Deutschland 2029 verteidigungsfähig
Gefragt, ob Deutschland bei einem möglichen russischen Angriff auf einen Nato-Staat 2029 verteidigungsbereit sei, gab sich Papperger überzeugt: "Wir bauen im Augenblick so wahnsinnig schnell Kapazitäten auf, dass ich absolut der Meinung bin, dass wir im Jahr 2029 verteidigungsfähig sind." Schon heute sei Deutschland nicht komplett blank.
Jüngster Kritik von Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) an Verzögerungen aus der Industrie widersprach Papperger zwar - gab aber zugleich zu: "Es gibt auch bei uns Verzögerungen, aber die werden mit dem Bund letztendlich abgesprochen, die werden mit den Ämtern abgesprochen und das ist was Normales. In allen Projekten gibt es immer Verzögerungen im Defence-Bereich."
Kriegsende schlecht für Rheinmetall?
Auf die Frage, ob Rheinmetall zynischerweise auf eine Fortsetzung des Kriegs in der Ukraine hoffen müsse, antwortet der langjährige Vorstandsvorsitzende des Rüstungskonzerns: "Nein, ich wünsche mir, dass der Krieg sofort beendet wird, weil die Menschen in der Ukraine natürlich wahnsinnig leiden".
Nach einem Treffen Mitte August zwischen US-Präsident Donald Trump, dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und den europäischen Regierungschefs zu Gesprächen über ein mögliches Ende des Kriegs in der Ukraine verlor die Rheinmetall-Aktie innerhalb eines Tages sechs Prozent an Wert.
Florian Neuhann ist ZDF-Wirtschafts-Experte, Teamleiter Wirtschaft & Finanzen. Christian Hauser ist Reporter im ZDF.
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