Projekt "Mutmacher": Anderssein als Selbstverständlichkeit

Projekt "Mutmacher" im Sport:Anderssein als Selbstverständlichkeit

von Maik Rosner
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In einem Projekt zeigen Sport-Persönlichkeiten, dass Anderssein eine Stärke ist. Mit ihren Lebensgeschichten und überwundenen Krisen wollen sie Vorbilder für andere sein.

Rollstuhlbasketball Halbfinale Grossbritannien - Thomas Böhme (Deutschland, 13) wird von Gregg Warburton (Grossbritannien, 12) getröstet

Ein Mutmacher im Sport: Rollstuhlbasketballer Thomas Böhme.

Quelle: Imago

Wenn man Sunniva Ferri fragt, was ihr Mut gemacht habe, als sie mit 18 Jahren wegen einer Autoimmunerkrankung ihre Haare verlor, hat die ehemalige Basketballerin darauf mehrere Antworten.

"Mut haben mir vor allem die Menschen in meinem Umfeld gegeben, die mich so angenommen haben, wie ich bin", sagt Ferri. Zugleich sei der Austausch mit anderen Betroffenen "unglaublich wertvoll" gewesen.

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Dabei machte Ferri eine Erfahrung, die ihr besonders half, ihre Krise zu überwinden. Sie sagt:

Zu sehen, dass Verletzlichkeit nicht schwächt, sondern verbinden kann, hat mir neue Stärke gegeben und geholfen, wieder selbstbewusster nach vorne zu schauen.

Sunniva Ferri, Managerin der Sabally-Schwestern

Managerin von Satou und Nyara Sabally als Mutmacherin

Ferri ist Managerin der deutschen Basketball-Nationalspielerinnen Satou und Nyara Sabally. Sie unterstützt das Mutmacher-Projekt des Mainzers Marcel Friederich, der seit seiner Geburt mit einer halbseitigen Gesichtslähmung durch das seltene Möbius-Syndrom lebt.

Elf Menschen erzählen in dem Crossmedia-Projekt ihre Lebensgeschichten, um anderen mit ihrem Anderssein Mut zu machen. Es geht um Themen wie Depressionen, Homosexualität, chronische Erkrankungen, nicht sichtbare Behinderungen, Fehlgeburten und Suizid-Erfahrungen in der Familie.

Kapitän der deutschen Rollstuhl-Basketballer dabei

Neben Ferri sind weitere Persönlichkeiten aus dem Sport dabei: Teresa Enke, die Witwe des früheren Fußball-Nationaltorwarts Robert Enke, der 2009 Suizid beging. Der homosexuelle frühere Fußball-Nationalspieler Thomas Hitzlsperger. Und Thomas Böhme, der Kapitän der deutschen Rollstuhl-Nationalmannschaft im Basketball.

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All diese Mutmacher-Menschen werden vom gelernten Sportjournalisten Friederich porträtiert. "Sie gehen ihre Herausforderungen positiv an und meistern sie dadurch bestmöglich. Damit machen sie vielen Menschen Mut", sagt der 37-Jährige.

Teresa Enke: "Win-win-Situation"

In Friederichs Buch, das am 6. November erscheint, formuliert es Teresa Enke folgendermaßen: "Für Menschen mit ähnlichen Schicksalen bin ich ein hoffnungsvolles Beispiel, dass es weitergehen kann. Gleichzeitig geben mir die Menschen eine Menge zurück - das hilft mir enorm, mit meinen Schicksalsschlägen umzugehen." Es sei "eine Win-win-Situation".

Hitzlsperger, der unter anderem für Aston Villa und den VfB Stuttgart spielte, hatte 2014 als erster bekannter deutscher Fußballer öffentlich gesagt, dass er homosexuell ist. Weiterhin hält er es für sehr wichtig, über Minderheiten und den Umgang mit ihnen zu sprechen.

Hitzlsperger will Vorbild sein

Der 43-Jährige findet: "Wenn ich nun von meinen eigenen Erfahrungen berichte, kann ich Menschen helfen und ein Vorbild sein." Für Basketballer Böhme geht es darum zu zeigen, "dass Anderssein nichts Schlimmes ist" und es "immer weitergeht, auch wenn man schwere Schicksalsschläge erlitten hat oder mit einer Behinderung lebt".

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Autor Friederich arbeitete früher für die Sport Bild und als Chefredakteur des Basketball-Magazins BIG, er war in den Medienabteilungen des FC Schalke und von RB Leipzig sowie in der Kommunikation der Deutschen Fußball Liga tätig.

Der Gründer des Projektes "Mutmacher": Marcel Friederich

Der Gründer des Projektes "Mutmacher": Marcel Friederich

Quelle: Thorsten Kahle

Als er Anfang 2023 erstmals öffentlich darüber sprach, wie sich das Leben mit einer Behinderung darstellt, "habe ich gemerkt, wie viele Menschen es ermutigt, wenn ich über mein Anderssein und meine vermeintliche Schwäche rede".

Das Projekt-Ziel: Anderssein als Selbstverständlichkeit

Daraus entwickelte er sein Mutmacher-Projekt mit dem Ansinnen, das Anderssein als Selbstverständlichkeit zu etablieren.

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"Das eine Ziel ist, Menschen zu stärken, zum eigenen Anderssein zu stehen, sich zu akzeptieren“, sagt Friederich.

Das andere Ziel ist, die Gesellschaft zu stärken, Vorurteile und Diskriminierungen abzubauen sowie den Respekt in unserem Zusammenleben zu fördern.

Marcel Friederich, Gründer Projekt "Mutmacher"

Für Ferri ist eine wichtige Botschaft dabei, "dass wir mit unseren Herausforderungen nicht alleine sind und jede Geschichte wertvoll ist." Auch ihr hat diese Erkenntnis einst sehr geholfen.

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Quelle: Reuters

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