Manipulation beim Skispringen? Lindvik verliert WM-Silber
Anzug-Manipulation?:Skispringen: Lindvik muss WM-Silber abgeben
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Eklat bei der Nordischen Ski-WM: Skispringer Marius Lindvik verliert seine Silbermedaille. Dem Norweger wird vorgeworfen, seinen Springeranzug manipuliert zu haben.
Der Sieg des Slowenen Domen Prevc auf der Großschanze gerät bei der WM in Trondheim zur Nebensache. Weil Marius Lindvik seinen Anzug manipulierte, verliert der Norweger Silber.08.03.2025 | 0:51 min
Der Anzug-Streit bei der Nordischen Ski-WM in Trondheim hat seine ersten Opfer gefordert: Dem Norweger Marius Lindvik ist kurz nach dem Springen von der Großschanze seine Silber-Medaille aberkannt worden. Der Weltverband FIS gab als Grund eine "Manipulation des Anzugs" an.
Auch Teamkollege Johann Andre Forfang wurde sanktioniert, er verlor seinen fünften Rang. Lindvik hatte sechs Tage zuvor Gold von der Normalschanze gewonnen.
Österreich, Slowenien und Polen hatten protestiert
Silber hinter Weltmeister Domen Prevc geht somit an den Österreicher Jan Hörl, der Japaner Ryoyu Kobayashi rückte auf den Bronze-Rang vor. Als Folge landete zudem Philipp Raimund auf dem fünften Platz, Andreas Wellinger auf dem achten Rang.
Schon während des ersten Durchgangs hatten Österreich, Slowenien und Polen Protest gegen die Wertung aller norwegischen Starter eingelegt. Die Gastgeber stehen unter Verdacht, ihre Anzüge nach dem offiziellen Chippen verändert zu haben. Mit dem Chip werden Anzüge personalisiert, um zu verhindern, dass Springer eines Teams untereinander die Anzüge tauschen.
FIS: Keine nachträglichen Sanktionen
FIS-Rennleiter Sandro Pertile erklärte, dass weitere Disqualifikationen für vergangene Wettbewerbe nicht zu erwarten seien. "Im Prinzip nicht. Wir haben ein System - wenn die Kontrolle fertig ist, ist sie fertig", sagte der sichtbar wütende Funktionär in der Interview-Zone, in der er anders als sonst alle Stationen bedienen musste.
Kurz zuvor hatten Bilder die Runde gemacht, auf denen Norweger offensichtlich in ihrem Teamhotel an ihren bereits mit einem Chip versehenen Anzügen nähen. Das Video sei Pertile zufolge in der Nacht zuvor aufgenommen worden.
Wir müssen in Ruhe die Situation klären. Das ist ein Thema für die ganze Skisprung-Familie, nicht nur für eine Mannschaft.
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FIS-Rennleiter Sandro Pertile
Norwegens Skisprung-Chef Jan Erik Aalbu hatte in der ARD erklärt, die Anzüge in dem Video seien für den Weltcup am kommenden Wochenende in Oslo und nicht für die WM gedacht. "Das Video zeigt, dass unser Mann Anzüge vorbereitet. Das ist nichts Besonderes", sagte Aalbu.
An dieser Darstellung gibt es aber erhebliche Zweifel. "Wenn das die Anzüge für die neue Periode sind, frage ich mich, warum die Anzüge auf dem Video Chips enthalten. Die gibt es erst, wenn die WM vorbei ist", sagte ARD-Experte Sven Hannawald.
Deutsches Team verzichtet auf Protest
Der Deutsche Skiverband sah das ähnlich. "Die Argumente vom Kollegen Aalbu werden von allen führenden Anzugexperten zerlegt, komplett", sagte Sportdirektor Horst Hüttel.
Der Deutsche Skiverband unterschrieb den Protest dennoch nicht. Grund sei, dass dort "gefordert wurde, dass alle Athleten, Damen und Herren, die bei der WM gestartet sind, Nordische Kombination wie Skispringen, komplett annulliert werden sollen", sagte Hüttel:
Da sage ich: Da tue ich mich schon schwer, wir wollen ja nicht aufeinander rumhacken.
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DSV-Sportdirektor Horst Hüttel
Auch Bundestrainer Stefan Horngacher war bedient, trotz der guten Leistung insbesondere von Raimund. "Es sind ein paar Dinge passiert, die völlig unakzeptabel sind", sagte er.
Horngacher: "Wilde Dinge"
Bisher habe er immer den offiziellen Kontrollen vertraut: "Aber ich habe jetzt gesehen, dass eine Nation wilde Dinge macht, die völlig unten durch sind. Man kann den Protest nicht einfach so wegwischen."
Materialkontrolleur Christian Kathol hatte vor dem Wettbewerb noch gesagt, alle Anzüge seien kontrolliert und für regelkonform befunden worden. Dennoch wurde der Norweger Kristoffer Eriksen Sundal nach dem ersten Sprung disqualifiziert - Lindvik und Forfang ereilte nach Wettkampfende das gleiche Schicksal.
Norweger räumen Fehler, aber keinen Betrug ein
Norwegens Skisprung-Chefcoach Magnus Brevig räumte am Samstagabend einen Fehler und Fahrlässigkeit ein, den Vorwurf gezielter Manipulation wies die sportliche Führung des Teams aber ausdrücklich zurück. "Wir haben einen Regelverstoß begangen", sagte Brevig vor Pressevertretern: "Es tut uns leid, dass für den norwegischen Skisport so gute Weltmeisterschaften so enden."
Norwegens Sportdirektor Jan Erik Aalbu übernahm zwar in seiner Funktion die Verantwortung für die Disqualifikation der drei betroffenen Athleten um Normalschanzen-Weltmeister Marius Lindvik, stellte aber klar: "Es hat sich nicht um Manipulation des Anzugs gehandelt. Das ist kein Betrug, das ist kein Doping."