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Erste Pleite bei Eishockey-WM:Deutsches Team wandelt zwischen den Welten
von Bernd Schwickerath, Herning
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Das DEB-Team dominiert die Kleinen, braucht gegen die Großen aber einen perfekten Tag. Den hatte es beim 1:5 gegen die Schweiz nicht ansatzweise. Läuft es gegen die USA besser?
Die Unterschiede konnten am Donnerstagabend kaum größer sein in der Herninger Messehalle. Auf dem Eis war es zwischen den alten Rivalen hoch hergegangen. Der Schweizer Kapitän Nico Hischier fiel früh verletzt aus, der deutsche NHL-Star Tim Stützle hatte zwei blutende Wunden im Gesicht. Aber als alles vorbei war, war nichts als gegenseitige Wertschätzung zu vernehmen.
Die deutschen Fans verabschiedeten die Schweizer sogar mit Applaus. Sie mussten neidlos anerkennen, dass dieses 1:5 im vierten Spiel der Eishockey-Weltmeisterschaft das Geschehen treffend abgebildet hatte. Nur Patrick Fischer sah das anders. "Deutschland war sehr stark heute", sagte der Schweizer Trainer, "wenn Deutschland das 1:0 schießt, kann es anders aussehen."
DEB-Team gegen Schweizer: Vier Gegentore in knapp zehn Minuten
Aber das passierte eben nicht. Nach einem ausgeglichenen wie torlosen ersten Drittel hatten die Deutschen "völlig den Faden verloren", sagte Kapitän Moritz Seider. Bereits mit dem ersten Gegentor war es vorbei, binnen zehn Minuten trafen die Schweizer noch dreimal.
Während die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) "eine gewisse Schwere" in ihrem Spiel hatte, wie Stürmer Dominik Kahun sagte, schien den Schweizern alles zu gelingen. Was allerdings auch daran lag, dass sie immer wieder zu Kontern und Großchancen eingeladen wurden.
Eishockey-Topteams bestrafen Fehler eiskalt
"Wir haben die Lücken eröffnet, sie haben sie genutzt", sagte Bundestrainer Harold Kreis. Zwar habe seine Mannschaft auch "in den ersten drei Spielen nicht fehlerfrei gespielt, aber der Gegner konnte es nicht so umsetzen, wie es die Schweizer heute gemacht haben".
Die ersten drei Gegner waren halt völlig andere: die Abstiegskandidaten aus Ungarn, Kasachstan, Norwegen. Am Ende standen drei Siege mit jeweils mindestens drei Toren Abstand. Doch seitdem kommen andere Kaliber: erst die Schweiz, am Samstag (12:20 Uhr) geht es gegen die USA weiter, am Montag (16:20 Uhr) warten die Tschechen. Drei Schwergewichte des internationalen Eishockeys.
Lücke verkleinert, aber nicht geschlossen
Die Deutschen würden gern dazu gehören, aber das tun sie nicht. Zumindest haben sie die Lücke verkleinert, überstanden zuletzt immer die Gruppenphase, gewannen Silber bei Olympia 2018 und der WM 2023. Nun fehlten da viele Stars aus der NHL, aber die Kräfteverhältnisse blieben gleich. Und auch dann brauchte es einen perfekten Tag, um einen Großen zu schlagen.
Vorrunde:
Deutschland – Ungarn 6:1
Deutschland – Kasachstan 4:1
Deutschland – Norwegen 5:2
Deutschland – Schweiz 1:5
Deutschland – USA 3:6
Deutschland – Tschechien 0:5
Deutschland – Dänemark 1:2 n.P.
Deutschland – Ungarn 6:1
Deutschland – Kasachstan 4:1
Deutschland – Norwegen 5:2
Deutschland – Schweiz 1:5
Deutschland – USA 3:6
Deutschland – Tschechien 0:5
Deutschland – Dänemark 1:2 n.P.
Gleichzeitig hat sich das DEB-Team von Gegnern abgesetzt, mit denen es vor nicht langer Zeit auf Augenhöhe war. 2009 wäre es gar abgestiegen, hätte es im Jahr darauf nicht eine Heim-WM gehabt. Auch danach gab es immer mal Niederlagen gegen Norwegen, Lettland, Kasachstan oder Dänemark.
Zu gut für die Kleinen, zu schwach für die Großen
Mittlerweile werden solche Teams selbst an durchwachsenen Tagen dominiert. Das deutsche Eishockey wandelt also zwischen den Welten: Läuft es erwartbar, ist das Team zu gut, um gegen die Kleinen zu verlieren, aber zu schwach, um gegen die Großen zu gewinnen.
Nur läuft es halt es nicht immer wie erwartet. Daher ist auch gegen die Amerikaner etwas drin. Erst mal grundsätzlich, weil sie zur WM stets ein junges Team schicken. Und im Speziellen, weil die USA in Herning bislang keinen guten Eindruck hinterlassen. Gegen die Schweiz gab es ein 0:3, gegen Norwegen verspielten sie gar ein 5:1, gewannen erst in der Verlängerung 6:5.
USA bislang mit wenig Spaß an der Eishockey-WM
Überhaupt scheinen die Amerikaner wenig Spaß an dieser WM zu haben. Die eher unspektakuläre Stadt in der dänischen Provinz, die weiten Wege im Messezentrum, die schlechte Eisqualität, die Ergebnisse.
"Man hat in den letzten Spielen gesehen, dass die Amerikaner schlagbar sind. Dazu muss aber jeder seine Top-Leistung bringen", sagt Kapitän Seider. Die Niederlage gegen die Schweiz sei ein "guter Wake-Up-Call" gewesen. Gegen Topteams braucht es eben eine andere Leistung als gegen die Kleinen.
Quelle: Reuters
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