Nina Warken unter Druck:Steigen 2026 Beiträge für gesetzlich Versicherte?
Die Ausgaben der Krankenkassen steigen, mehr Geld vom Bund soll es aber nicht geben. Gesundheitsministerin Nina Warken will höhere Beiträge dennoch verhindern.
Die Beiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung könnten 2026 erneut steigen.
Quelle: dpaEs sind riesige Summen, die fehlen: vier Milliarden Euro im kommenden Jahr bei der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), bei der Pflegeversicherung sind es zwei Milliarden. Die Ausgaben der Kassen seien "ungebrochen hoch", stellt Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU) fest:
Der Handlungsbedarf ist klar: Wir brauchen kurzfristige Maßnahmen und langfristig wirkende Strukturreformen.
Nina Warken, Gesundheitsministerin
Schon jetzt spüren Versicherte die gestiegenen Kosten: Seit Anfang des Jahres liegt der durchschnittliche Zusatzbeitragssatz der gesetzlichen Krankenversicherung bei rund 2,5 Prozent - das sind 0,8 Prozentpunkte mehr als 2024.
Nächstes Jahr drohen angesichts der Ausgabesteigerungen nun weitere Beitragserhöhungen. Dann könnte der Zusatzbeitrag bei drei Prozent oder mehr liegen, schätzt der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherungen.
"Wir geben zu viel Geld aus und in der Qualität sind wir nicht so, wie wir sein müssen", so Oliver Blatt, Vorstandsvorsitzender GKV-Spitzenverband zur Finanzierungslücke der gesetzlichen Krankenversicherungen.
20.08.2025 | 4:58 minKoalition will nicht, dass Beiträge erneut steigen
"Wir haben keine Zeit zu verlieren", betont die Gesundheitsministerin. Die schwarz-rote Koalition sei sich einig, dass die Routine von zu Jahresbeginn steigenden Beiträgen durchbrochen werden müsse.
Die Kassen sind da skeptisch. Man freue sich, dass die Ministerin sich für Beitragsstabilität einsetze, sagt Oliver Blatt, Vorsitzender des GKV-Spitzenverbandes, nur:
Wir vermissen bis heute, dass die Politik sich nicht äußert, wie sie gedenkt, das zu tun.
Oliver Blatt, GKV-Spitzenverband
Viele Möglichkeiten hat die Gesundheitsministerin nicht. Mehr Geld aus dem Bundeshaushalt soll es nicht geben, um Beitragssteigerungen abzuwenden, heißt es nach dem Abschluss der Haushaltsberatungen.
Die Arbeitgeberverbände lehnen eine Erhöhung der Krankenkassenbeiträge ab. SPD-Gesundheitsexperte Pantazis hatte höhere Beiträge für Gutverdiener vorgeschlagen.
12.06.2025 | 0:25 minKrankenkassen fordern Moratorium
Die SPD betont, sie erwarte nun Vorschläge der Gesundheitsministerin mit Blick auf den Etat 2026. Derweil fordern Kassenvertreter ein Ausgabenmoratorium: "Eine gesetzliche Regelung, dass wir nicht mehr ausgeben dürfen, als wir einnehmen", sagt Oliver Blatt.
Die Preis- und Honorarzuwächse dürften nicht schneller steigen als die tatsächlichen Einnahmen der Krankenkassen. Die Gesundheitsministerin hingegen ist beim Ausgabemoratorium eher zurückhaltend: Es seien viele Vorschläge im Gespräch.
Den gesetzlichen Krankenversicherungen könnte laut Expertengremium 2025 eine Finanzierungslücke von 47 Milliarden Euro entstehen. Dabei zahlen die Beitragszahler nicht nur für Ärzte und Medizin.
03.06.2025 | 8:02 minWarken plant Expertenkommission für Strukturreformen
Selbst wenn es der Ministerin gelingen sollte, drohende Beitragssteigerungen kurzfristig für 2026 abwenden, so besteht weiter das Grundproblem.
Die Beiträge bleiben absehbar "unter Druck", so Warken. Noch in diesem Monat will sie eine Expertenkommission einberufen, die bis zum nächsten Frühjahr Vorschläge für tiefgreifende Strukturreformen machen soll. Das soll ermöglichen, ab 2027 die Beiträge zu stabilisieren.
Erstmal zeigen sich die Kassen enttäuscht von Warkens Reaktion auf das Milliardenloch. Statt jetzt entschlossen zu handeln, werde darauf gewartet, dass irgendwo noch Geld im Bundeshaushalt auftaucht, kritisiert die AOK-Vorstandsvorsitzende Carola Reimann.
Das ist Politik nach dem Prinzip Hoffnung.
Carola Reimann, AOK
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