FIFA-Kongress in Paraguay:Infantino zwischen Trump-Tour und WM-Wahnsinn
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Die Fußballverbände sammeln sich zum FIFA-Kongress, Boss Infantino tourt derweil mit Trump durch Saudi-Arabien. Arbeitsverhältnisse im WM-Ausrichterland sorgen erneut für Kritik.
Statt in Paraguays Metropole Asunción schüttelt Gianni Infantino Hände in Saudi-Arabiens Hauptstadt Riad. Während sich die Fußball-Verbände auf den am Donnerstag beginnenden FIFA-Kongress in Südamerika vorbereiten, ist der Chef des Weltverbands in dieser Woche zunächst an der Seite von US-Präsident Donald Trump unterwegs. Dieser hält in Saudi-Arabien, Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten seine erste große Auslandsreise ab.
Infantino sprach am Dienstag beim Saudi-US-Investment-Forum in Riad. Dabei wurde er von Trump persönlich vorgestellt: "Die WM ist hier", rief der US-Präsident den Gästen des Forums zu, ehe er seinen "Freund" aufforderte, doch bitte einmal aufzustehen.
Danke, Gianni. Great job, Gianni.
Donald Trump, US-Präsident
Infantino strahlte zufrieden an der Seite des saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman. Saudi-Arabien ist Ausrichter der WM 2034, auch mit der Stimme des DFB. Der Wüstenstaat war der einzige Kandidat für die Ausrichtung.
Norwegen verwundert über Infantinos Abwesenheit
Die norwegische Verbandspräsidentin Lise Klaveness sieht die Abwesenheit Infantinos im Vorfeld des FIFA-Kongresses kritisch.
Wir sind darüber sehr verwundert. Es ist wichtig, dass er an den Tagen anwesend ist, an denen wir anwesend sind.
Lise Klaveness, Chefin des norwegischen Fußballverbands NFF
Es verwundert durchaus, dass Infantino kurz vor der wichtigsten Versammlung der Fußballgemeinschaft fernab von Paraguays Hauptstadt unterwegs ist. Nicht nur, weil drängende Fragen zu klären sind: Was wird etwa aus dem umstrittenen Plan einer Mega-WM 2030 mit 64 Teams?
DFB-Chef über WM mit 64 Teams: Nicht mit uns
Die Idee hatte die Fußballwelt vor zwei Monaten in Aufruhr versetzt. Die FIFA, die den Vorschlag des uruguayischen Verbandschefs Ignacio Alonso prüfen wollte, hüllt sich in Schweigen. Auf der Tagesordnung des Kongresses steht das Thema zwar nicht, es schwelt aber im Hintergrund - und beschäftigt auch den deutschen Fußball. DFB-Präsident Bernd Neuendorf sagte vor der Reise nach Paraguay:
Wir werden diesen Vorschlag nicht unterstützen, weil ich zutiefst davon überzeugt bin, dass wir dem Turnier damit keinen Gefallen tun würden.
Bernd Neuendorf, DFB-Präsident
Er halte den Vorschlag "aus sportlicher und organisatorischer Sicht für nicht umsetzbar" und werde "hierfür nicht die Hand heben", so Neuendorf. Schon für die nächste Weltmeisterschaft 2026 in den USA, Kanada und Mexiko war die Zahl der Teilnehmer von bislang 32 auf 48 aufgestockt worden.
WM 2034: Menschenrechtsorganisationen warnen
Während der FIFA-Boss also auf Tour mit Trump durch die Golfstaaten ist, prangern Menschenrechtsorganisationen erneut die Missstände auf Großbaustellen in Saudi-Arabien an und warnen mit Blick auf die Fußball-WM 2034 vor Risiken für Wanderarbeiter. Der WM-Ausrichter steht wegen der Menschenrechtslage ähnlich in der Kritik wie schon Katar, das die WM 2022 ausgerichtet hatte.
Laut der Organisation Human Rights Watch, die fast 50 Todesfälle auf Baustellen in Saudi-Arabien untersucht hat, nehmen die Risiken weiter zu. Grund dafür sei, dass "die saudische Regierung die Bauarbeiten für die WM 2034 und andere 'Giga-Projekte' ausweitet".
Die Organisation FairSquare rechnet damit, dass der mit der WM verbundene Anstieg an Bauarbeiten "aller Wahrscheinlichkeit nach zu Tausenden von ungeklärten Todesfällen unter ausländischen Niedriglohnarbeitern" führen werde. Amnesty International kritisierte in einem neuen Bericht, ausländische Angestellte in Privathaushalten seien unter anderem "extremer Ausbeutung" ausgesetzt.
Nach Angaben von Human Rights Watch plant der Weltverband FIFA zwar, verbindliche Standards für Bauarbeiten und Dienstleistungen im Zusammenhang mit der WM zu setzen. Doch die FIFA habe keine Angaben zu "konkreten Maßnahmen zur Verhinderung, Untersuchung und Entschädigung von Todesfällen unter den Wanderarbeitern" gemacht.
Quelle: Reuters
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Quelle: SID
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