WM in Trondheim: Norwegische Skispringer gestehen Betrug

WM in Trondheim:Norwegische Skispringer gestehen Betrug

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Das norwegische Skisprungteam geht in die Offensive und gibt zu: Bei der WM in Trondheim waren Sprunganzüge manipuliert. Dies erklärt Sportdirektor Aalbu.

Norwegens Sportdirektor Jan Erik Aalbu bei einer Pressekonferenz am 09.03.2025.
Jan Erik Aalbu zerstörte die Mär vom sauberen Skispringen. "Ja, wir haben betrogen. Wir haben alle enttäuscht, die das Skispringen lieben", sagte der norwegische Sportdirektor.09.03.2025 | 1:13 min
Jan Erik Aalbu holte tief Luft, dann zerstörte er die Mär vom sauberen Skispringen. "Ja, wir haben betrogen. Wir haben alle enttäuscht, die das Skispringen lieben", sagte der norwegische Sportdirektor, seine Stimme zitterte dabei leicht. Keine 20 Meter entfernt lag noch immer der schwarze Stoff in einem Hotelzimmmer, der den Skandal verdecken sollte.

Video löst Eklat aus

Doch das Versteckspiel flog auf, durch ein Loch waren die Norweger beim Bearbeiten ihrer Anzüge gefilmt worden. Ausgerechnet bei der Heim-WM in Trondheim sorgte Norwegen für die größte Krise im Skispringen seit vielen Jahren.
"Wir haben Änderungen an den Anzügen vorgenommen in dem Wissen, dass sie nicht legal sind. Wir haben versucht, das System auszutricksen. Das ist inakzeptabel", sagte Aalbu:

Wir haben alle enttäuscht, die das Skispringen lieben. Ich möchte mich bei den anderen Nationen, den WM-Organisatoren und den Fans entschuldigen. Ich bin selbst schockiert über diese Enthüllungen.

Sportdirektor Jan Erik Aalbu

Die Manipulation sei ohne Rücksprache mit den betroffenen Springern Marius Lindvik und Johann Andre Forfang und auch nur für einen Wettkampf erfolgt, sagte Aalbu. Cheftrainer Magnus Brevig, der in dem Skandal-Video zu sehen war, fehlte bei der Pressekonferenz. Ob er nach dem Skandal weiter Trainer sein kann, ist mehr als fraglich. "Ich habe keine Kontrolle darüber, was Magnus Brevig letzte Nacht getan hat", antwortete Aalbu auf eine Frage von "VG".
Der Norweger Marius Lindvik steht auf dem Podest und feiert seinen 2. Platz mit einer Faust.
Der Sieg des Slowenen Domen Prevc auf der Großschanze gerät bei der WM in Trondheim zur Nebensache. Weil Marius Lindvik seinen Anzug manipulierte, verliert der Norweger Silber.08.03.2025 | 0:51 min

Drei Nationen legen Protest ein

Auf dem Video, dass in Springerkreisen und in Medien kursierte, war zu sehen, wie in Beisein von Brevig wohl in der Nacht zu Samstag an den WM-Anzügen geschneidert wurde. Daraufhin hatten Slowenien, Polen und Österreich - nicht aber Deutschland - Protest gegen den Start der Norweger im Springen von der Großschanze eingelegt. Nach dem Springen von der Großschanze wurden dann drei Norweger disqualifizier, darunter der zweitplatzierte Marius Lindvik.
Bei den Anzügen der Springer sollen die Norweger die innen liegenden Nähte mit festem Material verstärkt haben, was die Steifheit der Anzüge und damit die Flugfähigkeit erhöht.

Wohl kein nachträgliches Gold für Wellinger

Pikant: Lindvik hatte sechs Tage zuvor Gold von der Normalschanze vor Andreas Wellinger gewonnen. Eine nachträgliche Aberkennung eines Titels ist aber unwahrscheinlich. "Wenn die Kontrollen fertig sind, sind die Wettkämpfe fertig", sagte FIS-Renndirektor Sandro Pertile. Wellinger erklärte am Sonntag kurz vor dem Rückflug, es bleibe ein "sehr, sehr fader Beigeschmack".
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Deutsche Teams zweimal Vierter

DSV-Sportdirektor Horst Hüttel wies darauf hin, dass Lindvik bei seinem Triumph wohl denselben Anzug getragen hätte. Bei einer rückwirkenden Disqualifikation würde zudem Karl Geiger Bronze erhalten. Und nicht nur das: Norwegen gewann zudem Mixed-Gold und Team-Bronze, Deutschland war in beiden Wettkämpfen Vierter geworden.
Pikant außerdem: Am Freitag war der norwegische Kombinierer Jörgen Graabak disqualifiziert worden - wegen einer manipulierten Bindung. Auch dieser Fall wird Teil der angekündigten FIS-Untersuchung. Ein gutes Bild gab der WM-Gastgeber wahrlich nicht ab.

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Quelle: Reuters

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Quelle: SID

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