40 Cent pro Kilowattstunde Strom:Wie setzt sich der deutsche Strompreis zusammen?
von Kristina Schlömer
Die Strompreise für private Haushalte bleiben trotz geplanter Entlastungen hoch. Warum zahlen Verbraucher in Deutschland so viel für Strom? Und wie setzt sich der Preis zusammen?
40 Cent pro Kilowattstunde im Schnitt – wir zahlen den höchsten Strompreis in Europa. DEALS zeigt, wer von den 40 Cent profitiert und warum Strom in Deutschland so teuer ist.
22.10.2025 | 21:15 minDie deutschen Verbraucherinnen und Verbraucher zahlen mit circa 40 Cent pro Kilowattstunde den höchsten Strompreis im EU-Vergleich. Die Gründe dafür liegen nicht nur bei den hohen Preisen an den Strommärkten, sondern sind auch auf hohe Systemkosten zurückzuführen.
Den Hauptteil des Strompreises zahlen private Haushalte für den Posten Strombeschaffung und -vertrieb. 2022 machte dieser durch den Ausbruch des Ukraine-Kriegs und die darauffolgende Energiekrise sogar mehr als 50 Prozent aus. Die Beschaffungskosten sind zwar wieder merklich auf circa 40 Prozent des Preises gesunken, aber das niedrige Niveau von vor dem Ukraine-Krieg erreichen die Preise trotzdem nicht.
Wo stehen wir beim Ausbau von Sonne und Wind? WISO-Moderator Marcus Niehaves begibt sich auf Spurensuche. Der Beitrag „Deutschland unter Strom“ wurde aus inhaltlichen Gründen leicht verändert.
19.05.2025 | 16:12 minStromerzeugung: Teuer trotz viel erneuerbarer Energie
Was dafür sorgt, dass die Strompreise insgesamt sinken, ist zum Beispiel der Ausbau der erneuerbaren Energien: Circa 60 Prozent des in Deutschland produzierten Stroms stammt bereits aus erneuerbaren Quellen. Wind- und Solarparks brauchen keine teuren Brennstoffe und müssen keine CO2-Abgaben leisten. Das macht die Erzeugung deutlich günstiger als bei fossilen Energiequellen.
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Dass dieser Effekt den Strompreis aber nicht stärker nach unten drückt, liegt auch daran, dass Erneuerbare-Energien-Kraftwerke sehr wetterabhängig sind und in Zeiten ohne ein Großangebot von Wind und Sonne teurere Kohle- und Gaskraftwerke zugeschaltet werden müssen, um den Strombedarf zu decken.
Netzentgelte: Preis der Energiewende
Der voranschreitende Ausbau der Erneuerbaren hat einen weiteren Effekt auf den Strompreis für private Haushalte: Die Netzentgelte steigen auf ein Rekordniveau an und machen inzwischen fast 30 Prozent des Strompreises aus. Die Netzentgelte gehen an die Stromnetzbetreiber und finanzieren die Nutzung und Instandhaltung der Netze.
Dass die Netzentgelte so stark ansteigen, liegt daran, dass durch die Energiewende viele neue Wind- und Solarkraftwerke ans Netz müssen. Der Netzausbau sei einer der großen Kostentreiber, sagt Energieökonom Prof. Andreas Löschel, weil hier massiv ausgebaut werden müsse.
"Wir müssen sehr schnell in die erneuerbaren Energien investieren, weil wir nur so unseren Wohlstand werden sichern können", so die Klimafolgenforscherin Kira Vinke von der DGAP.
25.09.2025 | 4:20 minFür 2026 plant die Bundesregierung deshalb eine Entlastung bei den Netzentgelten. Wie viel der einzelne Haushalte tatsächlich dadurch einspart, ist jedoch schwer zu sagen, da die Netzentgelte regional variieren. Andreas Löschel will auch die Kosten stärker in den Fokus nehmen:
Bei allen Fragen um die Verteilung der Finanzierung dürfen wir nicht aus dem Blick verlieren, dass der Netzausbau möglichst effizient stattfinden muss.
Prof. Andreas Löschel, Energieökonom
Steuern, Abgaben und Umlagen weiterhin hoch
Den Strompreis komplettieren Steuern, Abgaben und Umlagen, die gemeinsam über 30 Prozent des Haushaltsstrompreises ausmachen. Zwar wird die EEG-Umlage seit 2023 nicht mehr über den Strompreis bezahlt, aber vor allem Mehrwertsteuer und Stromsteuer halten die Kosten an den Staat weiterhin hoch. Über eine Absenkung der Stromsteuer wurde in der Koalition aus CDU/CSU und SPD zwar diskutiert, Vergünstigungen gibt es bisher aber nur für Industrie und Landwirtschaft - nicht für Privathaushalte und kleine Unternehmen.
Viele Verbraucher hatten gehofft, doch der Koalitionsausschuss hat anders entschieden: die Stromsteuer wird vorerst nicht für alle gesenkt. Und das ruft heftige Kritik hervor.
04.07.2025 | 1:59 minEnergieökonom Andreas Löschel sieht vor allem mit Blick auf einkommensschwache Haushalte politischen Nachbesserungsbedarf. "Einkommensschwächere Haushalte geben überproportional viel für Strom aus", erklärt er. Was bedeute, dass diese Haushalte überproportional betroffen sind, wenn Strompreise steigen. "Oder eben andersherum: Sie profitieren relativ gesehen besonders von Entlastungen."
Löschel betont, dass ein günstiger Strompreis entscheidend ist, um die Elektrifizierung in Deutschland voranzutreiben - insbesondere in den Bereichen Wärme und Elektromobilität.
Weltweit gibt es Fortschritte bei den erneuerbaren Energien. China hat bereits doppelt so viele Solar- und Windkraftanlagen wie alle anderen Länder zusammen.
22.04.2025 | 27:06 minSparen durch Neukundenpreise
Doch Verbraucherinnen und Verbraucher haben trotzdem Möglichkeiten zum Sparen. Der durchschnittliche Strompreis von 40 Cent pro Kilowattstunde weicht stark ab von Neukundenpreisen, die laut Vergleichsportalen teilweise auch unter 30 Cent liegen. Die hohen Durchschnittspreise kommen unter anderem durch teure Grundversorgertarife zustande. Ein regelmäßiger Vergleich von Stromanbietern kann sich also lohnen.
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