Weltweites Labubu-Fieber: Der Monster-Hype aus China
Hype um Plüsch-Monster aus China:Warum das Stofftier Labubu so beliebt ist
von Elisabeth Schmidt, Peking
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Große Augen, spitze Ohren, eine Art Krokodil-Grinsen: Das sind Labubus. Mit einer cleveren Marketingidee erobern die Monster aus China gerade die Welt. Was hinter dem Hype steckt.
Breites Grinsen, scharfe Zähne: Das Stofftier Labubu erobert China - und zwar die Erwachsenenwelt. Ein Exemplar des Plüsch-Monsters erzielte bei einer Auktion die Rekordsumme von 150.000 Euro.04.07.2025 | 3:25 min
Da Shuo ist ein erwachsener Mann Mitte dreißig, lebt in Peking, ist verheiratet, hat keine Kinder - dafür aber Labubus im Wert von gut 2.000 Euro. Er sammelt die Plüschfiguren seit ein paar Jahren.
Das Verrückteste, was ich mal gemacht habe, ist, dass ich nach Japan geflogen bin, um diesen König zu kaufen.
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Da Shuo, Labubu-Fan
Der chinesische Sammler Da Shuo ist stolz auf seine Labubus.
Quelle: zdf
Da Shuo zeigt auf eine Labubu, die ein bisschen viktorianisch aussieht mit rotem Purpur-Mantel, weißer Halskrause und großer goldener Krone.
In China kann man die gerade nicht kaufen. Ich hatte Angst, dass der Preis noch weiter hochgeht.
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Da Shuo, Labubu-Fan
Deshalb flog Da Shuo nach Japan, um das Plüsch-Monster mit den neun spitzen Zähnen zu ergattern. Labubus bringen "positive Energie für alle", sagt er, "gerade nach einem stressigen Arbeitstag".
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Labubus kann man in einer Art Überraschungsei kaufen
Labubus sind irgendwie süß und hässlich zugleich. Labubu ist weiblich und Teil einer ganzen Monster-Serie, die der Hongkonger Künstler Kasing Lung 2015 entworfen hat. Dabei habe er sich von nordischer Mythologie inspirieren lassen. Weitere Monster der Serie sind Zimomo, Mokoko, Pato, Spooky und Tycoco.
In Peking wurde sogar ein Labubu-Freizeitpark gebaut.
Quelle: AFP
Seit 2019 kooperiert Kasing Lung mit der Pekinger Spielzeug-Firma Pop Mart - und die hatte eine geniale Marketing-Idee: Einen großen Teil der Labubus kann man nur in einer sogenannten "Blind Box" kaufen: ein bisschen wie ein Überraschungsei. In jeder Box steckt eine andere Figur, man weiß nie, welche man bekommt.
Seltene Labubus sind besonders beliebt
Es gibt seltene Figuren, die Fans unbedingt haben wollen. Der Jagdtrieb scheint perfekt getriggert zu sein. Pop Mart verkauft auch andere Spielzeug-Figuren in Blind Boxes.
Aber es waren die Labubu-Verkäufe, die das Wachstum der Firma massiv ankurbelten. Laut Forbes-Magazin erreichte eine Labubu-Serie im ersten Halbjahr 2024 einen Umsatz von rund 810 Millionen US-Dollar.
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Unboxing-Hype im Internet
In den Sozialen Medien finden sich unzählige Videos, in denen User - keine Kinder, sondern Erwachsene - zeigen, wie sie eine Blind Box auspacken und sich frenetisch über ihre Labubu freuen. Spätestens seit Prominente wie Rihanna, Dua Lipa, Kim Kardashian oder Sängerin Lisa von Blackpink Fotos mit Labubus gepostet haben, scheint sich der Hype weltweit auszubreiten.
Popstar Rihanna (hier während der Met Gala in New York) ist ein Fan von Labubus.
Quelle: action press
Labubus kosten zwischen zehn und 100 Euro
Nicht nur in China, auch in den USA und Europa gibt es regelmäßig lange Schlangen vor den Läden, die Labubus verkaufen. Immer wieder sieht man auch Fans, die sich regelrecht prügeln, um an eine Blind Box zu kommen.
In Peking wurde vor wenigen Wochen auf einer Auktion eine menschengroße Labubu für umgerechnet knapp 150.000 Euro versteigert. Die kleineren Plüsch-Monster sind - je nach Größe - für deutlich weniger zu haben: In China liegt der Preis zwischen zehn und 100 Euro.
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Für viele Chinesen sind Labubus eine emotionale Stütze
Der Hype um die Plüschfiguren ist in China umso erstaunlicher, läuft doch die Wirtschaft gerade schlecht. Konsumenten achten auf ihr Portemonnaie.
Labubu-Sammler Da Shuo erzählt, dass er abends mit seiner Frau gerne seine Figuren umzieht - neue Klamotten, Schuhe, Accessoires - und dann mit ihnen Fotos macht.
Viele junge Leute wollen heute keine Kinder mehr bekommen. Die Labubus sind für sie eine emotionale Stütze. Sie sammeln sie und bauen so ihr Hobby aus.
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Da Shuo, Labubu-Fan
Jiang Zaozao, die Kuratorin, die die Labubu-Auktion in Peking organisiert hat, sagt: "Ich denke, alles, was selten ist und einen emotionalen Wert besitzt, ist ein Kunstwerk und kann versteigert werden. Das Leben ist stressig. Es ist nur verständlich, dass die Leute Geld für ein Vergnügen ausgeben, das erschwinglich ist."
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Labubu-Läden kommen nach Deutschland
Ob als Trost in Krisenzeiten, Kinderersatz oder witziges Sammlerstück: Nicht nur in China, auch in Europa werden Labubus wohl bald überall zu sehen sein. Der Labubu-Hersteller Pop Mart wird Ende Juli in Berlin sein erstes Geschäft in Deutschland eröffnen.
Elisabeth Schmidt ist Asien-Korrespondentin im ZDF-Studio Peking.