Allzeithoch der Kryptowährung:Warum der Bitcoin Rekorde bricht
von Dennis Berger
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Der Bitcoin hat am Montag ein neues Allzeithoch erreicht. Einer der Gründe ist die von der US-Regierung ausgerufene "Crypto Week": Krypto soll salonfähig werden.
Der Bitcoin hat einen neuen Rekordwert erreicht. (Symbolbild)
Quelle: dpa/Fernando Gutierrez-Juarez
Bitcoin ist tot, lange lebe Bitcoin. Die weltgrößte Kryptowährung wurde schon oft abgeschrieben und in Schlagzeilen beerdigt, doch immer wieder überrascht die Cyberdevise mit neuen, zuvor unvorstellbaren Rekorden: Der Bitcoin kletterte - mal wieder - auf den höchsten Wert seiner Geschichte.
Am Montag sprang der Kurs auf 123.200 US-Dollar, etwa 105.000 Euro. Bereits in der Vorwoche hatte er mit 116.000 US-Dollar einen Rekordwert erreicht. Experten führen den Anstieg vor allem auf die kryptofreundlichen Pläne der US-Regierung unter Donald Trump zurück.
Krypto-Woche in den USA
Seit Trumps Wahlsieg hat der Bitcoin-Kurs um rund 75 Prozent zugelegt. Er versprach, die USA zur "Bitcoin-Hauptstadt der Welt" zu machen. Lange blieb es nur bei Worten, doch nun zieht Washington das Tempo an: Die Regierung erklärte diese Woche zur "Crypto Week", zu deutsch "Krypto-Woche".
Donald Trump will die USA zur "Bitcoin-Supermacht der Welt" machen - nach seinem Wahlsieg stieg die Kryptowährung auf ungeahnte Höhen. 15.12.2024 | 3:02 min
Bis Freitag will der US-Kongress über Gesetze entscheiden, die Krypto voranbringen könnten. Kryptowährungen sind in den USA auf Bundesebene nicht reguliert, die einzelnen Bundesstaaten gewähren der Branche mal mehr und mal weniger Freiheiten. Das soll sich jetzt ändern: Der sogenannte Clarity Act und der Genius Act stehen kurz vor ihrer Umsetzung, sollte der Kongress zustimmen.
Klare, aber laxe Regeln geplant
Die Gesetze sollen Kryptowerte klarer definieren - entweder als Wertpapiere oder als digitale Güter. Unter Ex-Präsident Joe Biden war die Einstufung von Kryptowerten als Wertpapiere ein Streitpunkt zwischen Regierung und Kryptobranche.
Denn als Wertpapiere würden Kryptowährungen steuerliche Vorteile verlieren und die Anbieter müssten sich restriktiveren Regeln unterwerfen - zum Beispiel gelten für sie keine Offenlegungspflichten wie für Banken. Unter Trump könnten die Pro-Krypto-Gesetze laut Experten enorme Auswirkungen haben.
Volker Brühl, Geschäftsführer des Center for Financial Studies an der Goethe-Universität Frankfurt am Main, sagt:
Die neuen Gesetze sollen das Vertrauen von vor allem institutionellen Anlegern stärken.
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Volker Brühl, Goethe-Universität Frankfurt am Main
Mit Hilfe der Tech-Giganten aus dem Silicon Valley hat Donald Trump das Weiße Haus zurückerobert. Wer sind diese Milliardäre? Was wollen sie erreichen?04.03.2025 | 44:05 min
In der Branche sind die Hoffnungen groß. Timo Emden, Analyst bei Emden Research, sagt:
Dass ein US-Präsident die Kryptobranche umarmt, schafft der Anlageklasse zusätzliche Akzeptanz.
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Timo Emden, Emden Research
Doch die neuen Regeln bergen auch Gefahren, sagt Emden. Der Analyst hat sich auf Krypto-Werte spezialisiert. Unter Biden wurden die Krypto-Bros an die Kandare genommen und kritisch beäugt. Trump will offenbar das Gegenteil. Das könnte problematisch werden, sagt Emden.
Eine zu lasche Regulierung könnte im Gegenzug zwielichtige Akteure anlocken, was das Vertrauen in den Markt gefährden dürfte.
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Timo Emden, Emden Research
Es bestehe das Risiko, dass die Daumenschrauben durch die neuen Gesetze zu stark gelockert werden und der "Wilde Westen" ohne klares Regelwerk wieder Einzug erhält, mahnt Emden.
Die Kryptowährung Bitcoin elektrisiert die Finanzwelt. Doch die Risiken, beim Investment auf Betrüger hereinzufallen, sind enorm.28.05.2024 | 10:06 min
Mainstream treibt die Kurse
Krypto wird mittlerweile auch aus der klassischen Finanzwelt befeuert: Institutionelle Anleger wie Banken, Unternehmen und Vermögensverwalter investieren zunehmend in Bitcoin oder Ethereum - Ethereum ist nach Marktkapitalisierung die zweitgrößte Kryptowährung.
Banken und Vermögensverwalter sammeln auch massiv Kundengelder über sogenannte Spot-ETFs ein. Spot-ETFs sind börsengehandelte Fonds. Sie bilden den aktuellen Marktpreis von Bitcoin oder Ethereum ab, indem sie die Kryptowährungen tatsächlich halten.
Jüngst verzeichneten Krypto-ETFs einen rekordverdächtigen Zulauf in den USA. Laut dem Vermögensverwalter CoinShares stieg das verwaltete Gesamtvermögen auf 211 Milliarden Dollar.
Anton wurde Opfer von Krypto-Scam - eine Form des Online-Anlage-Betrugs. Er hat 700.000 Euro verloren. Es ist eine weit verbreitete Betrugsmasche. So gehen die Täter vor. 22.06.2024 | 1:29 min
Emden: Lockerung ist "Zünglein an der Waage"
Am Donnerstag erreichten Bitcoin-ETFs einen der höchsten Tageszuflüsse aller Zeiten: Der Bitcoin-ETF von Blackrock, dem weltweit größten Vermögensverwalter, sammelte 448 Millionen Dollar ein. In den USA spielen ETFs eine zentrale Rolle in der Altersvorsorge - nun fließen Milliarden in Bitcoin.
Emden sieht das steigende institutionelle Interesse und die Aussicht auf eine weitere Lockerung der regulatorischen Daumenschrauben in den USA als "Zünglein an der Waage".
"Entscheidender Katalysator für den anhaltenden Risikoappetit ist und bleibt die Hoffnung, dass in den kommenden Tagen der regulatorische Rahmen für die Branche und somit das Fundament für ein kryptofreundliches Washington gelegt wird."
Liegt es auf dem Konto, verliert das eigene Geld gerade schnell an Wert. Um dem entgegenzuwirken, kann Investieren sinnvoll sein. ZDFheute live über kluge Anlagemöglichkeiten.15.12.2022 | 46:10 min
Was bedeutet das für Anleger?
Während Banken wie Standard Chartered oder Analystenhäuser wie Bernstein einen Bitcoin-Kurs von 200.000 Dollar für erreichbar halten, bleiben Bitcoin und Co. für Privatanleger eine hochriskante Angelegenheit. Emden warnt:
Auch mit einer Regulierung und weiterer Akzeptanz der Anlageklassen dürfte Krypto eine hochspekulative Anlage mit Achterbahn-Ausschlägen bleiben.
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Timo Emden, Emden Research
Brühl sieht in Bitcoin keinen tatsächlichen Wert:"Anleger müssen weiter mit hohen Verlusten rechnen."
Auch der Handelsstreit zwischen den USA und ihren Handelspartnern "dürfte somit weiterhin als klassisches Damoklesschwert über den Köpfen der Investoren schweben", sagt Emden.
Dennis Berger arbeitet im Team Wirtschaft und Finanzen.