Krieg in der Ukraine: Offensive statt echte Verhandlungen?

Krieg in der Ukraine:Offensive statt echte Verhandlungen?

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Oberst Reisner ist vor einer Karte der Ukraine mit aktuellem Frontverlauf abgebildet.

Während in Istanbul direkte Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine stattfinden sollen, bereitet Russland offenbar eine neue Offensive vor. Oberst Reisner bei ZDFheute live.

Es sollten die ersten direkten Gespräche zwischen russischen und ukrainischen Delegationen seit drei Jahren sein. Monatelang hatten die beiden Kriegsparteien nur über Vermittler miteinander gesprochen. Heute sollten dann Vertreter aus Moskau und Kiew in Istanbul gemeinsam an einem Tisch sitzen. Zwei wichtige Akteure hatten bereits angekündigt, nicht an möglichen Gesprächen teilzunehmen: Der ukrainische Präsident Selenskyj und sein russischer Amtskollege. Dabei war es Putin selbst, der das Treffen vorgeschlagen hatte. Der ukrainische Präsident erklärte, er sei weiterhin zu Gesprächen mit Putin bereit.

Treffen der Nato-Außenminister

Die Lage in der Ukraine und eine mögliche Waffenruhe im Angriffskrieg waren auch beim Treffen der Nato-Außenminister bei der türkischen Stadt Antalya das beherrschende Thema. Gemeinsam positionierten sich die Politiker hinter Kiew. Sie forderten beide Kriegsparteien auf, sich in gemeinsamen Gesprächen auf einen Waffenstillstand zu einigen und einen wirklichen Friedensprozess zu beginnen. Denn die Kämpfe halten an. Bei einem Raketenangriff auf die ukrainische Stadt Sumy sollen laut örtlichen Behörden drei Menschen getötet worden sein.  
Was bedeuten die für heute wohl abgesagten Gespräche zwischen Russland und der Ukraine für den weiteren Kriegsverlauf? Welche Strategien verfolgen die Kriegsparteien – an der Front aber auch am Verhandlungstisch? Darüber spricht Christina Ungern-Sternberg bei ZDFheute live mit Oberst Markus Reisner vom österreichischen Bundesheer. Aus Istanbul ordnet ZDF-Korrespondent Armin Coerper die russisch-ukrainischen Verhandlungen ein. Wie die Ukraine auf das Geschehen schaut, erläutert ZDF-Reporterin Alica Jung.

Frühere Gespräche ergebnislos 

Seit Kriegsbeginn vor mehr als drei Jahren haben sich Russland und die Ukraine immer wieder gegenseitig vorgeworfen, kein echtes Interesse an Friedensverhandlungen zu haben. Vergangenes Wochenende hatte Putin dann - als Reaktion auf einen europäischen Vorstoß für eine 30-tägige Feuerpause in der Ukraine - direkte Verhandlungen mit der ukrainischen Seite vorgeschlagen. Selenskyj bot daraufhin an, dort direkt mit Putin verhandeln zu wollen. Das Treffen sollte heute in Istanbul stattfinden.  
Bislang hatten hauptsächlich Gespräche zwischen den Konfliktparteien allein über Vermittler stattgefunden. Zuletzt haben US-Präsident Trump und seine Regierungsvertreter diese Rolle übernommen. Mithilfe der USA haben entsprechende Verhandlungen im März in Saudi-Arabien stattgefunden. Die russische und ukrainische Delegation trafen hier nicht direkt aufeinander. Auch eine grundlegende Einigung der Kriegsparteien blieb aus.  

Direkte Verhandlungen zuletzt 2022

Direkte Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine über eine Beendigung des Krieges hat es zuletzt 2022 nach Kriegsbeginn gegeben - in der Türkei. Moskau wollte einem Abkommen schon damals nur unter bestimmten Bedingungen zustimmen. Unter anderem wollte Putin die Sicherheit der Ukraine nur dann garantieren, wenn Russland hätte mitbestimmen können, wie viel Einfluss andere Staaten auf die territoriale Integrität des Landes haben.  
Mit Material von ap, afp, dpa, Reuters  

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