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Richtiger Umgang mit Geld:Verschuldung junger Menschen nimmt zu
von Frank Bethmann
Gefahr für junge Menschen:Fehlendes Know-how: Die Schuldner von Morgen
von Michael Kniess
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Es fehlt insbesondere jungen Menschen an finanziellem Wissen - Know-how zu auch neuen Schuldenfallen. Das kritisiert die Aktionswoche Schuldnerberatung. Und will Lücken schließen.
Schulden junger Menschen (Symbolbild)
Quelle: imago images
Möglichkeiten, bereits in jungen Jahren Schulden zu machen, gibt es viele. Werbung und Konsum sind allgegenwärtig, im Internet gibt es keine Ladenschlusszeiten, die Finanzbranche lockt mit Angeboten zur sofortigen Wunscherfüllung.
Die Wirtschaftsauskunftei Creditreform kommt in ihrem aktuellen SchuldnerAtlas 2024 zu dem Schluss: Die Überschuldung in der jüngsten Personengruppe (unter 30 Jahre) nimmt zum zweiten Mal zu - nach kontinuierlichen Rückgängen zwischen 2013 und 2022.
Gründe für Schulden: Unwissenheit, Verführbarkeit, Alternativlosigkeit
Zahlen, die die Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände (AG SBV) dazu veranlasst haben, die Politik aufzufordern, mehr in die Finanzbildung zu investieren. Deren diesjährige Aktionswoche Schuldnerberatung vom 2. bis 6. Juni steht auch unter dem Motto "Beste Investition Finanzbildung - Wenn aus Minus Plus wird".
Denn in Schule wie auch in Familien bekommen Jugendliche oft nicht genug Finanzwissen mit, so die Kritik. Doch dieses Know-how ist wichtig. Produkte und Angebote werden immer unübersichtlicher. Hinzu kommen steigende Ausgaben für Wohnen und Leben und damit ein immer geringeres finanzielles Budget, das zur Verfügung steht.
"In einer zunehmend komplexen Finanzwelt ist Finanzbildung unverzichtbar", betont Roman Schlag, Fachreferent für Schuldnerberatung im Caritasverband für das Bistum Aachen und AG SBV-Sprecher. Der Dreiklang Unwissenheit, Verführbarkeit und Alternativlosigkeit mache gerade junge Menschen besonders verletzlich und anfällig.
Schuldenberater: Viel Unkenntnis über Umgang mit Geld
"Wir wissen aus der Beratungspraxis, dass es bei ihnen viel Unkenntnis und falsche Vorstellungen über den Umgang mit Geld gibt", so Schlag. "Vielen ist beispielsweise nicht klar, dass ein Dispokredit durch hohe Zinsen zusätzliches Geld kostet oder was der finanzielle Unterschied zwischen Kalt- und Warmmiete ist." Hinzu kommt der Umgang mit Kryptowährungen, Trading-Apps und Co. Sein Plädoyer deshalb:
Mehr finanzielles Engagement in der Finanzbildung ist gut investiertes Geld.
Roman Schlag, Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände
Junge Menschen, die frühzeitig im richtigen Umgang mit Finanzen geschult werden, hätten ein wesentlich geringeres Risiko, in die Verschuldungsfalle zu geraten. Auch sozialer Abstieg und staatliche Sozialleistungen würden so verringert. Eine Win-win-Situation für alle.
Die AG SBV setzt sich in der Aktionswoche für eine gesetzlich verankerte Finanzierung für die Vermittlung finanzieller Kompetenzen in den Lehrplänen aller Schulformen ein.
Die Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände (AG SBV) vertritt die Interessen von überschuldeten Menschen in Deutschland und der in der Schuldnerberatung tätigen Verbände. In ihr haben sich die Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege auf Bundesebene, der Verbraucherzentrale Bundesverband und die Bundesarbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung zusammengeschlossen. Die AG SBV wurde im Jahr 2000 gegründet.
Regelmäßig erarbeitet sie Stellungnahmen und Positionen und wirkt an Gesetzgebungsverfahren mit, die für überschuldete Menschen von Bedeutung sind. Sie setzt sich für ein professionelles Hilfeangebot für überschuldete Menschen ein und kooperiert dazu eng mit Wissenschaft und Forschung.
Regelmäßig erarbeitet sie Stellungnahmen und Positionen und wirkt an Gesetzgebungsverfahren mit, die für überschuldete Menschen von Bedeutung sind. Sie setzt sich für ein professionelles Hilfeangebot für überschuldete Menschen ein und kooperiert dazu eng mit Wissenschaft und Forschung.
TikTok-Shop als neue Schuldenfalle?
Eine Forderung, die Hartwin Maas unterstützt. Der Zukunftsforscher vom Institut der Generationenforschung sieht die finanzielle Bildung junger Menschen vor großen Herausforderungen. Insbesondere angesichts neuer Konsumtrends und digitaler Zahlungsmethoden sei es wichtig, vor allem junge Menschen besser auf finanzielle Entscheidungen vorzubereiten.
Ein drastisches Beispiel ist für ihn der neue TikTok-Shop. Dieser habe das Potenzial, eine neue Schuldenfalle für junge Menschen zu werden. Produkte, die direkt aus Videos oder Livestreams von Influencern und Content-Creatoren heraus gekauft werden können, ohne Tiktok zu verlassen: Geld ausgeben sei nie einfacher gewesen. "Das Ganze erinnert an die TV-Shopping-Sendungen von früher", kritisiert Maas.
"Nur ist es TikTok in wesentlich kürzerer, nahbarerer und impulsiverer Art und Weise mit globaler Reichweite möglich, insbesondere junge Menschen dazu zu bringen, Geld für Produkte auszugeben, die sie nicht brauchen."
Neue Dimension der Überschuldung
Er plädiert ebenfalls für die Förderung unabhängiger Bildungsinitiativen, die objektives Finanzwissen vermitteln. Sowie für gezielte Informationskampagnen in sozialen Medien, um über Risiken und verantwortungsbewussten Umgang mit Geld aufzuklären.
Darüber hinaus spricht sich der Zukunftsforscher dafür aus, sogenannte "Buy Now, Pay Later"-Angebote zu regulieren, also die Möglichkeit einzuschränken, gekaufte Dinge erst später zahlen zu müssen. Sonst, so seine Prognose, würden wir eine völlig neue Dimension der Überschuldung, speziell bei der Generation Alpha - zwischen 2010 und 2024 geborene Kinder und Jugendliche -, erleben.
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