Welche Herausforderungen die Branche hat:"Handwerk macht nicht reich, aber glücklich"
von Christian Hauser
Dem Handwerk ging es schon besser. Bürokratie, Fachkräftemangel und gestiegene Kosten belasten. Warum drei Geschwister dennoch im Jahr 2026 eine Schreinerei übernehmen.
Steigende Kosten, Bürokratie und unsichere Energiepreise setzen dem Handwerk zu. Viele Betriebe fordern klare Reformen – und fragen sich, welche Perspektiven 2026 wirklich Hoffnung machen.
17.12.2025 | 2:32 minNina Follmann steht vor einer massiven Eichenholzplatte, schätzungsweise vier mal acht Meter groß. Später einmal wird daraus ein Besprechungstisch. Bis zu zehn Personen werden daran Platz finden. Zuerst müssen aber unter anderem noch die Kanten mit einem Bündigfräser sauber abgerundet werden.
Handwerksbetrieb vom Vater übernehmen
Follmann ist Schreinermeisterin. Gemeinsam mit ihren beiden Brüdern übernimmt sie im kommenden Jahr die Schreinerei ihres Vaters in Föhren bei Trier. Doch wie kommt man darauf, als junger Mensch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten einen Handwerksbetrieb zu übernehmen?
Das Handwerk sei schon immer Teil des Familienlebens gewesen, sagt Follmann. "Es war kein bestimmter Tag, an dem wir das entschieden haben, sondern da ist man einfach so ein bisschen reingewachsen." Irgendwann sei die Entscheidung gereift: "Wir machen das weiter, alle drei zusammen."
Selbst vor Weihnachten sparen die Deutschen ihr Geld gerade lieber als es auszugeben. Seit der Finanzkrise 2008 war die Sparneigung nicht mehr so hoch, zeigt eine Auswertung.
19.12.2025 | 0:57 minVerantwortung teilen, Herausforderungen auch
Mit der Betriebsübernahme verteilt sich die Verantwortung künftig auf mehrere Schultern - ebenso die aktuellen Herausforderungen: Bürokratie, steigende Kosten, wirtschaftliche Unsicherheit.
"Es wird immer ein stetiges Auf und Ab geben", sagt Noch-Chef und Vater Kurt Follmann mit Blick auf die aktuelle Lage im Handwerk. "Es nützt nichts, immer nur Trübsal zu blasen und überall die Schuldigen zu suchen. Man muss es selbst angehen, dann funktioniert es auch."
In einigen Handwerksbetrieben sind bereits KI-gesteuerte Tools im Einsatz. Zum 75. Jubiläum des deutschen Handwerks schauen wir darauf, wie wichtig KI in Handwerksbetrieben ist.
12.06.2025 | 1:44 minWarten auf den wirtschaftlichen Aufschwung
Eine Krisenstimmung wie in Teilen der Industrie gibt es im Handwerk nicht, doch das Vor-Corona-Niveau ist nach wie vor nicht wieder erreicht, wie der Geschäftsklimaindex des Zentralverbands des Deutschen Handwerk (ZdH) zeigt. Viele Betriebe warten weiter auf wirtschaftlichen Aufschwung.
"Wir erkennen an, dass schon viel gemacht wurde von der neuen Bundesregierung", sagt Jörg Dittrich, Präsident des ZdH. "Wir sehen aber ganz deutlich, es reicht nicht, wir müssen noch wesentlich mehr tun."
Volle Auftragsbücher, aber kaum Personal – im Handwerk herrscht akuter Fachkräftemangel. Unsere Mima-Live-Reporterin Saadet Czapski begleitet einen Dachdeckerbetrieb in Berlin-Köpenick bis hoch aufs Kirchendach. Vor Ort wird klar: Ohne Nachwuchs geht bald nichts mehr.
16.06.2025 | 8:58 minFachkräftemangel bleibt zentrales Problem
Ein Beispiel sei die nach wie vor schwache wirtschaftliche Lage: Wenn es der gesamten Wirtschaft nicht gut geht, dann geht es auch dem gesamten Handwerk nicht gut", so Dittrich.
Zentrales Problem bleibe aber nach wie vor der Fachkräftemangel. Einige Berufe wie Bestatter oder auch Schornsteinfeger seien sehr gefragt, andere wie Friseur hingegen weniger.
Gegen den Fachkräftemangel: Junge Auszubildende nutzen Social Media, um für ihren Beruf zu begeistern. Sie zeigen, was eine Ausbildung attraktiv macht.
28.02.2025 | 1:36 minBerufsberaterin: Chancen im Handwerk nutzen
Lea Fleuth, Berufsberaterin bei der Arbeitsagentur in Düsseldorf, sieht große Chancen im Handwerk: "Der Ausbildungsmarkt ist immer noch konstant im Gegensatz zu anderen Bereichen, wo Arbeitgeber sich eher zurückziehen", sagt Fleuth.
Der Verdienst spielt natürlich auch immer eine Rolle bei Jugendlichen.
Lea Fleuth, Berufsberaterin bei der Agentur für Arbeit in Düsseldorf
Zugleich biete das Handwerk gute Möglichkeiten zur Weiterbildung und Selbstständigkeit - gerade in unsicheren Zeiten. Spezialisierungen etwa im Bereich Solar- oder Smart-Home-Technik könnten zusätzlich attraktiv sein.
Das Kabinett hat die Aktiv-Rente beschlossen: Rentner dürfen künftig bis zu 2.000 Euro monatlich steuerfrei hinzuverdienen – auch als Beitrag gegen den Fachkräftemangel.
15.10.2025 | 1:23 minLaut ZdH sind etwa 200.000 Stellen im Handwerk unbesetzt. Es fehle an Menschen, die Betriebe gründen oder übernehmen wollen. Bei den Follmanns ist die Nachfolge gelungen.
Unser Handwerk macht nicht reich, aber es macht glücklich.
Kurt Follmann, Schreinermeister
Optimistisch blicken Nina Follmann und ihre Geschwister aufs kommende Jahr. Schon jetzt haben sie volle Auftragsbücher bis weit ins Frühjahr. Kein fester Garant für die Zukunft, aber ein Zeichen, dass sich Verantwortung noch immer lohnen kann.
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