Bahn plant Direktzüge nach London - Verhandlungen mit Eurostar
Verhandlungen mit Eurostar:Direktzüge nach London: Bahn plant Verbindung
von Valerie Haller
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Mit dem Zug nach London in fünf Stunden. Darüber spricht die Bahn mit Eurostar. Bis es so weit ist, kann es dauern - grenzüberschreitender Bahnverkehr ist alles andere als einfach.
Bahn verhandelt mit Eurostar: Künftig könnten direkte Zugreisen von Deutschland nach Großbritannien möglich sein.
Quelle: dpa
Von Frankfurt nach London mit dem Zug? Für viele dürfte das kaum in Frage kommen. Ohne Umstieg? Keine Chance. Mindestens sechseinhalb Stunden dauert die Reise. Je nach Tageszeit auch acht. Aber nur, wenn die Züge keine Verspätung haben.
Das könnte sich in wenigen Jahren ändern. Denn die Deutsche Bahn verhandelt mit der europäischen Bahngesellschaft Eurostar zu einer Direktverbindung nach London. "Wir sind vom großen Potenzial überzeugt", sagte ein Bahnsprecher.
Losgehen soll es "Anfang der 2030er Jahre". Dann sind täglich vier Direktzüge zwischen Frankfurt und London geplant mit einer Reisedauer von fünf Stunden. Laut Eurostar will das Unternehmen dafür bis zu 50 neue Züge beschaffen.
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Verbindung zweier wichtiger Finanzplätze Europas
Den Wunsch gibt es seit vielen Jahren. Auch, weil der neue Zug die beiden wichtigsten Finanzplätze Europas miteinander verbinden würde. Für Frankfurt könnte das ein Pfund sein. Die Stadt ist auch deswegen attraktiv für viele internationale Banken, Anwaltskanzleien und Firmen, weil sie mit dem Flughafen so gut angebunden ist.
Eine Zugfahrt von London nach Frankfurt ohne Umstieg würde die Reisemöglichkeiten aber noch erweitern. Christian Böttger von der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin sagt gegenüber ZDFheute:
Ich denke, eine direkte Verbindung hätte gute Erfolgsaussichten. Ohne Umsteigezwang in Brüssel wäre die Fahrzeit sehr konkurrenzfähig.
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Christian Böttger, Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin
Auch Genf in der Schweiz soll direkt mit der britischen Hauptstadt verbunden werden. "Die Nachfrage nach Zugreisen in Europa ist stark, die Kunden wollen mit dem Zug weiter reisen als je zuvor", erklärte die Generaldirektorin von Eurostar, Gwendoline Cazenave.
Zulassung, Technik, Infrastruktur: Noch große Hürden
Ein Zug ohne Umstieg ist aber alles andere als trivial in der Welt der Bahn. "Eine Direktverbindung von Deutschland nach London ist in technischer, betrieblicher und rechtlicher Hinsicht anspruchsvoll", so der Bahnsprecher. Die Zulassung der Fahrzeuge in verschiedenen Ländern könnte ein Hindernis sein.
Auch unterschiedliche technische Standards beispielsweise bei der Zugsicherung und der Geschwindigkeitsüberwachung spielen eine Rolle. Im Falle von London und europäischem Festland muss außerdem an den entsprechenden Bahnhöfen die Infrastruktur für Grenzkontrollen aufgebaut werden.
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Fernverbindungen: Beim Ausbau hakt es noch
Laut Deutscher Bahn boomt der internationale Fernverkehr. Im vergangenen Jahr hatte die Bahn nach eigenen Angaben über 24 Millionen Reisende im grenzüberschreitenden Fernverkehr, so viele wie noch nie und rund 22 Prozent mehr als vor Corona.
Die Bahn baut ihre Verbindungen aus. Seit einem halben Jahr können Zugreisende von Berlin aus direkt nach Paris fahren. Von München nach Mailand und nach Rom soll es neue Direktverbindungen ab Ende kommenden Jahres geben.
Beim Ausbau hakt es aber noch. Hauptgrund seien in vielen Fällen Kapazitätsengpässe bei der Infrastruktur, beispielsweise Richtung Schweiz und Dänemark, meint Bahnexperte Böttger. Dabei habe Deutschland noch recht gute Verbindungen in seine Nachbarländer.
Einige Länder fahren gerne mit ihren Bahnen im Ausland, mögen aber keine fremden Betreiber im Land, dazu gehören insbesondere Italien und Frankreich.
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Christian Böttger, Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin
Europa muss also auch im Bahnverkehr noch zusammenwachsen.
Valerie Haller ist Redakteurin im ZDF-Team Wirtschaft und Finanzen.
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