Stichwahlen in NRW: CDU triumphiert in Dortmund, AfD verliert

Analyse

Stichwahlen Nordrhein-Westfalen:Sensationen, Desaster und was sich aus ihnen lernen lässt

Redakteur Peter Böhmer, ZDF-Landesstudio Nordrhein-Westfalen.
von Peter Böhmer, Düsseldorf
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Paukenschlag in NRW, aber nicht wegen der AfD, sondern wegen der SPD: In Dortmund wird erstmals seit dem 2. Weltkrieg mit Alexander Kalouti ein CDU-Bürgermeister regieren.

Schaltgespräch zwischen Hayali und Odenthal

Nach den Stichwahlen in NRW habe man Erleichterung gespürt, "aber ein bisschen auch das blaue Auge gemerkt", sagt Normen Odenthal. Die AfD sehe ihr Ergebnis erst als Anfang.

28.09.2025 | 2:36 min

Es ist eine Sensation für die CDU und ein Desaster für die SPD: Ihr Niedergang zeigt sich nun auch in der größten Stadt im Ruhrgebiet, die "Herzkammer der Sozialdemokratie" hat Vorhofflimmern. Der knappe CDU-Wahlsieger Alexander Kalouti ist im WDR noch zurückhaltend:

Es ist sehr frisch, es ist sehr neu, natürlich sind da auch die Gedanken dabei: 80 Jahre SPD-Hochburg, und jetzt haben wir eigentlich einen ganz normalen demokratischen Prozess gehabt, eigentlich nichts besonders.

Alexander Kalouti, neuer Bürgermeister in Dortmund

Dortmunds neuer Oberbürgermeister Alexander Kalouti feiert seinen Wahlsieg.

Dortmunds neuer Oberbürgermeister Alexander Kalouti (Mitte) feiert seinen Wahlsieg.

Quelle: dpa

Das sieht die SPD sicherlich anders, Landesvorsitzende Sarah Philipp resümiert am Abend: "Sehr schmerzhaft und bitter. Da muss man sich genau angucken, woran das gelegen hat, und das klare Ziel muss sein, das Rathaus in Dortmund in fünf Jahren wieder zurückzuholen."

SPD siegt in Wuppertal und Oberhausen

Gleichwohl hatte die SPD auch Erfolge: Wuppertal etwa ging klar an eine junge Sozialdemokratin, man konnte Oberhausen zurückerobern und vor allem Köln - nach zehn Jahren löst Torsten Burmester die parteilose Henriette Reker ab, die nicht mehr antrat.

Der Politologe Stefan Marschall von der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf resümiert: "Wir sehen, dass die Wählerinnen und Wähler wählerischer geworden sind, das heißt, sie entscheiden von Wahl zu Wahl anders. Es sind lokale Gründe, die eine Rolle spielen - und dann kann es sein, dass eine Partei, die jahrelang an der Macht war, plötzlich verliert."

Wahlzettel wird in die Urne geworfen

In über 150 Kommunen, unter anderem Köln, kommt es in NRW nun zu Stichwahlen, da zuvor keine nötige Mehrheit erzielt werden konnte. Die Grünen und die AfD erhoffen sich gute Chancen.

28.09.2025 | 0:21 min

AfD kann kein Rathaus erobern

Das, was im Vorfeld befürchtet worden war, trat bei den Stichwahlen nicht ein: die AfD wurde in Gelsenkirchen, Hagen und Duisburg klar geschlagen. Das lag natürlich auch daran, dass sich die anderen Parteien bei den Stichwahlen gegen die AfD verbündeten.

Aber: Sören Link von der SPD holte in Duisburg sogar knapp 80 Prozent der Stimmen. "Es kommt eben auch auf Personen an", sagt Stefan Marschall.

Persönlichkeiten können für die SPD auch noch Erfolge einfahren.

Stefan Marschall, Politologe

Sören Link hatte die Probleme in seiner Stadt durch die Migration aus Südosteuropa klar benannt: die teilweise Verwahrlosung, den Sozialleistungsbetrug. Für Stefan Marschall liegt in diesem Ergebnis eine zentrale Botschaft für den Bund: "Das Signal lautet: Schaut auf die Kommunen, schaut auf die Lage vor Ort, und, das ist vielleicht jetzt auch ein wichtiger Punkt, wie mit den Infrastruktur-Milliarden umgegangen wird."

Marschall schätzt, es sei nochmal deutlich geworden, dass "die Zufriedenheit von Menschen mit der Demokratie sehr stark davon bestimmt wird, was man vor Ort erlebt als Staatlichkeit, an Misstand oder auch, was funktioniert".

AfD zeigt sich kämpferisch

Für die Kommunalpolitik dürfte es jetzt trotzdem schwerer werden, die AfD setzt sich nun auch in den westdeutschen Kommunalparlamenten fest.

"Für uns war es von Anfang klar, dass das eine Zwischenetappe ist, dass wir in fünf Jahren darum kämpfen werden, in die Rathäuser einzuziehen und dann auch die Oberbürgermeister zu stellen", sagte AfD-Landeschef Martin Vinzenz am Abend in Gelsenkirchen.

ZDF-Reporterin Jenifer Girke berichtet bei ZDFheute Live aus Gelsenkirchen von den Kommunalwahlen in Nordrhein-Westfalen.

In Gelsenkirchen ist die AfD bei der NRW-Kommunalwahl fast gleichauf mit der SPD. ZDF-Reporterin Jenifer Girke berichtet aus der Stadt im Ruhrgebiet.

15.09.2025 | 10:09 min

Die anderen Parteien werden es nicht so leicht haben, an der Rechtsaußenpartei vorbei zu regieren. "Die Brandmauer ist löchriger geworden", sagt Politologe Marschall.

Es wird schwer sein, zu argumentieren, warum man nicht mit der AfD zusammenarbeiten kann - etwa wenn es um die Renovierung von Schultoiletten geht.

Stefan Marschall, Politologe

Und die Grünen?

Vor fünf Jahren eroberten sie auf der Klimawelle zwei Rathäuser, doch sowohl Bonn als auch Aachen gingen an die CDU. Lediglich in der Beamten- und Studentenstadt Münster konnte sich der Grüne Tilman Fuchs gegen den CDU-Mann durchsetzen.

Die Themen, die die Menschen bewegen, sind derzeit einfach andere.

Peter Böhmer ist Redakteur im ZDF-Landesstudio Nordrhein-Westfalen.

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