Nachfolger von Rehm und Streng:Para-Nachwuchsarbeit zwischen Erfolgen und Herausforderungen
Die deutsche Para-Leichtathletik zeigt mit der WM-Bronzemedaille von Jule Roß, dass die Nachwuchsarbeit Früchte trägt. Ein paar Sorgen bleiben dennoch.
Para-Leichtathletin Jule Roß jubelt mit Deutschland-Fahne über ihr WM-Bronze.
Quelle: IMAGO / Beautiful SportsJule Roß stand fassungslos in der Interviewzone des Jawaharlal-Nehru-Stadions, die Deutschlandfahne um die Schultern gelegt. Eben noch hatte die 19-Jährige über 400 Meter in der Startklasse T46 (Armamputation oder vergleichbare Einschränkung der Armfunktion) überraschend Bronze geholt und in 57,78 Sekunden einen neuen deutschen Rekord aufgestellt. "Es ist surreal, damit hätte ich nie gerechnet", sagte sie sichtlich aufgewühlt.
Steht die Teenagerin für eine hoffnungsvolle Zukunft in der deutschen Para-Leichtathletik? Oder müssen auch künftig die erfahrenen Athleten wie Weitspringer Markus Rehm oder Sprinter Felix Streng die Kohlen aus dem Feuer holen? Die Frage ist nicht eindeutig zu beantworten, sagt Helena Pietsch, Bundestrainerin im Nachwuchsbereich.
Felix Streng siegt im 100-Meter-Lauf vor Johannes Floors, Niko Kappel gewinnt im Kugelstoßen, Andreas Walser springt zu Bronze: Team D feierte bei der Para-WM einen erfolgreichen Tag.
30.09.2025 | 0:39 minZwar freue sie sich "über die guten Leistungen unseres Nachwuchses in Neu-Delhi", sagt Pietsch. Andererseits gebe es noch Luft nach oben:
Es ist eine Herausforderung, überhaupt Nachwuchs zu gewinnen, was auch mit dem generellen Wandel im Leistungssport in Deutschland zusammenhängt.
Helena Pietsch, Bundestrainerin im Nachwuchsbereich
Felix Streng: Von der Facharbeit zum WM-Gold
Dennoch: Roß ist ein Paradebeispiel für eine Athletin, die trotz ihres jungen Alters den Sprung in den Erwachsenenbereich geschafft hat, genau wie Charleen Kosche (Kugelstoßen).
Viel läuft über die Landesverbände, Talenttage oder Schnupperangebote. Auch mediale Aufmerksamkeit und Social Media helfen, junge Talente auf den Para-Leichtathletiksport aufmerksam zu machen. Manchmal gibt es sogar unerwartete Zufallstreffer - so wie bei Felix Streng, der 2012 ursprünglich nur eine Facharbeit über Para-Leichtathletik schreiben wollte und dann selbst zum Training kam. In Neu-Delhi wurde der 30 Jahre alte Unterschenkelamputierte erstmals Weltmeister über 100 Meter.
Felix Streng ist bei der Para-Leichtathletik-WM in Neu Delhi zu Gold gelaufen. In 10,73 Sekunden lief der Deutsche die 100 Meter am schnellsten. Sein Landsmann Johannes Floors sicherte sich Silber.
01.10.2025 | 1:05 min"Die U25 ist extrem wichtig"
Die besten Nachwuchssportler nehmen bereits an Lehrgängen der Arrivierten teil, um sich sportlich und mental auf internationale Wettkämpfe vorzubereiten. Auf diese Weise lernen die jungen Athleten der U25 nicht nur, ihre Leistung zu steigern, sondern auch, wie sie sich auf der internationalen Bühne behaupten können - wie jetzt in Neu-Delhi.
"Die U25 ist extrem wichtig, damit Jugendliche den Weg hierher finden und auf dem Weg nach Los Angeles die nächsten Schritte gehen", betont Bundestrainerin Marion Peters. Die jungen Sportler sammeln bei großen Wettkämpfen nicht nur Erfahrung im sportlichen Bereich, sondern lernen auch, mit Druck, Medien und organisatorischen Anforderungen umzugehen.
"Die Wahrheit liegt wie immer auf dem Platz", sagt Peters. "Nur bei großen Events können die Athleten lernen, mit all diesen Themen umzugehen." Für sie ist klar: Die Nachwuchsarbeit ist langfristig angelegt, damit die Athleten Schritt für Schritt an die Weltspitze herangeführt werden.
Perspektive Paralympics in Los Angeles
Neben Roß stehen mit Felix Krüsemann, Kim Vaske, Friederike Brose und Laura Burbulla weitere Top-Talente im Blick. "Wir müssen die jungen Leute langfristig vorbereiten und hoffen, dass von den fünf, die wir aktuell im Blick haben, zwei bis drei den Sprung schaffen", erklärt Peters. "Einen Schwund wirst du immer haben." Diese Auswahl zeigt, dass die Trainer auf Qualität statt Quantität setzen, um gezielt Nachwuchssportler auf internationalen Erfolg vorzubereiten.
Langfristig richtet sich der Blick auf die Paralympics 2028 in Los Angeles. Die Bronzemedaille von Roß zeigt, dass die Nachwuchsarbeit Früchte trägt, auch wenn die Sichtung von Talenten wohl auch künftig eine Herausforderung bleibt. Dennoch steht hinter den etablierten Stars bereits die nächste Generation bereit.
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