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Zwischenrufe im Profisport:Wenn das Publikum zum Störfaktor wird
von Zoe Kapoor
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Pfiffe und Jubelrufe gehören mittlerweile zum Leistungssport dazu. Doch welchen Einfluss nehmen diese Störungen auf die Sportlerinnen und Sportler? Eine Sportpsychologin klärt auf.
Tennisspielerin Naomi Osaka beschwerte sich in der Vergangenheit schon häufiger beim Publikum.
Quelle: AP/Fernandez
Pfiffe, Zurufe und Jubel - Geräusche, die im Leistungssport teilweise nicht zu überhören oder nicht mehr wegzudenken sind. In manchen Sportarten wie Fußball, Handball oder Basketball sind sie erwünscht - in anderen wie Golf oder Tennis dagegen verpönt.
Doch welche Auswirkungen haben diese Störgeräusche wirklich auf die Athletinnen und Athleten?
Marc Cucurella hat mit unangenehmen Zwischenrufen Erfahrung.
Quelle: imago
Ablenkung kann zu Konzentrationsverlust führen
Sportpsychologin Kathrin Seufert macht deutlich, dass es vor allem "auf die Sportlerinnen und Sportler ankommt." Jede und jeder habe in diesem Punkt eine ganz unterschiedliche Wahrnehmung. Die Frage sei dann: "Können sich die Athletinnen und Athleten noch auf ihre Aufgabe fokussieren oder befasst sich ein Teil zu sehr mit den Geräuschen?"
Sollten sich die Sportlerinnen und Sportler zu sehr ablenken lassen, kann das "zu Konzentrationsverlusten führen, die schlussendlich auch mit dem Selbstwert zusammenhängen."
... ist Sportpsychologin. Sie wohnt in Bremen und kennt den Leistungssport aus verschiedensten Blickwinkeln. Diese Erfahrung bringt sie als freiberufliche Sportpsychologin unter anderem für Einzelsportler und Teams ein.
Reden ist Silber, Schweigen ist Gold
Vor allem beim Tennis kommt es regelmäßig vor, dass sich die Athletinnen und Athleten vom Publikum gestört fühlen. Alexander Zverev oder die Japanerin Naomi Osaka, haben sich während eines Spiels schon häufiger beim Publikum beschwert, da sogar teils ausfällige Kommentare auf dem Platz zu hören waren.
So zum Beispiel vor Kurzem in München: Da wurde Zverev mit "Auf geht's, du scheiß Frauenschläger!" verbal attackiert.
Genau diese unvorhergesehenen, teils beleidigenden Ausrufe sind meist nicht leicht zu ignorieren. "Wenn es einen erschreckt oder stört, ist da nicht allzu viel vorzubereiten", sagt Seufert. Dann gelte es, schnellstmöglich den Fokus wieder zu erlangen und das Spiel, so gut wie möglich zu Ende zu bringen. Die richtige Technik sei entscheidend.
"Grundsätzlich gibt es viele Techniken, die dabei helfen, den Fokus zurückzugewinnen beziehungsweise aufrecht zu halten", sagt Seufert. Schlussendlich komme es aber auf den Sportler oder die Sportlerin an, wie sie damit umgehe. Schließlich habe jeder einen sogenannten "Fähigkeitskoffer, welcher jedem individuell bei Störgeräuschen hilft".
Bereits im Training oder in der Vorbereitung kann der Umgang mit Störungen trainiert werden.
Quelle: IMAGO
Der richtige Umgang ist entscheidend
Bereits im Training kann man sich schon auf die Geräusche einstellen. Sowohl im Fußball als auch im Tennis gibt es Fans, die ihren Sportidolen über die Schulter schauen wollen. Genau das ist laut der Sportpsychologin die perfekte Vorbereitung:
Es macht in jeden Fall Sinn, dass man sich schon im Training mit der Thematik auseinandersetzt.
Kathrin Seufert, Sportpsychologin
Vorteilhaft sei es, wenn man ähnliche Trainingsbedingungen schafft, wie in einem entscheidenden Spiel. Heißt: Sich bereits im Training der Geräuschkulisse anpassen und herausfinden, wie man am Besten damit umgehen kann.
Es ist also schlussendlich besser, wenn sich die Athletinnen und Athleten bewusst mit diesem Thema befassen, anstatt zu versuchen, diese Störungen komplett auszublenden. Schließlich haben diese nicht immer nur negative Auswirkungen. Seufert meint: "Je nach Pfiffen oder Gegenrufen können diese auch gut in Motivation umgewandelt werden und leistungshinderliche Gedanken unterbrechen."
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