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Warnstreiks abgewendet:Bahn und EVG einigen sich auf Tarifvertrag
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Die Deutsche Bahn und die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) haben sich auf einen Tarifvertrag für rund 192.000 Beschäftigte geeinigt. Warnstreiks sind damit vom Tisch.
Durch die Tarifeinigung zwischen der Deutschen Bahn und der EVG wurden Warnstreiks abgewendet.
Quelle: dpa
Die Deutsche Bahn und die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) haben sich auf einen Tarifvertrag für rund 192.000 Beschäftigte geeinigt. Das teilte die Bahn in Berlin mit. Der nächste Warnstreik im Konzern kommt damit frühestens im März 2026 auf die Fahrgäste zu.
Die Beschäftigten bekommen demnach schrittweise mehr Lohn, bis Ende 2027 summiert sich das Plus auf 6,5 Prozent. Hinzu kommt ein Zusatzgeld für Schichtarbeiter in Höhe von 2,6 Prozent. Damit reichen die Gehaltssteigerungen vom Volumen her annähernd an die Forderungen der EVG heran, die eingangs 7,6 Prozent sowie 2,6 Prozent für Schichtarbeiter gefordert hatte. Allerdings akzeptierten die Gewerkschafter eine sehr lange Laufzeit von 33 Monaten statt der geforderten zwölf.
Im Jahr 2025 gibt es demnach zunächst nur zwei Prozent mehr Lohn, weitere 2,5 Prozent folgen Mitte 2026. Die Schichtzulage wird ab Ende 2026 gezahlt und die letzte Erhöhung kommt erst Ende 2027. Ein wichtiger Punkt für die Gewerkschaft: Bis dahin gilt eine Beschäftigungsgarantie, betriebsbedingte Kündigungen sind ausgeschlossen.
Bahn und EVG: Schnelle Einigung auf Tarifvertrag
Mit dem Tarifabschluss haben beide Seiten das Ziel erreicht, noch vor der Bundestagswahl zu einer Einigung zu kommen. EVG-Verhandlungsführerin Cosima Ingenschay hatte vor Beginn dieser dritten Tarifrunde gesagt, es liege ein hartes Stück Arbeit vor den Tarifparteien.
Der aktuelle Tarifvertrag zwischen Bahn und EVG gilt noch bis Ende März, deshalb wären Warnstreiks bei einem Scheitern der Verhandlungen frühestens im April möglich gewesen. Dass der neue Vertrag zwischen Bahn und EVG nun ohne einen einzigen Warnstreik steht, ist ungewöhnlich. Zuletzt hat es das nach Gewerkschaftsangaben 2016 gegeben.
Nächster Warnstreik erst im März 2026 möglich
Nun ist der nächste Ausstand bei der Deutschen Bahn erst in gut einem Jahr möglich. Ende Februar 2026 läuft der Tarifvertrag zwischen der Bahn und der deutlich kleineren, aber streikerprobten Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) aus.
Die Einigung wurde in der dritten Verhandlungsrunde erzielt. Beide Seiten hatten von Beginn an auf einen raschen Abschluss gedrungen. Auf Wunsch der EVG war der Verhandlungsbeginn sogar auf Ende Januar vorgezogen worden. Die Gewerkschaft befürchtet unter einer unionsgeführten Bundesregierung wirtschaftliche und strukturelle Unsicherheiten für den Konzern.
Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz hatte zuletzt noch einmal betont, Netz und Betrieb bei der Deutschen Bahn voneinander trennen zu wollen. Die EVG lehnt das strikt ab und spricht von einem "fundamentalen Angriff auf unsere Arbeitsplätze".
Bahn will Planungssicherheit für Sanierungsarbeiten
Die Bahn wiederum hat mit sich selbst genug zu tun und wollte deshalb ebenfalls möglichst schnell einen Tarifabschluss erzielen. Zugleich strebte sie eine lange Laufzeit an - im ersten Angebot waren es 37 Monate. Dadurch versprach sich der Konzern sich Planungssicherheit für die laufende Sanierung des Unternehmens. Mit dem Programm "S3" will die Bahn, die sowohl wirtschaftlich als auch betrieblich in der Krise steckt, bis 2027 die Trendwende schaffen.
So sollen bis 2027 wieder 75 bis 80 Prozent der Fernverkehrszüge pünktlich fahren. Im vergangenen Jahr lag der Wert auf einem historischen Tiefstwert von 62,5 Prozent. Allerdings hatte die Bahn sich zuletzt häufig neue Pünktlichkeitsziele gesteckt - und sie regelmäßig verfehlt.
DB-Cargo soll bis 2029 rund 5.000 Stellen abbauen
Zugleich soll das marode Schienennetz in Deutschland wieder auf Vordermann gebracht werden. Bis 2030 sollen dazu 41 vielbefahrene Korridore grundlegend saniert werden. Allerdings ist unklar, ob eine unionsgeführte Bundesregierung den Plan in dieser Form weiterverfolgen wird.
Auch sollen die Bahn-Töchter DB Cargo und Fernverkehr in diesem Jahr wieder schwarze Zahlen schreiben. Der Umgang mit der angeschlagenen Güterverkehrstochter Cargo, bei der bis 2029 rund 5.000 Stellen wegfallen sollten, war einer der Knackpunkte in den Verhandlungen.
Quelle: dpa
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Quelle: dpa
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