ProSiebenSat.1: Weimer trifft Berlusconi - und mahnt erneut

MFE will ProSiebenSat.1 kaufen:Weimer trifft Berlusconi - und mahnt erneut

Henriette de Maizière
von Henriette de Maizière
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Der umstrittene Konzern Media for Europe der Familie Berlusconi steht vor der Übernahme von ProSiebenSat.1. Kulturstaatsminister Weimer drängt auf journalistische Unabhängigkeit.

Kulturstaatsminister Weimer trifft Pier Silvio Berlusconi

Kulturstaatsminister trifft Medienmanager: Wolfram Weimer und Pier Silvio Berlusconi am Dienstag in Berlin.

Quelle: dpa

Ein besorgter Kulturstaatsminister trifft einen italienischen Konzernchef mit prominentem Nachnamen: Wolfram Weimer (parteilos) hat am Dienstag Pier Silvio Berlusconi empfangen - den Chef des Medienunternehmens Media for Europe (MFE) und Sohn des früheren italienischen Regierungschefs Silvio Berlusconi, der 2023 starb.

Der MFE-Konzern steht vor einer Übernahme des Senders ProSiebenSat.1. Nach dem Gespräch mit Berlusconi erklärte Weimer:

Redaktionelle Unabhängigkeit ist von zentraler Bedeutung - sie darf nicht angetastet werden.

Wolfram Weimer, Kulturstaatsminister

Man sei in diesem Punkt einer Meinung und das sei "eine gute Voraussetzung für ein gelingendes Engagement im deutschen Medienmarkt", so Weimer. Noch im Juli hatte Weimer im "Spiegel" seiner Sorge Ausdruck verliehen, ob die journalistische und wirtschaftliche Unabhängigkeit auch nach einem Eigentümerwechsel gewahrt bliebe.

SGS Weimer Hayali

Viele Menschen hätten das Gefühl, man könne nicht mehr alles sagen, was man denkt, sagte Kulturstaatsminister Weimer im Juni. Er plädiert für eine stärkere politische Mitte.

19.06.2025 | 6:24 min

MFE-Chef: "Wahrung redaktioneller und journalistischer Freiheit"

MFE machte bei dem Treffen deutlich, dass der deutsche Markt eine zentrale Rolle in der Strategie des italienischen Konzerns spielen soll. Der Fokus läge auf Investitionen in die Produktion lokaler Inhalte sowie dem Aufbau eines Medien- und Streaming-Plattformgeschäfts.

München werde als Standort weiterentwickelt. Und MFE bekräftigte, Steuern dort zu entrichten, wo Sender betrieben werden - und so die fiskalische Wertschöpfung im Land zu belassen. Man habe zentrale Themen besprochen, so Berlusconi:

Dazu zählt die Wahrung redaktioneller und journalistischer Freiheit, Pluralität zu fördern und allem Gehör zu verschaffen.

Pier Silvio Berlusconi, MFE-Chef

Dazu gehörten ein lokales Angebot, welches auf ein deutsches Publikum zugeschnitten sei - unter anderem auch mit mehr Nachrichten.

Wer in Deutschland einen Sender betreibt und produziert, trägt Verantwortung - für Arbeitsplätze, für das Entrichten von Steuern und für unsere kreative Infrastruktur.

Wolfram Weimer, Kulturstaatsminister

Wenn aus München nun eine pan-europäische Plattform entstünde, sei das eine gute Nachricht.

Zu erkennen ist Weimer wie er in die Kamera schaut

Die Berufung des Verlegers Wolfram Weimer zum Kulturstaatsminister wurde im April kritisiert. Kulturschaffende und LobbyControl äußerten Bedenken hinsichtlich Eignung und Unabhängigkeit.

30.04.2025 | 1:44 min

Weimer: Große Privatmedien als Teil kritischer Infrastruktur

In einem Interview mit der italienischen Zeitung "La Stampa" hatte Weimer zuvor betont, dass zur kritischen Infrastruktur laut deutscher Gesetzgebung auch große private Medienunternehmen gehören. Somit hatte er auch seine Zuständigkeit im Bund bekräftigt. Medienpolitik gehört eigentlich in die Zuständigkeit der Staatskanzleien der Bundesländer.

Henriette de Maizière ist Korrespondentin im ZDF-Hauptstadtstudio Berlin.

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