Minus von 1,8 Milliarden Euro:Deutsche Bahn macht 2024 Milliardenverlust
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Die Deutsche Bahn befinde "sich in der größten Krise seit der Bahnreform", bilanziert Konzernchef Lutz. Auch 2024 hat das Unternehmen einen Milliardenverlust eingefahren.
Die Deutsche Bahn hat im vergangenen Jahr erneut einen Milliardenverlust eingefahren. Unterm Strich stand 2024 ein Minus von rund 1,8 Milliarden Euro, wie der bundeseigene Konzern mitteilte. Das war allerdings knapp eine Milliarde Euro weniger als noch im Vorjahr.
Der um die Inflation bereinigte operative Verlust vor Zinsen und Steuern (Ebit) lag bei rund 333 Millionen Euro, und damit um rund 1,8 Milliarden Euro niedriger als noch im Jahr davor. Das bessere Ergebnis lag vor allem daran, dass der Bund hohe Kosten für notwendige Instandhaltungsarbeiten ausgeglichen hat, bei denen die Bahn im Jahr 2023 in Vorleistung gegangen war.
Gut laufende Sparte DB Schenker fällt weg
Dass das Unternehmen trotz der Rückzahlung des Eigentümers in den roten Zahlen blieb, liegt vor allem am Verkauf der früheren Logistik-Tochter DB Schenker an den dänischen Wettbewerber DSV. Die gut laufende Sparte hatte die Bilanz des Mutterkonzerns stets mit hohen Gewinnen aufgebessert.
Auch 2024 erwirtschaftete der Logistik-Riese ein operatives Plus von rund einer Milliarde Euro. Doch davon hat die Bahn nichts mehr. Der Verkaufsabschluss wird für dieses Jahr erwartet.
Konzernchef sieht Bahn in größter Krise seit der Bahnreform
Den Schenker-Erlös von rund 14,3 Milliarden Euro will die Bahn in den Abbau des hohen Schuldenbergs stecken. Schon im vergangenen Jahr haben sich die Verbindlichkeiten des Konzerns etwas reduziert, um 1,4 auf 32,6 Milliarden Euro. Bis 2027 sollen die Finanzschulden weiter sinken auf rund 26 bis 28 Milliarden Euro. Dennoch teilte Konzernchef Richard Lutz mit:
Die Deutsche Bahn befindet sich in der größten Krise seit der Bahnreform.
Richard Lutz, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn
Die Pünktlichkeit im Fernverkehr erreichte im vergangenen Jahr mit lediglich 62,5 Prozent einen historischen Tiefpunkt. Das Schienennetz ist marode und überlastet. "Wir sind in wesentlichen Bereichen weit weg von dem, was wir uns vorgenommen haben und was unsere Kunden von uns erwarten", teilte Lutz weiter mit.
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Lutz verdiente 2024 rund 2 Millionen Euro
Doch ungeachtet der Krise hat Konzernchef Lutz im vergangenen Jahr erheblich mehr Geld verdient. Inklusive Bonus-Zahlungen, den sogenannten variablen Vergütungen, kommt der Vorstandsvorsitzende des bundeseigenen Konzerns auf insgesamt rund 2,1 Millionen Euro im Jahr 2024. Im Jahr davor lag sein Einkommen aufgrund eines niedrigeren Festgehalts und weggefallener variabler Vergütungen um rund eine Million Euro niedriger.
Die zweithöchsten Bezüge im Vorstand hat der für Infrastruktur zuständige Berthold Huber. Er bekam im vergangenen Jahr insgesamt rund 1,4 Millionen Euro.
Wissing pocht auf Umbau der Deutschen Bahn
Der noch geschäftsführend amtierende Bundesverkehrsminister Volker Wissing dringt auf einen weiteren Umbau der Deutschen Bahn.
Die Dringlichkeit der Umsetzung des wirtschaftlichen Sanierungskonzepts des Konzerns zeigen die Zahlen 2024 deutlich.
Volker Wissing, Bundesverkehrsminister
"Hier müssen alle konsequent am Ball bleiben." Wissing ergänzte, die vielen Krisen der vergangenen Jahre hätten nachhaltig Spuren in der Bilanz der Bahn hinterlassen.
So will die Bahn die Kehrtwende schaffen
Mit einem umfassenden Sanierungsprogramm, das den Betrieb, die Infrastruktur und die Finanzen in den Blick nimmt, will die Bahn innerhalb weniger Jahre die Kehrtwende schaffen. Die Modernisierung des Kernnetzes läuft bereits.
Der Konzern hat zudem mit einem umfassenden Stellenabbau insbesondere in der Verwaltung begonnen. Bis Ende 2027 sollen im Vergleich zu 2024 insgesamt rund 10.000 weniger Menschen bei der Bahn arbeiten.
Quelle: dpa, Reuters
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