EM-Qualifikation: Gislason gibt Handball-Talenten eine Chance

Noch keine zwei Jahre ist es her, dass der deutsche Nachwuchs die U21-WM im eigenen Land gewann. Von einem überragenden Jahrgang war seinerzeit die Rede. Tatsächlich schafften drei Jungprofis bald schon den Sprung in die A-Nationalmannschaft.

Kreisläufer Justus Fischer, der Rückraum-Linkshänder Renars Uscins (beide Hannover) und Keeper David Späth wurden im Sommer 2024 mit Olympischem Silber dekoriert.

Nun macht sich die nächste Gruppe aus diesem U21-Weltmeisterteam auf, sich die ersten Sporen in der DHB-Auswahl zu verdienen. Vor den beiden abschließenden Partien in der EM-Qualifikation in der Schweiz (Mittwoch, 19 Uhr/ARD) und gegen die Türkei (Sonntag, 18 Uhr/ARD) nominierte Bundestrainer Alfred Gislason den Rechtsaußen Mathis Häseler (Gummersbach) und Matthes Langhoff (Berlin).

Da auch die Füchse-Profis Tim Freihöfer und Nils Lichtlein dabei sind, stehen aktuell sieben U 21-Weltmeister im Kader.

Qualifiziert für die EM 2026 ist das Gislason-Team schon. Nun soll der Gruppensieg, der mit Blick auf die Setzliste für die EM-Auslosung wichtig ist, her. Dazu fehlt noch ein Sieg.

"Wir wollen unbedingt das Spiel gegen die Schweiz gewinnen", sagte Gislason im ZDF-Interview. Im Falle eines Sieges gegen die Schweiz werde Gislason das folgende Spiel gegen die Türkei zum Testen nutzen - auch, um die durch die im Europacups beanspruchten Spieler zu schonen.

Gislason schaue in der Lehrgangswoche schon auf die kommenden Turniere und habe daher "auf mehreren Positionen weitere Spieler mit Perspektive im Blick".

Das gilt auch für Kreisläufer Aron Seesing vom Bergischen HC, der - obwohl er erst 22 Jahre alt ist - eine beeindruckende Physis mitbringt und nun ebenfalls unter Gislason debütieren wird. Das Besondere daran: Seesing spielt (noch) in der 2. Bundesliga.

Auf der anderen Seite hatte der Bundestrainer auch den Gummersbacher Julian Köster nominiert, als der noch im Unterhaus der Liga spielte.

Heute zählt Köster insbesondere wegen seiner famosen Fähigkeiten in der Defensive zu den Pfeilern der DHB-Auswahl und hat just Schlagzeilen produziert, weil er ab Sommer 2026 für den Rekordmeister THW Kiel auflaufen wird. Damit wird er der erste Kieler seit Christian Zeitz im Rückraum der deutschen Nationalmannschaft.

Ähnlich überraschend kam für die Öffentlichkeit die Entscheidung von Marko Grigic, im Sommer 2026 zur SG Flensburg-Handewitt zu wechseln. Auch den 21-Jährigen vom ThSV Eisenach, der im Rückraum vielseitig verwendbar ist, hatte Gislason im April 2024 überraschend debütieren lassen.

Die Erfahrung in diesen Spitzenklubs vor allem in internationalen K.o.-Spielen werde diesen Spielern weiterhelfen, sagte Nationalmannschaftsmanager Benjamin Chatton - und auch für die Nationalmannschaft von großem Wert sein. "Denn wenn unser Team in großen Turnieren spielt, dann brauchen wir Spieler, die es gewohnt sind, im Feuer zu stehen."

Auch Gislason freut sich über die nachrückende Generation in seinem Team, das als großes Fernziel die WM 2027 im eigenen Land anpeilt. Es sei "irgendwie schön, weil es nicht nach Alter geht, sondern nach den Leistungen in der Liga". Da die Jungprofis in der Handball-Bundesliga tragende Rollen hätten, stünden sie verdientermaßen in der DHB-Auswahl.

Wie schnell ein Toptalent unter Gislason zum Stammspieler wird, ist manchmal auch von Zufällen abhängig. So schaffte Linkshänder Renars Uscins in der DHB-Auswahl erst im EM-Halbfinale 2024 den Durchbruch, nachdem sich Kai Häfner wegen der Geburt seines Kindes abgemeldet hatte.