re:publica - kein Heimspiel für Digitalminister Wildberger
Wildberger auf der re:publica:Kein Heimspiel für den Digitalminister
von Dominik Rzepka
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Der neue Digitalminister fremdelt noch etwas mit der re:publica. Der Applaus ist zurückhaltend. Im ZDFheute-Interview beklagt Karsten Wildberger zu strenge Regulierung bei KI.
Am Montag hat in Berlin die re:publica begonnen, eine der bedeutendsten Digitalkonferenzen Europas. 27.05.2025 | 1:44 min
Es dauert lange zehn Minuten, bis Karsten Wildberger das erste Mal Applaus bekommt. Er wünsche sich, so der neue Digitalminister, den digitalen Staat. Führerschein, Fahrkarte, all das müsse künftig digital auf dem Handy sein. In einer Art App, einer "digitalen Wallet".
Die Verwaltung brauche eine einheitliche IT-Infrastruktur. Klare Schnittstellen. "Auch auf der Basis von Open Source", sagt er. "Wohoo", jubelt ein Vereinzelter im Publikum. Dann applaudiert auch der Rest der Halle verhalten für den neuen Digitalminister, der seine erste Rede auf einer der wichtigsten Digitalkonferenzen Europas hält.
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re:publica feiert eher Habeck und Reichinnek
Die re:publica in Berlin ist kein Heimspiel für Wildberger. Normalerweise jubeln sie hier für andere Politbesucher.
Linken-Fraktionschefin Heidi Reichinnek muss hier auf den Gängen Selfies machen mit 22-Jährigen. Und der Grüne Robert Habeck hatte vor zwei Jahren schon nach einer Minute frenetischen Applaus geerntet, als er sein Sakko ausgezogen hat.
Wildberger wirbt zu Beginn seiner Rede lange um die Gunst der re:publica. Bedankt sich für die Einladung. Spricht eine Gegeneinladung aus. Und nennt die Digitalisierung ein ganz entscheidendes Zukunftsthema. Darin sei man sich bestimmt einig, sagt er. Wobei die meisten Besucher Digitalisierung wohl als Thema der Gegenwart sehen dürften.
In Berlin findet die Digital-Konferenz re:publica 2025 statt. Wir sprechen dort mit dem Chefredakteur von netzpolitik.org, Markus Beckedahl.27.05.2025 | 7:54 min
KI-Rechenzentrum in Deutschland?
Digitalisierung, das macht Wildberger deutlich, sei für ihn ein Wirtschaftsfaktor. Der Mann, der einst Media Markt und Saturn gemanaged hat, sagt:
Dieses Land braucht gerade wirtschaftlich einen Schub nach vorne.
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Karsten Wildberger, CDU
Zeitgleich wird öffentlich, dass Unternehmen wie die Deutsche Telekom und SAP sich gemeinsam bewerben wollen, um ein KI-Rechenzetrum in Deutschland zu bauen. Die sogenannte "AI Gigafactory" ist eine von fünf, die in der EU entstehen sollen. Laut einem Bericht des Handelsblatts könnte sich auch Siemens daran beteiligen.
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Wildberger gegen zu strenge KI-Regulierung
Deutschland sei in Sachen KI sehr gut aufgestellt, etwa bei der Forschung, sagt Wildberger. Zeitgleich kritisiert er im ZDFheute-Interview zu strenge Vorgaben seitens der Politik:
Wenn wir auf die Regulierung blicken ist ein zu starkes Übergewicht auf die Risiken gelegt.
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Karsten Wildberger, CDU
Den sogenannten AI-Act, also die Regularien von der EU, will Wildberger nicht abschaffen. Wohl aber stelle sich die Frage nach der konkreten Umsetzung des AI-Acts.
Trotz Regulierung gebe es gute Startvoraussetzungen. Man werde aber flankierend "das Ganze auch nochmal etwas aufschnüren müssen und hier und da auch eine Fünf gerade sein lassen, damit wir einfach schneller nach vorne kommen", sagt er.
Er ist der erste Digitalminister des Bundes: Karsten Wildberger. Bei der Vorstellung seines Regierungsprogramms im Bundestag lobte er die "Start-up-Mentalität" seines Ministeriums.
von Stefanie Reulmann
mit Video
Open Source soll Leitprinzip werden
Wildberger redet zwanzig Minuten. Danach bleiben wenige Minuten Zeit für Fragen. Ob er selbst WhatsApp nutze? Er telefoniere eher oder suche den persönlichen Austausch, sagt er. "Wir genügen da hoffentlich den Sicherheitsstandards."
Wann die Verwaltung digital werde? "Das ist ein dickes Brett", sagt er. Und, dass er nichts versprechen wolle. Open Source werde ein Leitprinzip - also die Nutzung von Software, die für alle nutzbar und für alle einsehbar programmiert ist. "Jetzt ist der Zeitpunkt, es zu machen", sagt er.
Warum der Neue Kredit verdient
Auf der re:publica sind es solche Sätze, die gut ankommen. Ansonsten aber bekommt Wildberger nur selten Applaus. Der Minister und die Digitalkonferenz fremdeln noch, sagen Solveig und Bernd, die im Publikum sitzen:
Natürlich begibt er sich hier in die Höhle der Löwen, es gibt eine kulturelle Differenz.
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Solveig und Bernd, re:publica-Besucher
Dennoch gehe Wildberger die richtigen Themen an, etwa die Entflechtung der Verwaltung. Der neue Minister verdiene eine Chance, verdiene Kredit. "Er soll mal machen."