Fall Maximilian Krah: Wann haben Abgeordnete Immunität?

FAQ

Ermittlungen gegen AfD-Politiker:Immunität für Abgeordnete - was gilt?

Jan Henrich aus der ZDF-Redaktion für Recht und Justiz
von Jan Henrich
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Der Bundestag hat dem AfD-Abgeordneten Maximilian Krah die Immunität entzogen. Was bedeutet das und wie weit sind Politiker in Deutschland vor Strafverfolgung geschützt?

Blick auf Bundesadler und Plenarsaal im Reichstagsgebäude

Der Bundestag muss über die Aufhebung der Immunität im Einzelfall entscheiden.

Quelle: dpa

Mit den "Stimmen aller Fraktionen" hat der Bundestag heute die Immunität des AfD-Abgeordneten Maximilian Krah aufgehoben. Das Parlament genehmigt damit unter anderem Durchsuchungsmaßnahmen in einem Ermittlungsverfahren. Welche Rechte die Abgeordneten haben, ist im Grundgesetz geregelt.

Was bedeutet Immunität?

Die Immunität von Bundestagsabgeordneten soll sicherstellen, dass das Parlament arbeitsfähig bleibt und seine Mitglieder vor politisch motivierter Strafverfolgung geschützt sind. Das bedeutet: Nur mit Genehmigung des Parlaments darf ein Abgeordneter festgenommen oder beispielsweise eine Hausdurchsuchung bei ihm durchgeführt werden. Eine Ausnahme gilt allerdings, wenn der Abgeordnete unmittelbar "bei Begehung der Tat" oder im Laufe des Folgetages festgenommen wird.

EU-Parlament in Straßburg - Krah

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23.04.2024 | 4:04 min

Die Immunität gilt nur so lange wie das Mandat des Politikers besteht. Der Bundeskanzler oder seine Minister genießen keine eigene Immunität, diese ergibt sich allerdings häufig aus der zusätzlichen Rolle als Abgeordneter.

Wer kann die Immunität von Bundestagsabgeordneten aufheben?

Eine Staatsanwaltschaft, die gegen einen Abgeordneten ermittelt und Maßnahmen wie Durchsuchungen durchführen, ihn verhaften oder ihn anklagen will, richtet zunächst einen Antrag an die Parlamentspräsidentin auf Aufhebung der Immunität. Dieser Antrag wird dann im Ausschuss für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung geprüft, der eine Empfehlung ausspricht.

Über die Aufhebung der Immunität entscheidet im Anschluss das Parlament in öffentlicher Sitzung, aber in der Regel ohne Aussprache. Mit der Entscheidung soll keine Aussage über Schuld oder Unschuld eines Abgeordneten getroffen werden.

Bei Bagatellfällen, beispielsweise Straßenverkehrsdelikten, kann der Immunitätsausschuss selbst eine "Vorentscheidung" über die Immunität treffen, die gültig ist, sofern ihr nicht widersprochen wird.

ZDF-Korrespondentin Nicole Diekmann

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16.05.2024 | 1:45 min

Was bedeutet Indemnität?

Ebenfalls im Grundgesetz geregelt ist die sogenannte Indemnität, die von der Immunität zu unterscheiden ist. Sie schützt Abgeordnete davor, für Äußerungen und Abstimmungen im Parlament oder dessen Ausschüssen strafrechtlich verfolgt zu werden. Die Mitglieder des Parlaments sollen ohne Sorge vor negativen Folgen frei sprechen und abstimmen können.

Eine Ausnahme gibt es für Verleumdungen, also die bewusste Verbreitung von unwahren und herabwürdigenden Tatsachen über eine Person. Die Indemnität kann nicht aufgehoben werden.

In wie vielen Fällen wurde bislang die Immunität aufgehoben?

Seit 1990 wurde die Immunität von Bundestagsabgeordneten in insgesamt 114 Fällen aufgehoben. Hinzu kommen weitere Fälle, bei denen das Parlament die Vernehmung eines Abgeordneten als Zeuge genehmigt hat. Nur in acht Fällen hat der Bundestag die Aufhebung der Immunität abgelehnt. Die Fälle betreffen häufig Ermittlungen wegen Äußerungs- und Verkehrsdelikten.

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