Radsport - Tour de France:Politt: Pogacars wertvollster Helfer
von Stephan Klemm
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Nils Politt ist bei der Tour de France der wertvollste Arbeiter für den Toursieger und Topfavoriten Tadej Pogacar. Zuletzt gab es großes Lob vom Chef für den Radprofi aus Köln.
Gemeinsam bei der Tour de France unterwegs: Nils Politt (links) und Tadej Pogacar.
Quelle: Imago
Acht Mann umfasst das Aufgebot einer Mannschaft bei der Tour de France. Für Tadej Pogacar fahren allerdings nur noch fünf gesunde und ein kranker Helfer. Der Ausfall betrifft auch noch Joao Almeida, den wichtigsten Berg-Adjutanten des Titelverteidigers. Zudem hat sich Pavel Sivakov, ebenfalls ein Kletterer, einen Infekt eingefangen.
Das alles kommt für Pogacar zur Unzeit, denn ab Donnerstag geht es in die Pyrenäen, der Entscheidung entgegen. Und am Mittwoch ist der Slowene sieben Kilometer vor dem Ziel auf seine linke Hüfte gestürzt.
Viel Arbeit für Politt
Es gab sehr schnell Entwarnung, Pogacar bleibt im Rennen. Doch von nun an muss sich ein Rumpfteam der UAE-Delegation um den womöglich angeschlagenen Favoriten dieser 112. Frankreich-Rundfahrt kümmern. Das bedeutet, dass vor allem auf den Kölner Nils Politt viel Arbeit zukommen wird.
Er ist der Beschützer des Chefs und fährt stets an dessen Seite oder vor ihm. In den vergangenen Tagen fuhr Politt stundenlang tapfer an der Spitze des Feldes, um das Tempo vorzugeben und um den Abstand zu Ausreißern nicht zu groß werden zu lassen.
Pogacar schätzt die Arbeit des einstigen deutschen Meisters. Vor ein paar Tagen hob er sogar zu einer Eloge auf Politt an, die einer sportlichen Liebeserklärung gleichkam. Seine Ausführung begann Pogacar mit einer objektiven Feststellung:
Nils ist unsere Giraffe.
Tadej Pogacar
Das afrikanische Säugetier steht Pate für Politts Spitznamen, weil er groß ist - 1,92 Meter - und über einen langen Hals verfügt. Beides hilft ihm: Er hat mit ausgefahrenem Nacken einen Sehrohr-Blick auf das Feld und dank seiner Konstitution, seiner Kraft und seines Zeitfahr-Talents die Möglichkeit, an der Spitze des Feldes zu fahren und seinem Kapitän auf besondere Weise Windschatten zu bieten.
Wenn es wichtig ist, beweist Nils, dass er einer der besten Helfer der Welt ist, wenn nicht sogar der beste für diesen Job. Das zeigt er auch bei dieser Tour wieder.
Tadej Pogacar
Normalerweise gilt: Die im Schatten sieht man nicht. Bei Pogacar ist das anders, sein Führungsstil ist auf freundschaftliches Miteinander ausgelegt. Der Lohn für die harte Arbeit erfolgt oft genug am Ende einer Etappe:
Tadej zahlt meinen Aufwand ja auch mit Siegen zurück. Die geben auch mir ein super Gefühl.
Nils Politt
Zwei Tageserfolge waren es bereits in der ersten Woche.
Keine eigenen Ambitionen mehr
Politt ist inzwischen 31 Jahre alt, seit 2024 fährt er für Pogacar. Zuvor jedoch war auch der Rheinländer ein Profi mit Ambitionen. 2021 hat er im Dress des damaligen Teams Bora-hansgrohe eine Tour-Etappe in Nîmes gewonnen – "das war unbeschreiblich".
Hinzu kommen Erfolge bei zwei Teilstücken der Deutschland-Tour, eine noch im Dress seines ersten Profi-Teams Katusha-Alpecin. 2021 gewann Politt zudem die Gesamtwertung der traditionsreichen Rundfahrt, ein Jahr später sein Heimrennen "Rund um Köln".
Politt aber fügte sich bei UAE klaglos in die Teamräson und stellte sich ohne eigene Ambitionen in Pogacars Dienst. "Das ist nun mein Job. Ich habe mich bewusst dazu entschieden, als ich zu Tadej Pogacar gewechselt bin", sagt Politt.
Insofern macht mir das nichts aus. Im Gegenteil: Mir bringt es viel, für diesen Champion zu fahren.
Nils Politt
Die Beine funktionieren
Ab Donnerstag wird Politt in den Pyrenäen wieder viel im Wind arbeiten müssen und an der Spitze des Feldes zu sehen sein. "Je länger ich vorne fahren kann, desto weniger müssen es die anderen machen. Das ist meine Aufgabe und die nehme ich an", sagt er. Am Montag aber, nach der ersten Bergetappe im Zentralmassiv und enorm harter Arbeit sei er schon "so richtig kaputt gewesen". Der Ruhetag am Dienstag sei genau richtig gekommen.
Doch die Kraft ist wieder da. "Meine Beine sind gut", sagt Politt. Pogacar wird das sehr freuen.
Quelle: Reuters
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