Richtiger Umgang mit Geld:Verschuldung junger Menschen nimmt zu
von Frank Bethmann
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Laut einer neuen Studie haben die Schulden ein Rekordhoch erreicht. Jugendliche werden zu Impulskäufen verführt, zahlen können sie später - oft schnappt dann die Schuldenfalle zu.
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Hierzulande sind immer mehr Jugendliche und junge Erwachsene verschuldet. Der Studie "Jugend in Deutschland 2025" zufolge hat ein Fünftel der 14 bis 29-Jährigen finanzielle Schulden. Das sei ein "Rekordhoch", sagt Kilian Hampel, Mitautor der Studie:
Wir sehen, wenn wir konkret danach fragen, wie viel Schulden hast Du als junger Mensch, dass der Wert kontinuierlich ansteigt in den letzten Jahren. Von 13 auf 15 Prozent, letztes Jahr 19 und nun auf 20 Prozent.
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Kilian Hampel, Mitautor der Studie "Jugend in Deutschland 2025"
Heiner Gutbrod tut sich schwer mit solchen Studien. Gutbrod arbeitet seit elf Jahren in der Jugendschuldnerberatung in Tübingen. Natürlich bestreitet der Diplom-Pädagoge nicht, dass das mit den zunehmenden Schulden ein Problem sei und das es junge Menschen gäbe, die in massiven finanziellen Schwierigkeiten seien, nur: "Ich kann mit diesen Dramatisierungen wenig anfangen."
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Schuldnerberater: "Die Jugend" an sich gibt es nicht
Den Sammelbegriff "die Jugend" gäbe es nicht, so Gutbrod. Zu ihm in die Schuldnerberatung kommen eher nicht die, die gradlinig durchs Leben gehen, sondern Menschen, bei denen es Brüche gibt. Ganz oft sind es junge Menschen, die, wie er es nennt, keine "finanziell hilfreichen Netzwerke" haben.
"Das sind ganz häufig Leute, die aus der Jugendhilfe kommen, wo das familiäre Netz brüchig oder finanziell nicht leistungsfähig ist. Oder die früh auf eigenen Beinen stehen und ganz viel selber bewältigen müssen. Das bilden Schuldenstatistiken aber gar nicht ab", kritisiert Gutbrod.
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Junge Menschen besonders anfällig für Impulskäufe
"Genau in diesen Brüchen aber ist angelegt", berichtet Gutbrod aus seinen Gesprächen mit Jugendlichen, "dass ich mir doch was wünsche oder doch das Gefühl habe, dass brauche ich jetzt, darauf kann ich jetzt nicht länger warten, um dabei zu sein."
Definieren über Konsum, insbesondere über Impulskäufe, bestätigt auch Studienautor Hampel, dafür seien Jugendliche und junge Erwachsene besonders anfällig:
Gehöre ich dazu, gehöre ich nicht dazu? Da geht es oft darum, schnell zu sein, schnell zu handeln, schnell bezahlen zu können und die Ware schnell zu erhalten.
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Kilian Hampel, Mitautor der Studie "Jugend in Deutschland 2025"
Die Gefahr ist allerdings groß, dass junge Menschen dabei den Überblick verlieren, insbesondere dann, wenn Zahlungsanbieter mit Slogans locken wie "kaufe heute, zahle später".
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"Klarnaschulden" - ein feststehender Begriff
Hampel, der auf Grundlage seiner Studien einen deutlichen Anstieg bei den Konsumschulden sieht, spricht von "Klarnaschulden", in Anlehnung an das schwedische Unternehmen Klarna, das - wie andere Zahlungsdienstleister auch - solche Zahl-Angebote zu einem späteren Zeitpunkt macht.
"Das ist inzwischen ein feststehender Begriff", so Hampel, "den wir bei unseren Befragungen häufig hören: 'Ich habe einen typischen Fehler bei der Klarna-Ratenzahlung gemacht. Ich habe mich verrechnet.' Dann kommt die Forderung, die man nicht fristgerecht zahlen kann." Und dann schnappt die Schuldenfalle zu.
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Inkasso-Industrie verdient gut an Zahlungsschwierigkeiten
Vor allem dann, wenn es nicht nur einmal, sondern mehrmals passiert. Die größten Schuldenfallen sind die Mobilität, also beispielsweise die Anschaffung eines Autos oder eines Smartphones. "Ohne Handy kann man heute, glaube ich, nicht mehr richtig Jugendlicher sein", sagt Gutbrod. Das Problem zunehmender Schulden hat aus seiner Sicht aber noch eine andere Ursache:
Wir haben ja auch einen großen Industriezweig in Deutschland, die Inkasso-Industrie, die gut daran verdient, dass Leute in solche Zahlungsschwierigkeiten geraten.
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Heiner Gutbrod, Jugendschuldnerberater
In der Praxis werde es immer schwieriger, mit Anbietern Vereinbarungen zu treffen, wenn etwas schief gelaufen ist, gewährt der Berater Einblick in seine Tätigkeit: "Probieren Sie mal bei Klarna, Vodafone oder einem Stromanbieter die Hotline zu erreichen." Gelingt das nicht, kommen häufig genug die Inkassofirmen ins Spiel.
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Schuldenhilfe ist auch Lebenshilfe
Junge Menschen, die in Gutbrods Jugendschuldnerberatung kommen, haben vor allem ein Problem: Sie haben keine Übersicht mehr. Deshalb sei der erste Schritt meistens: "Wir sortieren, was ist jetzt aktuell wichtig und vorrangig und was kann notfalls auch noch warten." Dann wird entschieden, ob die Betreffenden selber den Weg aus der Schuldenfalle schaffen oder ob die Schuldnerberatung den Schriftverkehr mit den Gläubigern übernehmen muss.
Hilfe bedeutet für den Diplom-Pädagogen nicht, den Lehrmeister zu spielen. "Junge Menschen", sagt Gutbrod, "dürfen Fehler machen." Nicht zuletzt sei Schuldenhilfe auch Lebenshilfe: "Junge Erwachsene sollten den Weg in den Job finden, die Ablösung vom Elternhaus hinkriegen und in Richtung Familie denken." Aber, so Gutbrod weiter: "Wenn die ganze Aufmerksamkeit immer auf den Schulden liegt, dann wird das nichts."
