Sinkende Kakaopreise:Wird Schokolade zu Weihnachten wieder billiger?
9,5 Kilo Schokolade pro Kopf werden in Deutschland gegessen, in den letzten Jahren wurde sie deutlich teurer. Jetzt sinken die Kakao-Preise - aber wird auch Schokolade günstiger?
Lecker, aber immer teurer: Schoko-Weihnachtsmänner werden auch dieses Jahr mehr kosten - trotz sinkender Kakaopreise (Symbolbild).
Quelle: dpaDer Kakaopreis an den Rohstoffbörsen ist im vergangenen Jahr auf Rekordniveau gestiegen. Schokolade wurde nochmal deutlich teurer. Seit einigen Monaten fallen die Rohkakaopreise wieder. Können Schokoladenfans auf niedrigere Preise hoffen?
Warum schwanken die Preise für Schokolade so stark?
Im Frühjahr 2023 lag der von der internationalen Kakaoorganisation (ICCO) ermittelte Tagespreis für Rohkakao bei deutlich unter 3.000 Euro pro Tonne. Anschließend kletterte er auf zwischenzeitlich deutlich über 10.000 Euro.
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08.02.2022 | 43:34 minLaut Finn Ole Semrau vom Kiel Institut für Weltwirtschaft geht der Anstieg auf erwartete Ernteausfällen in Westafrika zurück, ausgelöst durch Pflanzenkrankheiten und Extremwetter. "Während die Preise vor Ort moderat stiegen, kam es zu Spekulationen an den Terminbörsen", sagt Semrau.
Diese trieben die Preise der Termingeschäfte auf ein Rekordniveau. Die Folgen waren für Verbraucher spürbar. Milka-Hersteller Mondelez etwa erhöhte Anfang des Jahres nicht nur die Preise, sondern verkleinerte auch die Tafeln von 100 auf 90 Gramm.
Im Jahr 2024 wurden in Deutschland pro Kopf im Schnitt 9,5 Kilo Schokolade verzehrt. Am beliebtesten ist laut einer YouGov-Umfrage Vollmilchschokolade, gefolgt von Zartbitter- und weißer Schokolade. Eine Tafel kostete laut Statistischem Bundesamt im September im Schnitt 75 Prozent mehr als 2020. Insgesamt haben sich Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke seitdem "nur" um etwa 37 Prozent verteuert.
Quelle: dpa
Im Laufe dieses Jahres fiel der Kakaopreis wieder, Mitte Oktober rutschte er auf unter 5.000 Euro - und damit etwa auf das Niveau von Anfang 2024. Der Rückgang sei eine Korrektur nach der Überhitzung, sagt Semrau. Er warnt: Die Lage bleibe aber angespannt. Rohstoffanalyst Oran van Dort von der Rabobank erklärt den Rückgang mit einem erwarteten Überschuss in der aktuellen Erntesaison. Zudem hätten die hohen Preise die Nachfrage nach Schokolade gesenkt.
Sinken die Preise für Kunden in Deutschland?
Eher nicht. Es sei nicht zu erwarten, dass die Preise nachgeben, heißt es etwa von Ritter Sport. Unternehmen aus der Branche verweisen auf hohe Kosten für Personal, Energie und Transport. Der Kakaopreis sei gefallen, aber weiterhin hoch.
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08.07.2025 | 2:26 minAuch Experte Semrau glaubt nicht an eine schnelle Entlastung. Preisrückgänge bei Rohstoffen würden in der Praxis nicht automatisch oder vollständig weitergereicht. Rabobank-Analyst Oran van Dort prognostiziert einen langsamen Preisrückgang in den nächsten zwei Jahren, aber nicht auf das alte Niveau.
Der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie betont: Die Endverbraucherpreise lege der Lebensmitteleinzelhandel fest, nicht die Hersteller. Normalerweise gäben die Händler sinkende Kosten weiter, sagt Philipp Hennerkes, Geschäftsführer des Bundesverbandes des Deutschen Lebensmittelhandels.
Der Handel würfelt die Preise nicht.
Philipp Hennerkes, Geschäftsführer des Bundesverbandes des Deutschen Lebensmittelhandels
Wie entwickelt sich der Kakao-Preis weiter?
Kakao bleibe wetteranfällig und sei einer der schwankungsanfälligsten Märkte überhaupt, sagen die Experten. Langfristig ist deshalb wohl nicht mit einer stabilen oder dauerhaft niedrigen Preisentwicklung zu rechnen, wobei sich bei Kakao Preisänderungen auf dem Weltmarkt für Verbraucher meistens deutlich verzögert auswirken. Strukturelle Probleme wie geringe Produktivität, fehlende Investitionsanreize und klimatische Risiken bestehen laut Semrau weiterhin.
In eine gute Schokolade gehört Kakao - oder eben nicht: Geröstete Sonnenblumenkerne können für einen ähnlich schokoladigen Geschmack sorgen und sind zusätzlich noch nachhaltiger.
21.12.2024 | 1:11 minExperte van Dort hält dennoch eine mögliche Überproduktion in den kommenden Jahren für denkbar. Viele Regionen hätten auf die hohen Preise mit Überpflanzungen reagiert. Das könnte die Preise drücken. Dazu kommt eine hohe Konzentration auf Kleinbauern in Westafrika. Diese liefern rund 70 Prozent der weltweiten Kakaoernte.
Wie teuer sind Schokoladenprodukte vor Weihnachten?
Viele der beliebten Leckereien sind deutlich teurer geworden, wie eine Auswertung der Vergleichsapp Smhaggle zeigt. Schoko-Weihnachtsmänner kosten je nach Marke und Größe bis zu 25 Prozent mehr als im vergangenen Jahr, in manchen Fällen sogar 67 Prozent mehr. Der Preis für eine 250-Gramm-Packung Dominosteine liegt rund 25 Prozent höher als im Vorjahr. Für 300 Gramm Lebkuchenherzen zahlen Verbraucher bis zu 60 Prozent mehr.
ZDFheute Infografik
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Sinkende Kakaopreise wirkten sich derzeit kaum auf die Abgabepreise aus, sagt ein Sprecher des Süßwarenherstellers Lambertz. Das Unternehmen habe bereits im Juni mit der Produktion von Weihnachtsgebäck wie Lebkuchen und Dominosteinen begonnen - und sich zu Jahresbeginn mit den nötigen Rohstoffen eingedeckt.
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