Zugfernverkehr: Flix sorgt für mehr Konkurrenz für Deutsche Bahn
Fernverkehr-Angebot:Wie Flix die Bahn unter Druck setzen will
von Sina Mainitz
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Der Fernbus-Betreiber Flix plant, sein Angebot auf der Schiene in Deutschland auszubauen - und beschafft Dutzende neue Schnellzüge. Die Deutsche Bahn erhält damit mehr Konkurrenz.
Will der Deutschen Bahn Konkurrenz: Flix
Quelle: dpa
Fahrgäste könnten im Fernverkehr auf der Schiene in den nächsten Jahren deutlich mehr Auswahl bekommen. Der Fernbus-Betreiber Flix, der nahezu einzige Wettbewerber der Deutschen Bahn im Fernverkehr, will sein Angebot auf der Schiene erheblich ausbauen.
Flix bestellt 65 neue Schnellzüge beim spanischen Zugbauer Talgo und will damit seine Flotte verfünffachen. Die Lokomotiven dafür sollen von Siemens kommen, teilte Flix mit. 30 der Züge sind demnach bereits fest bestellt. 35 weitere könnten optional abgerufen werden, sagt das Unternehmen. Für das gesamte Paket inklusive Wartung der Züge gibt der Münchner Konzern eigenen Angaben zufolge bis zu 2,4 Milliarden Euro aus.
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Flix: Neu bestellte Züge schaffen bis zu 230 Kilometer pro Stunde
Bis wann die Züge ausgeliefert werden sollen, blieb offen. In der Regel dauern Zugbestellungen mehrere Jahre. Die neuen Züge sollen bis zu 230 Kilometer pro Stunde schaffen und über einen barrierefreien Einstieg verfügen.
Was das Streckennetz angeht, konzentriert sich der Anbieter auf die stark nachgefragten und damit lukrativen Hauptstrecken wie von Berlin aus ins Rheinland, nach Hamburg, nach Frankfurt oder nach Baden-Württemberg. Einen Taktfahrplan wie bei der Bahn gibt es dabei nicht. Zwischen Berlin und Köln etwa gibt es am Tag meist nur wenige Zugverbindungen. Zum Vergleich: Die Bahn mit ihren allein rund 400 ICE-Zügen fährt auf der Strecke mindestens einmal pro Stunde.
Bahnexperte: Bedingungen "im deutschen Markt derzeit schwierig"
Verkehrsforscher Christian Böttger von der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin sagt gegenüber ZDFheute zu den Plänen:
Mit einer solchen Flotte wird Flix ein starker Player in Mitteleuropa werden. Allerdings sind die Rahmenbedingungen im deutschen Markt derzeit schwierig: Das Netz ist überlastet, die Zahl der Zugfahrten wird reduziert werden müssen.
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Christian Böttger, Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin
Und weiter: "Die Märkte der Bahn und von Flix überlappen sich nur teilweise, aber sicherlich wird Flixtrain den Druck auf die Erlöse des Fernverkehrs erhöhen."
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Konkurrenz belebt bekanntlich das Geschäft. Für Bahnreisende ist die Ankündigung ein gutes Signal, sagt zumindest Dirk Flege, Geschäftsführer des Interessenverbands Allianz pro Schiene: "Insbesondere im grenzüberschreitenden Schienenverkehr gibt es ein riesiges Potenzial." Flixtrain habe die Chancen erkannt.
Die Fahrgäste dürfen sich in den kommenden Jahren auf Angebotsverbesserungen freuen.
Bisher fahren lediglich 13 grünfarbene Züge, die in der Regel von Partnerunternehmen betrieben werden. Mit dem Kauf der neuen Fahrzeuge vergrößert das Unternehmen seine Flotte somit erheblich. "Wir verfolgen mit FlixTrain eine langfristige Strategie und werden unser Angebot in den kommenden Jahren deutlich vergrößern", meint Flix-Chef und Co-Gründer André Schwämmlein.
Wir wollen nicht nur unseren Marktanteil erhöhen, sondern auch den Markt selbst deutlich vergrößern.
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André Schwämmlein, Flix-Chef
Unterstützung kam vom neuen Verkehrsminister Patrick Schnieder (CDU): "Dass ein deutsches Tech-Unternehmen in dieser Größenordnung investiert, ist ein starkes Signal für den Schienenmarkt", teilte er mit. Was ändert sich demnächst für Bahnkunden?
Bahnexperte Böttger erklärt dazu: "Das ist die spannende Frage. Die EU führt eine neue Kapazitätsverordnung ein. Das könnte dazu führen, dass der Staat künftig die Trassenvergabe stärker reguliert. Flix kann möglicherweise nur fahren, indem ein entsprechender Zug der DB verdrängt wird - da muss sich die Politik dringend drüber Gedanken machen."
Problem auf der Schiene: Netz überlastet
Nicht gelöst sind die Probleme auf der Schiene durch einen weiteren Zuganbieter. Denn das Schienennetz ist überlastet, ab 2026 droht ein massiver Anstieg der Trassenentgelte. Durch das Deutschlandticket wird die Bahnreise billiger und der Markt für Flix kleiner.
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Durch das Münchner Unternehmen seien 650 Ziel durch Kooperationen erreichbar. "Wir sehen FlixTrain als ein europäisches Produkt", sagte der Flix-Chef. "Ausgehend von unserem Heimatmarkt wollen wir das Angebot auch in anderen Ländern verfügbar machen."
Deutsche Bahn "begrüßt" den Wettbewerb mit anderen Anbietern
Stellt sich nur die Frage: Was sagt die Deutsche Bahn zur Konkurrenz auf der Schiene? Sie äußerte sich gelassen. "Wettbewerb unter Eisenbahnverkehrsunternehmen belebt das Geschäft", teilte ein Sprecher mit.
Von daher begrüßen wir den Wettbewerb mit anderen Fernverkehrsanbietern wie Flix und stellen uns diesem.
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Sprecher der Deutschen Bahn
Die Rahmenbedingungen im Fernverkehr sind mit den Jahren nicht gerade einfacher geworden. Die Überlastung auf der Schiene ist und bleibt das große Problem. Zugreisende dürften sich also auch bei einem Konkurrenzanbieter auf erhebliche Probleme wie Verspätungen oder Zugausfälle einstellen dürfen.
Sina Mainitz ist Redakteurin im ZDF-Team Wirtschaft und Finanzen.