Schuppenflechte behandeln:Psoriasis: Mit Biologika gegen Entzündungen
Die Hauterkrankung Psoriasis ist nicht heilbar, aber heute meist gut behandelbar. Wie moderne Biologika den Entzündungsprozess unterbrechen können und Beschwerden wirksam lindern.
Scharf begrenzte Hautrötungen mit weiß-silbrigen Schuppen sind klassische Symptome der Schuppenflechte. In schweren Fällen können Immunpräparate die Hauterkrankung in Schach halten.
29.10.2024 | 5:23 minVon einer Schuppenflechte oder Psoriasis sind oft typische Bereiche wie Ellenbogen, Kniekehle, Kopfhaut oder sogar der Genitalbereich betroffen. Sie kann aber auch am ganzen Körper auftreten. Die roten, schuppenden und juckenden Haustellen sind für Betroffene nicht nur eine körperliche Qual, sondern auch eine große psychische Belastung. Denn der vermeintliche Makel lässt sich nicht immer kaschieren.
Schuppenflechte weiter ein Stigma
Allein in Deutschland gibt es rund zwei Millionen Menschen mit Psoriasis. Doch immer noch seien zu viele Betroffene medizinisch nicht adäquat versorgt, sagt Petra Staubach-Renz, Hautärztin an der Universitätsmedizin Mainz. Dabei ließe sich die Krankheitslast mit modernen Medikamenten mittlerweile erheblich reduzieren.
Wir müssen unseren Patienten eine Stigmatisierung heute nicht mehr zumuten.
Prof. Dr. Petra Staubach-Renz, Hautärztin, Universitätsmedizin Mainz
Einen großen Stellenwert in der Therapie der Psoriasis haben sogenannte Biologika, von denen 29 Präparate zugelassen sind.
Psoriasis ist eine chronische Autoimmunerkrankung, bei der das eigene Immunsystem irrtümlicherweise körpereigenes Gewebe angreift. Dadurch kommt es in der oberen Hautschicht zu einem übermäßigen Wachstum hornbildender Zellen. In der Folge beginnt die Haut zu schuppen und zu jucken.
Für die Entwicklung einer Schuppenflechte spielen zwei Faktoren eine Rolle. Neben einer genetischen Veranlagung wird die Erkrankung durch sogenannte Triggerfaktoren wie Stress, Infektionen, Rauchen oder Medikamente ausgelöst. Psoriasis ist weder ansteckend noch auf mangelnde Hygiene zurückzuführen. Die Erkrankung tritt meist ab der Pubertät auf, doch auch jüngere Kinder können betroffen sein.
Biologika blockieren Botenstoffe
Bei Biologika handelt es sich um Eiweißstoffe mit besonderen Fähigkeiten. Grundlage für die Entwicklung sind entscheidende Erkenntnisse im Bereich der Molekularbiologie. Forscher konnten Zellen und Botenstoffe identifizieren, die für das Krankheitsgeschehen verantwortlich sind.
Biologika blockieren bestimmte Botenstoffe. Dadurch gelingt es, den Entzündungskreislauf zu durchbrechen. Das führe in vielen Fällen zur Beschwerdefreiheit, erklärt Ralph von Kiedrowski. Eine Wirkung, die er bei stark betroffenen Patienten immer wieder feststelle, so der niedergelassene Hautarzt.
Mit Biologika gelingt es, selbst schwer Betroffene in 90 Prozent der Fälle erscheinungsfrei zu machen.
Dr. Ralph von Kiedrowski, Facharzt für Dermatologie
Der Wirkstoff wird in der Regel als Injektion unter die Haut gespritzt oder intervenös verabreicht. Je nach Dosierung und Ausmaß der Erkrankung ist das alle zwei bis sechs Wochen erforderlich - meist lebenslang.
Schuppenflechte behandeln: Die Therapieoptionen
Die Therapie ist in der Regel vom Grad der Erkrankung abhängig. Sind weniger als zehn Prozent der Hautfläche von der Schuppenflechte betroffen, kann eine äußerliche Behandlung der Haut mit Salben und eine Lichttherapie helfen. In schweren Fällen sind Medikamente nötig, die systemisch wirken. Dabei kommen seit Jahrzehnten Immunsuppressiva zum Einsatz.
Immunsuppressiva unterdrücken das körpereigene Abwehrsystem, um die fehlgeleiteten Entzündungsreaktionen zu beherrschen. Allerdings haben sie große Nebenwirkungen. Da sie allgemein die Abwehrkräfte reduzieren, sind Betroffene zum Beispiel anfälliger für Infektionen. Zudem belasten Immunsuppressiva die Leber.
Neurodermitis ist die häufigste Hauterkrankung bei Kindern. Bislang ist sie nicht heilbar. Aber es gibt neue Therapiemöglichkeiten.
19.08.2024 | 5:15 minBiologika gegen Psoriasis wirksam, aber teuer
Biologika wirken hocheffektiv am Ort des Geschehens. Statt des ganzen Immunsystems blockieren sie nämlich nur einzelne Entzündungszellen, erklärt von Kiedrowski. Dadurch seien die Nebenwirkungen im Vergleich zu den klassischen Immunsuppressiva geringer.
Biologika sind jedoch um ein Vielfaches teurer als Immunsuppressiva. Rund 20.000 Euro kostet die Therapie pro Jahr. Gemäß Leitlinien dürfen Biologika erst dann verschrieben werden, wenn die Entzündung mit herkömmlichen Mitteln nicht zu stoppen ist.
Natürlich haben wir als Ärzte eine Budgetverantwortung. Aber es kann für eine Krankenkasse im Endeffekt viel teurer werden, wenn wir diese Entzündung nicht in den Griff kriegen.
Dr. Ralph von Kiedrowski, Hautarzt
Psoriasis und Folgen
Nicht adäquat behandelt gehe eine Psoriasis oft mit Begleiterkrankungen wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Depressionen einher, sagt Hautarzt Ralf von Kiedrowski. Zudem habe fast jeder dritte Patient einen Krankheitsprozess mit Gelenkbeteiligung, eine sogenannte Psoriasis-Arthritis, die unbehandelt zu einer Gelenkzerstörung führen kann.
Zwar können Biologika Psoriasis nicht heilen, sie können aber die Erkrankung wirksam in Schach halten, was die Lebensqualität von Betroffenen positiv beeinflusst.
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