Balitsch vor U19-EM: "Jungs wissen, dass sie gut sind"
Interview
U19-EM startet in Rumänien:Balitsch: "Die Jungs wissen, dass sie gut sind"
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2023 begeisterte die U17 des DFB das Land - in Rumänien greifen die Spieler nun als U19 zum EM-Titel. Ein Gespräch mit Trainer Hanno Balitsch über Chancen und Charakter des Teams.
Die deutsche U19 hofft mit Trainer Hanno Balitsch auf den EM-Titel.
Quelle: ddp
Hanno Balitsch spielte als Profi in der 1. Bundesliga für den 1. FC Köln, Bayer Leverkusen, Mainz 05, Hannover 96 und den 1. FC Nürnberg. Er bestritt ein A-Länderspiel. Nach Stationen als Co-Trainer der U18- bis U20-Mannschaften des DFB wurde er 2023 Cheftrainer der U18 und ab Juli 2024 der U19.
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ZDFheute: Herr Balitsch, dieser U19-Jahrgang ist in der U17 sowohl Welt- auch Europameister geworden. Wie wirken diese Erfolge nach?
Hanno Balitsch: Die Jungs wissen, dass sie gut sind und sie wissen, was sie investieren müssen, um Erfolge zu erreichen. Trotzdem bringen sie diese jugendliche Freude mit, wenn sie aufeinandertreffen. Die positiven Momente in der U17 haben sie zusammengeschweißt. Es ist die Aufgabe von uns als Trainerteam, das Selbstvertrauen mitzunehmen und in die richtigen Bahnen zu lenken. Wir werden in der Vorrunde gegen die Niederlande, England und Norwegen drei Spiele auf Augenhöhe haben, in denen es auch auf die Tagesform ankommt.
ZDFheute: Vor gut zwei Jahren lösten die Erfolge der U17 eine Euphorie im damals trüb gestimmten Fußball-Deutschland aus. Können Sie sich so eine Rolle auch diesmal wieder vorstellen? Die Konkurrenz mit den Europameisterschaften der U21 und der Frauen ist groß.
Balitsch: Ich sehe uns nicht im Wettbewerb gegen unsere Frauen-Nationalmannschaft oder gegen unsere U21. Es ist die Aufgabe aller Mannschaften im DFB, über begeisternden, am besten erfolgreichen Fußball, Deutschland zu vertreten - gerne mit dem Sieg von Christian Wück bei der Frauen-EM und gerne mit dem Sieg von Antonio Di Salvo bei der U21-EM. Auch wir haben die Möglichkeit, mit der Art und Weise, wie wir spielen, erfolgreich zu sein und den einen oder anderen emotional mitzunehmen. Aber wir sehen uns als U19 nicht in der Rolle des Stimmungsmachers.
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ZDFheute: Welche Rolle spielt die EM bei den Spielern für ihre eigene Karriereplanung?
Balitsch: Bei dem einen geht es vielleicht darum, sich für einen anderen Verein oder für eine Leihe zu empfehlen. Aber es gibt auch genug Beispiele dafür, dass Jungs bei einem großen Turnier so auf sich aufmerksam gemacht haben, dass sich ihre Position im eigenen Verein verbessert hat.
So ein Turnier ist immer eine Bühne für die Jungs.
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ZDFheute: Nach der erfolgreichen U17-EM wechselte Noah Darvich aus Freiburg zum FC Barcelona. Es wurden Stimmen laut, der Schritt könne zu früh für ihn kommen. Wie erleben Sie ihn im Kreis der Nationalmannschaft?
Balitsch: Noah ist der Kopf der Mannschaft, unser Kapitän. Auch wenn er hier und da im Verein eine schwierigere Zeit hat, kommt er immer mit einer großen Vorfreude und mit einer großen Offenheit in unseren Kreis und genießt es, mit den Jungs zusammen zu sein. Er ist jemand, der die Gruppe mit führt und den Anspruch hat, seine Stärken einzubringen. Trotzdem weiß er, dass er ein wichtiges Puzzleteil des Gesamtgebildes ist. Es zeichnet ihn aus, dass er ein Feingefühl für seine Rolle in der Truppe hat.
Die Endrunde der U19-Europameisterschaft wird vom 13. bis 26. Juni in Rumänien ausgetragen. In der Vorrunde treten acht Mannschaften in zwei Gruppen an, die Erst- und Zeitplatzierten jeder Gruppe ziehen ins Halbfinale ein. Deutschland bestreitet sein erstes Spiel am 14. Juni gegen die Niederlande und trifft in der Vorrunde außerdem noch auf England (17.6.) und Norwegen (20.6.) Titelverteidiger und Rekordsieger mit zehn Titeln ist die Auswahl Spaniens, das in seiner Gruppe auf Dänemark, Rumänien und Montenegro trifft.
ZDFheute: Was zeichnet die Stärken Ihrer Vorrundengegner im Einzelnen aus?
Balitsch: Sie haben die ähnliche Situation wie wir, dass Spieler aus unterschiedlichen Gründen fehlen, zum Beispiel, weil sie zur U21 hochgeschoben werden. Deshalb fällt eine genaue Analyse schwer. Ganz grob würde ich sagen: Die Niederländer sind eine relativ eingespielte Mannschaft mit wenig Fluktuation in ihrem Kader. Sie haben klare Abläufe und eine klare Spielidee. Die Engländer verlassen sich eher auf die individuelle Qualität, die punktuell ein bisschen höher ist als bei den Niederländern. Und die Norweger kommen, wie man es von Skandinaviern kennt, extrem über den Teamgedanken und sind taktisch sehr diszipliniert. Wir haben gegen alle drei in den letzten eineinhalb Jahren gespielt und es war immer eng.
ZDFheute: Wie sehen Sie die Chancen der Mannschaft, an den EM-Erfolg mit der U17 anzuknüpfen?
Balitsch:
Wenn wir es schaffen sollten, ins Halbfinale zu kommen, ist alles möglich.
„
Wir sind in der Breite so gut besetzt sind, dass wir nachlegen können, wenn es im Laufe des Turniers anstrengender wird oder es den einen oder anderen Ausfall gibt. Wir fühlen uns bereit und das wollen wir gleich im ersten Spiel gegen die Niederlande zeigen.
Das Interview führte Ralf Lorenzen.
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Quelle: Reuters
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