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Forderung nach Reformen:Wirtschaftsweiser warnt vor steigenden Sozialabgaben
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Wegen steigender Gesundheits- und Rentenkosten warnt der Wirtschaftsweise Werding vor enorm wachsenden Sozialabgaben. Ohne Reformen drohe bis 2030 eine Belastung von 50 Prozent.
Warnt vor steigenden Abgaben: Martin Werding, Mitglied der sogenannten Wirtschaftesweisen
Quelle: dpa
Der Wirtschaftsweise Martin Werding rechnet damit, dass die Sozialabgaben ohne durchgreifende Reformen auf 50 Prozent des Bruttoeinkommens steigen werden. "Die aktuelle Entwicklung ist atemberaubend", sagte Werding der "Rheinischen Post".
Wegen der Alterung der Bevölkerung würde der Aufwärtstrend ohne Reformen in den 2030er Jahren unverändert anhalten.
Die Frage ist nicht, ob die Beitragssätze irgendwann 50 Prozent erreichen, sondern wann das geschieht.
Martin Werding, Wirtschaftsweiser
Aktuell betragen die Sozialabgaben für Beschäftigte und Arbeitgeber zusammen rund 42 Prozent des Bruttoeinkommens. Werding erwartet, dass sie im Laufe des Jahres auf 43 Prozent steigen.
Experte: Auch Rentenbeiträge werden steigen
Er verwies darauf, dass eine ganze Reihe von Krankenkassen die Zusatzbeiträge in diesem Jahr bereits wieder angehoben haben. Auch in der Pflegeversicherung sei zum Jahreswechsel mit einer neuerlichen Anhebung zu rechnen.
Später sei auch die Rentenkasse betroffen: "2027 oder spätestens 2028 steigen auch die Rentenbeiträge, die jetzt lange Zeit bei 18,6 Prozent konstant geblieben sind, sprunghaft auf annähernd 20 Prozent", sagte Werding.
Damit ist bis zum Ende dieser Legislaturperiode eine Abgabenbelastung von 45 Prozent in Sicht.
Martin Werding, Wirtschaftsweiser
Experte mahnt Reformen an
Der Experte mahnte durchgreifende Reformen an. Was derzeit an Maßnahmen diskutiert werde, reiche bei Weitem nicht aus.
Werding ist seit September 2022 Mitglied des Sachverständigenrats Wirtschaft. Seit 2008 ist er Professor für Sozialpolitik und öffentliche Finanzen an der Ruhr-Universität Bochum. Vor der Bundestagswahl 2021 stellte Werding eine Studie zum Konzept der sogenannten Aktienrente der FDP vor.
Quelle: dpa
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