Neue Sicherheitsvorgaben der EU:Spielzeug: Diese Giftstoffe werden verboten
Die EU will Kinderspielzeuge sicherer machen - und verbietet eine Reihe an schädlichen Chemikalien. Was Eltern jetzt wissen müssen.
Die EU verschärft Spielzeug-Sicherheitsregeln: strengere Chemikalienlimits, klare Kennzeichnung, Vorgaben für Online-Handel. Ziel: mehr Schutz für Kinder und Verbraucher.
25.11.2025 | 1:42 minBausteine, Puppen und Eisenbahnen sollen in der Europäischen Union in Zukunft weniger schädliche Chemikalien enthalten. Das EU-Parlament beschloss am Dienstag eine Neuauflage der europäischen Sicherheitsvorgaben für Spielzeug, die sogenannte Ewigkeitschemikalien (PFAS) sowie eine Reihe hormonverändernder und krebserregender Stoffe in den Waren verbietet. Dies gilt für in der EU hergestelltes Spielzeug ebenso wie für Einfuhren aus Drittländern.
Die neuen Regeln gelten grundsätzlich für Spielzeuge, die für Kinder unter 14 Jahren gedacht sind. Sie gelten nicht für Lernmaterial oder Sammlerstücke, die sich hauptsächlich an Erwachsene richten. Das Gesetz enthält eine Liste der Chemikalien, die künftig verboten sind. Darunter sind PFAS (Per- und polyfluorierte Chemikalien).
Sie sind in Pfannen, Regenjacken oder Verpackungen und letztlich auch im Wasser: Sogenannte gesundheitsschädliche Ewigkeitschemikalien. In Belgien ist das Problem besonders groß.
15.10.2025 | 5:51 minPFAS ist eine Abkürzung für per- und polyfluorierte Chemikalien, es sind mehr als 10.000 verschiedene Stoffe. PFAS kommen nicht in der Natur vor, sondern wurden vom Menschen geschaffen und werden erst seit den späten 1940ern hergestellt und eingesetzt. Sie sind extrem stabil und langlebig und werden darum auch "Ewigkeitschemikalien" genannt. Sie sind wasser-, fett- und schmutzabweisend, sorgen also dafür, dass in der Pfanne nichts anbrennt und die Regenjacke wirklich dicht ist. Sie finden sich in Skiwachs, Fast Food Verpackungen, aber auch in Feuerlöschschaum und Pestiziden.
Bisher sind nur einige PFAS-Verbindungen in der EU reguliert oder verboten, zum Beispiel PFOS, PFOA oder PFHxS.
Chemisch gesehen bestehen die organischen Verbindungen aus Kohlenstoffketten verschiedener Längen, bei denen die Wasserstoffatome vollständig (perfluoriert) oder teilweise (polyfluoriert) durch Fluoratome ersetzt sind. Am häufigsten werden perfluorierte Carbon- und Sulfonsäuren sowie deren Vorläuferverbindungen verwendet. PFAS, die zu diesen persistenten perfluorierten Stoffen abgebaut werden können, bezeichnet man manchmal als Vorläuferverbindungen. Ein Abbauprodukt vieler PFAS ist der Stoff Trifluoressigsäure (TFA).
Öffentliches Aufsehen erregten diese Ewigkeits-Chemikalien unter anderem in den USA durch den Skandal um den Chemiekonzern "DuPont" und ein Gerichtsverfahren, das in den 1990ern begann. Der Fall wurde als "Vergiftete Wahrheit" (englisch: Dark Waters) verfilmt.
Quellen: Bundesministerium für Umwelt, Verbraucherzentrale
Ausgenommen von diesem Verbot sind elektronische Komponenten in Spielwaren, die für Kinder unerreichbar sind, also etwa im Inneren einer Puppe verbaut sind. PFAS sind in der Natur kaum abbaubar. Der wiederholte oder dauerhafte Kontakt mit den Chemikalien wird unter anderem mit diesen Gefahren in Verbindung gebracht:
- Leberschäden
- ein hoher Cholesterinspiegel
- verminderte Immunreaktion
- sowie verschiedene Krebsarten
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Zur Liste der verbotenen Stoffe kommen zudem sogenannte endokrine Disruptoren, die den Hormonhaushalt von Mensch und Tier stören. Sie sind besonders in Pestiziden und Pflanzenschutzmitteln, aber auch in Spielzeug, Kosmetika und Lebensmittelverpackungen zu finden. Auch Biozidprodukte - etwa Insektengifte - dürfen künftig nicht mehr in Spielwaren zu finden sein. Ausgenommen davon ist Spielzeug, das nur im Freien verwendet wird.
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von Florence-Anne Kälble