Eklat bei FIFA-Kongress: Europa lässt Infantino sitzen
Weil sich der Chef verspätete:Eklat bei FIFA: Europa lässt Infantino sitzen
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Viel zu spät trifft FIFA-Chef Infantino zum Kongress in Paraguay ein. Nicht mit uns, sagen die Europäer um UEFA-Chef Ceferin und DFB-Präsident Neuendorf und verlassen ihre Plätze.
Fifa-Chef Infantino verspätet sich beim Treffen in Paraguay massiv. Europäische Delegierte, darunter DFB-Präsident Neuendorf, protestieren und verlassen das Meeting. 16.05.2025 | 1:14 min
Der rote Teppich war wie für einen Staatsgast ausgerollt - und Gianni Infantino beschritt ihn, als sei nichts gewesen. Doch seinen Fauxpas bei der viel zu späten Anreise nach Paraguay konnte der FIFA-Präsident dann weder mit Charme noch mit großer Routine überspielen.
Aus Protest gegen das Verhalten Infantinos rund um die Vollversammlung haben die europäischen Council-Delegierten um DFB-Chef Bernd Neuendorf und UEFA-Präsident Aleksander Ceferin das Kongress-Podium in Asunción kollektiv verlassen.
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Europäer sind "wie ursprünglich geplant" abgreist
Nach der Kaffeepause kehrten die Funktionäre nicht auf die für sie reservierten Plätze zurück. Reaktionen der UEFA-Delegierten oder von der FIFA zu dem Vorfall gab es zunächst nicht. Dann ließ die UEFA wissen:
Eine kurzfristige Änderung des Zeitplans, die scheinbar nur privaten politischen Interessen dient, tut dem Fußball keinen Gefallen und scheint seine Interessen zurückzustellen.
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Mitteilung der UEFA zur Verspätung des FIFA-Präsidenten
Bestätigt wurde aber, dass es sich um eine koordinierte Aktion handelte und dass die Delegierten damit ein klares Zeichen gegen das selbstgefällige Gebaren Infantions setzen wollten. Seine Nahost-Reise mit US-Präsident Donald Trump war im Vorfeld massiv umstritten.
Infantino: Es lag am Flieger
Der Kongress begann deshalb mit mehr als drei Stunden Verspätung. Infantino entschuldigte sich für die Verspätung und hielt die Vollversammlung dann routiniert ab.
Es habe "Probleme" mit seinem Flieger gegeben, erklärte Infantino seine verspätete Ankunft. Aber: Dass er überhaupt erst am Kongresstag einschwebte, hatte viele Delegierte schon zuvor verärgert.
Auch das dürfte für Ceferin, Neuendorf und Co. maßgeblich gewesen sein für ihre protokollarisch bislang einzigartige Protestaktion.
Die Fußballverbände sammeln sich zum FIFA-Kongress, Boss Infantino tourt derweil mit Trump durch Saudi-Arabien. Arbeitsverhältnisse im WM-Ausrichterland sorgen erneut für Kritik.
mit Video
Infantino mit Trump unterwegs
Die Begründung für sein Vorgehen lag für Infantino auf der Hand. In Saudi-Arabien und Katar begleitete er US-Präsident Donald Trump. "Als FIFA-Präsident ist es meine Verantwortung, Entscheidungen im Interesse der Organisation zu treffen", sagte er. "Ich hatte das Gefühl, dass ich dort sein muss, um den Fußball und Sie alle zu vertreten", sagte Infantino.
Delegierte im Bourbon Asunción Convention Centre reagierten offenbar schon vor dem UEFA-Boykott verärgert auf die zeitliche Verschiebung. Herzlich und überschwänglich wurde Infantino hingegen von Paraguays Präsident Santiago Pena als Freund des Landes begrüßt, obwohl er am Vorabend beim üblichen Bankett nicht anwesend gewesen war.
Ärger schon vor UEFA-Aktion
In den vergangenen Tagen hatte es viel Wirbel um die Reise von Infantino nach Saudi-Arabien und Katar gegeben. Der Weltverbandschef hatte dort an Treffen mit US-Präsident Trump teilgenommen, anstatt - wie sonst üblich - Veranstaltungen vor dem FIFA-Kongress zu besuchen. Trump und Infantino hatten sich zuletzt anlässlich der Vorbereitungen auf die WM 2026 in den USA, Mexiko und Kanada mehrfach getroffen.
"Great Job, Gianni", hatte Trump in Richtung Infantino bei einem Meeting während der Reise gerufen, wie in einem Video zu hören war. Dieser Meinung waren viele FIFA-Delegierte in Paraguay nicht. "Es ist wichtig, dass er die Tage anwesend ist, an denen wir anwesend sind. Das ist der wichtigste Treffpunkt für uns", hatte die norwegische Verbandschefin Lise Klaveness vor dem Kongress gesagt.
Infantino: Keine Sorgen wegen Trump
Die Kongress-Show ging dann allerdings auch wie gewohnt mit viel Applaus über die Bühne. Die fehlenden Europäer auf der Bühne wurden nicht erwähnt. Infantino versprach allen Fans eine sichere und problemfreie WM in Amerika - Sorgen vor der rigiden Trump-Politik müsse niemand haben.
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