Nach Assad-Sturz: Wenige Syrer verlassen Deutschland

Nach Sturz von Machthaber Assad:Wenige Syrer verlassen Deutschland

|

Auch nach dem Sturz von Syriens Langzeit-Herrscher Assad verlassen nur wenige Syrer Deutschland. Viele Flüchtlinge erfüllen mittlerweile die Bedingungen für eine Einbürgerung.

Die Zahl der in Deutschland lebenden Syrer ist leicht gefallen.
Die Zahl der in Deutschland lebenden Syrer ist leicht gefallen.
Quelle: dpa

Ein knappes halbes Jahr nach dem Sturz von Syriens früheren Machthaber Baschar al-Assad ist die Zahl der in Deutschland lebenden Syrer zuletzt leicht gesunken. Das hat aber nur zum Teil mit Ausreisen zu tun. Denn viele Flüchtlinge, die in den Jahren 2015 und 2016 eingereist waren, erfüllen jetzt die Voraussetzungen für eine Einbürgerung.
Wer deutscher Staatsbürger wird, zählt auch dann nicht mehr als Ausländer, wenn er neben der deutschen noch eine weitere Staatsangehörigkeit hat.
Syrien: "Zeichen des Aufbruchs"
Die syrische Interimsregierung sei in ihrer diversen Zusammensetzung "eine positive Entwicklung", so ZDF-Korrespondentin Golineh Atai. Es gelte jetzt jedoch, die "Machtkonzentration kritisch zu beobachten".01.04.2025 | 3:49 min

Zahl der Syrer in Deutschland um mehr als 3.500 gesunken

Wie das Bundesinnenministerium auf Anfrage mitteilte, lebten laut Ausländerzentralregister Ende März 968.899 syrische Staatsangehörige in Deutschland. Unter ihnen waren demnach 10.729 Ausreisepflichtige, von denen allerdings die meisten - 9.649 syrische Staatsbürger - eine Duldung hatten.
Einen Monat zuvor, zum Stichtag 28. Februar, lebten noch 972.470 Syrerinnen und Syrer in Deutschland, 3.571 mehr als Ende März.
Syriens Übergangspräsident Ahmed Al-Scharaa
Syrien hat eine neue Regierung. Übergangspräsident al-Scharaa hat die zentralen Posten mit Vertrauten besetzt.30.03.2025 | 0:15 min

Interesse an Rückkehrförderung begrenzt

Abschiebungen nach Syrien gibt es seit 2012 nicht. In den Fällen, in denen Asylbewerber aus Syrien dennoch Deutschland unter Zwang verlassen müssen, werden sie in ein anderes europäisches Land gebracht, das nach den sogenannten Dublin-Regeln für ihr Asylverfahren zuständig ist.
Mehr als 600 Menschen sind laut Bundesinnenministerium seit Anfang 2024 mit finanzieller Förderung staatlicher deutscher Stellen nach Syrien zurückgekehrt. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) unterstützt seit dem 13. Januar freiwillige Ausreisen nach Syrien im Rahmen eines Bund-Länder-Programms.
Nahostkonflikt - Syrien
In Brüssel tagt eine Geberkonferenz für Syrien. Die Menschen in dem kriegszerstörten Land brauchen dringend Hilfe.17.03.2025 | 2:40 min

Immer mehr Syrer lassen sich Einbürgern

Im Jahr 2023 wurden in Deutschland 75.485 syrische Staatsangehörige eingebürgert, nach rund 48.000 Einbürgerungen im Jahr zuvor. Die Daten für 2024 und die ersten Monate dieses Jahres liegen bis jetzt nicht vor.
Das seit Juni 2024 geltende neue Staatsangehörigkeitsgesetz sieht verkürzte Wartezeiten für die Einbürgerung vor. Allerdings muss, wer Deutscher werden will, weiterhin für seinen Lebensunterhalt sorgen und ausreichende Deutschkenntnisse vorweisen. Auch schwerwiegende Straftaten oder verfassungsfeindliche Aktivitäten stehen einer Einbürgerung entgegen.
2021, Syrien, Idlib: Syrische Kinder suchen auf einer Mülldeponie in der Nähe des Grenzübergangs Bab al-Hawa nach wiederverwertbaren Abfällen wie Plastik und Altmetall.
In Syrien sind nach UN-Angaben weiterhin 70 Prozent der Bevölkerung auf humanitäre Hilfe angewiesen.17.03.2025 | 1:35 min

Unübersichtliche Lage in Syrien

Eine Rebellenallianz unter Führung der islamistischen Haiat Tahrir al-Scham (HTS) hatte am 8. Dezember die Kontrolle in der syrischen Hauptstadt Damaskus übernommen. Al-Assad floh nach Russland. Inzwischen wird das Land von einem Ex-Rebellenführer, Interimspräsident Ahmed al-Scharaa, und einer Übergangsregierung geführt.
In Syrien wird ein Teil des Landes von kurdischen Milizen kontrolliert. Russland, die Türkei und mehrere arabische Staaten ringen um Einfluss und Israel versucht eigene Interessen militärisch durchzusetzen.
Ein israelischer Panzer
Nach dem Sturz des Assad-Regimes in Syrien sind israelische Truppen immer weiter in syrisches Gebiet eingedrungen.31.03.2025 | 1:43 min
Seit dem 9. Dezember 2024 sind die Entscheidungen über Asylanträge syrischer Staatsangehöriger in Deutschland aufgrund der unübersichtlichen Lage zunächst für sechs Monate ausgesetzt. Nach Ablauf dieser Frist muss das Bamf prüfen, ob die Aussetzung verlängert oder aufgehoben wird.

Mehr als 50.000 Asylanträge noch ohne Entscheidung

Syrien ist nach wie vor Hauptherkunftsland der Menschen, die in Deutschland einen Asylantrag stellen. Im ersten Quartal dieses Jahres stellten 9.861 Menschen aus Syrien erstmals in Deutschland einen Antrag auf Schutz.
Zum Stichtag 31. März standen beim Bamf noch 52.344 syrische Asylverfahren zur Entscheidung an. Nicht von dem Entscheidungsstopp betroffen sind sogenannte Dublin-Fälle.
Syrien, Jableh: Angehörige der syrischen Sicherheitskräfte patrouillieren auf einer Straße in der Stadt Jableh, 25 km südlich von Latakia. Der syrische Übergangspräsident al-Sharaa kündigte am Sonntag die Bildung eines Hohen Komitees für den zivilen Frieden an, das die Aufgabe hat, direkt mit den Gemeinschaften in der Küstenregion in Kontakt zu treten, um Bedenken auszuräumen und Stabilität zu gewährleisten.
Im Westen des Landes kämpfen wieder Anhänger des gestürzten Assad-Regimes und Truppen der neuen Regierung gegeneinander. Fast 1.000 Zivilisten sollen dabei getötet worden sein.10.03.2025 | 2:41 min

Streit um Sondierungsreisen nach Syrien

Im Bundesinnenministerium arbeitet man bereits seit Januar an einer Ausnahmeregelung, um syrischen Flüchtlingen Erkundungsreisen in ihr Herkunftsland zu ermöglichen, ohne dass sie dadurch ihren Schutzstatus in Deutschland verlieren. Erlaubt wäre demnach entweder eine einmalige Reise für die Dauer von maximal vier Wochen oder zwei Reisen von jeweils maximal zwei Wochen, jeweils mit dem Ziel, auszuloten, ob eine Rückkehr möglich wäre.
Mehrere Unionspolitiker haben sich allerdings kritisch zu dem Vorschlag geäußert - unter anderem der Bayerns Innenminister Joachim Herrmann von der CSU. Er sagte diese Woche, das geplante Verfahren wecke Erwartungen, die nicht erfüllt werden könnten. Denn über den Widerruf der Schutzberechtigung entscheide alleine das Bamf, und zwar "unabhängig von der subjektiv wahrgenommenen Situation vor Ort".

Krieg in Syrien - eine Chronologie:
















Quelle: dpa

Mehr zur Lage in Syrien