Alzheimer-Demenz: So wichtig ist die Früherkennung von Symptomen

Wenn das Gedächtnis schwindet:Warum Früherkennung bei Alzheimer wichtig ist

von Manuela Christ
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Rechtzeitig die ersten Anzeichen einer Alzheimer-Demenz zu erkennen, wird immer wichtiger. Denn inzwischen gibt es ein Medikament, das die Krankheit im frühen Stadium bremsen kann.

Älterer Mann sitzt auf dem Sofa, hält sich mit einer Hand den Kopf und blickt nachdenklich ins Leere.

Den Autoschlüssel schon wieder verlegt und dann auch noch vergessen, wo das Auto steht: Ist das einfach nur Schusseligkeit oder schon ein erstes Anzeichen für eine ernsthafte Erkrankung?

19.09.2025 | 2:41 min

Morbus Alzheimer ist eine unheilbare Erkrankung des Gehirns und die häufigste Form der Demenz. Sie führt zu einem Abbau der Nervenzellen im Gehirn und dadurch zu zunehmenden Einschränkungen der Fähigkeiten der Erkrankten.

Schleichender Verlust der Gedächtnisleistung

Der klassische Verlauf beginnt mit einem Nachlassen der Gedächtnisleistung. Dies macht sich vor allem beim sprachlichen, verbalen Gedächtnis bemerkbar. "Zum Beispiel vergisst man die Namen von Personen oder Orten aus der näheren Vergangenheit", so Neurologe Thomas Duning vom Klinikum Bremen Ost.

Die klassischen, sogenannten anterograd-mnestischen Defizite betreffen nur das Kurzzeitgedächtnis. Das heißt 'Neues' kann sich nicht gemerkt werden.

Prof. Dr. Thomas Duning, Facharzt für Neurologie

Lange Zurückliegendes, wie das Datum des eigenen Hochzeitstags oder die Namen der Kinder, sind neurophysiologisch anders im Gehirn verankert. Diese Funktion ist noch erhalten.

Eine ältere Frau mit einer VR-Brille.

Klassische Erinnerungsarbeit für Demenzkranke ist oft aufwendig und zeitintensiv. Wie digitale Technik neue Möglichkeiten schafft und warum sie sich positiv auf Betroffene auswirkt.

18.09.2025 | 5:09 min

  • Probleme mit dem Kurzzeitgedächtnis
  • Verlegen von Dingen
  • Wortfindungsstörungen
  • Schwierigkeiten bei der Bewältigung von Alltagsaufgaben
  • Veränderungen der Stimmung und des Verhaltens

Quelle: Deutsche Hirnstiftung


Erste Anlaufstelle: Der Hausarzt

Beim Auftreten eines oder mehrerer Symptome sollte man zunächst hausärztlichen Rat einholen. Besteht ein Verdacht auf Beeinträchtigung der geistigen Leistungsfähigkeit, einer sogenannten kognitiven Störung, stehen Kurztests zur Verfügung. So kann eine gute Ersteinschätzung vorgenommen werden, ob tatsächlich Hinweise auf eine Alzheimer-Demenz vorliegen. Außerdem können mögliche andere Ursachen wie Stoffwechselstörungen oder Vitaminmangel ausgeschlossen werden.

Prof. Duning am Top-Themen-Pult

Eine frühe Diagnose kann ein Fortschreiten der Alzheimer-Erkrankung bremsen. Neurologe Thomas Duning erklärt, wie man Alzheimer früh erkennen kann.

19.09.2025 | 4:57 min

Früh zum Facharzt

Zur Abklärung der Ursache gibt es an der Universitätsmedizin Mainz ein überregionales Expertenzentrum. Die Leiterin der neuropsychiatrischen Gedächtnisambulanz, Isabel Heinrich, hat sich mit ihren Kolleginnen und Kollegen der frühen Differenzialdiagnostik kognitiver Störungen verschrieben.

Eine Frühdiagnostik von Gedächtnisstörungen ist aus meiner Sicht wirklich essenziell.

Dr. Isabel Heinrich, Fachärztin für Psychiatrie und Neurologie, Universitätsmedizin Mainz

Je früher die Krankheit erkannt wird, desto besser ist es. Denn bestimmte Therapien sind nur im Frühstadium der Erkrankung erfolgsversprechend.

Noch erfolgt die endgültigen Diagnose einer Alzheimer-Demenz über die Bestimmung von Biomarkern, die über das Rückenmark dem Nervenwasser entnommen werden. Schon bald, so hoffen viele Mediziner, dürfen Bluttests aus den USA verwendet werden, mit deren Hilfe die Erkrankung schneller diagnostiziert werden kann.


Bewohnerin des Demenzdorfes streichelt ein Tier

Rund 80 Menschen leben im ersten offenen Demenzdorf in der Nähe von Aachen. Es liegt im Wald, hat eigene Tiere und ist offen gestaltet, sodass die Bewohner sich frei bewegen können.

15.09.2025 | 5:53 min

Therapiemöglichkeiten bei Morbus Alzheimer

Im frühen Stadium zeigen Musik- oder Bewegungstherapien wirkungsvolle Effekte, indem sie den Verlauf bremsen. Daneben ist es wichtig, Risikofaktoren für klassische kardiovaskuläre Erkrankungen zu minimieren, wie Bluthochdruck, erhöhte Blutfette, Rauchen oder einen schlecht eingestellten Blutzucker bei Diabetes.

Seit circa 15 Jahren gibt es Medikamente, die symptomatisch wirken. Sie erhöhen die Acetylcholin-Konzentration, die bei Alzheimer in der Regel zu gering ist. Seit Anfang September 2025 ist zudem das erste Medikament auf dem Markt, das die Ursache der Erkrankung behandelt indem es Ablagerungen im Gehirn beseitigt. Dies gelingt allerdings nur in einem sehr frühen Stadium der Erkrankung und kommt nicht für alle Alzheimer-Patienten infrage.

Dr. Christoph Specht und Nadine Krüger stehen an der Top-Themen-Theke

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25.08.2025 | 7:17 min

Stigmatisierung von Alzheimer als Problem

Entgegen der allgemeinen Meinung bemerken viele Alzheimer-Patienten bei sich selbst das Auftreten der Symptome. Dennoch scheuen sie oft den Weg zum Facharzt, weil die Erkrankung nach wie vor stigmatisiert ist. Hinzu kommen laut Neurologe Duning Engpässe in der klinischen Versorgung.

Patienten mit subjektiven und zunehmenden Gedächtnisstörungen haben derzeit Schwierigkeiten, eine zeitnahe diagnostische Aufarbeitung zu bekommen.

Prof. Dr. Thomas Duning, Neurologe, Klinikum Bremen Ost

Das Problem: Die frühe Diagnose wird in unserem Gesundheitssystem ambulant vorgenommen. Doch viele niedergelassene, ambulant tätige Neurologen sind aktuell ohnehin schon überlastet. Wichtig sei es daher, in den Ambulanzen der Krankenhäuser die notwendigen Strukturen zu schaffen und die notwendigen Ressourcen für die frühe Diagnostik bereitzustellen, so Duning.

Manuela Christ ist Redakteurin der ZDF-Sendung "Volle Kanne-Service täglich".

Neues Medikament gegen Alzheimer
:Leqembi in Deutschland vor Markteinführung

Anfang September ist das erste Medikament zur Behandlung von Alzheimer auch für Patienten in Deutschland verfügbar. Doch viele praktische Fragen zu Leqembi sind noch nicht geklärt.
von Christina-Maria Pfersdorf und Dagmar Noll
"Leqembi"- das Alzheimermedikament
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Quelle: dpa

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