Wegen Sicherheitsbedenken:Magdeburger Weihnachtsmarkt 2025 auf der Kippe
Wegen Diskussionen um das Sicherheitskonzept erhält der Magdeburger Weihnachtsmarkt in diesem Jahr vorerst keine Genehmigung. Das teilte die Stadt am Abend mit.
Der Weihnachtsmarkt in Magdeburg darf in diesem Jahr bislang nicht stattfinden.
Quelle: dpaDer Weihnachtsmarkt in Magdeburg erhält vorerst keine Genehmigung. Das teilte die Stadt am Montagabend mit. Grund ist demnach ein Schreiben des Landesverwaltungsamtes, in dem das Sicherheitskonzept der Weihnachtsmarktgesellschaft bemängelt wird.
"Der Inhalt des Schreibens und die vom Landesverwaltungsamt bezeichneten Mängel des Sicherheitskonzeptes sind auch aufgrund der möglichen Auswirkungen so gravierend, dass es meine Pflicht war, heute umgehend den Stadtrat darüber zu informieren", sagte die parteilose Oberbürgermeisterin Simone Borris laut Mitteilung in einer Sondersitzung des Stadtrats.
"Bislang hatte uns niemand in dieser Form mitgeteilt, dass der Magdeburger Weihnachtsmarkt in diesem Jahr allein durch seinen Betrieb zu einem potentiellen Anschlagsziel wird", wird Borris weiter zitiert. Da die Sicherheit absolute Priorität habe, werde diese Aussage sehr ernst genommen.
Gleichwohl wurde uns nicht begründet, worauf diese neue Einschätzung konkret beruht.
Simone Borris (parteilos), Oberbürgermeisterin von Magdeburg
Landesverwaltungsamt kritisiert Sicherheitskonzept
In dem siebenseitigen Schreiben, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, werden zahlreiche Punkte des Sicherheitskonzeptes kritisiert. Unter anderem geht es um den Zufahrtsschutz und die Sicherheitskräfte. Daher könne es keine Zustimmung geben, heißt es in dem Brief, der am vergangenen Freitag an die Stadt gegangen ist. Zudem verkenne die Weihnachtsmarkt GmbH als Veranstalterin vollkommen die mit der Durchführung verbundenen Pflichten.
Vor dem Landgericht Magdeburg beginnt der Prozess um das Attentat auf den Weihnachtsmarkt 2024. Der Angeklagte soll mit einem SUV sechs Menschen getötet und Hunderte verletzt haben.
10.11.2025 | 1:58 minOberbürgermeisterin Borris kritisiert das Vorgehen des Landesverwaltungsamtes. Die Weihnachtsmarktgesellschaft sei bereit, viele Hinweise in das Sicherheitskonzept zu integrieren, lehne aber auch einige der vom Land geforderten Maßnahmen ab - darunter die Übernahme der generellen Verantwortung für Terror- und Amokereignisse.
Oberbürgermeisterin warnt vor "verheerenden Folgen"
Die Stadt warnte in ihrer Mitteilung vor den Folgen und dem "verheerenden" öffentlichen Signal, sollte der Weihnachtsmarkt nicht stattfinden können. "Man muss davon ausgehen, dass Veranstalter anderer Weihnachtsmärkte und Großveranstaltungen in Sachsen-Anhalt die Übernahme der Verantwortung für die Abwehr von Terror- und Amoktaten ebenfalls ablehnen werden", sagte Oberbürgermeisterin Borris.
"Im konkreten Fall wäre eine weitere Folge, dass der Magdeburger Weihnachtsmarkt sowie die Lichterwelten dauerhaft nicht mehr stattfinden können. In erster Linie aber wäre es eine Kapitulation der breiten Stadtgesellschaft vor dem Attentat vom 20. Dezember 2024", warnte Borris.
Dies stünde im Widerspruch zu unseren Traditionen und Kultur und wäre weit über die Grenzen Magdeburgs hinaus ein fatales Signal.
Simone Borris (parteilos), Oberbürgermeisterin von Magdeburg
Der Prozess um den Weihnachtsmarkt-Amokfahrer Taleb A. beginnt. Es werde ihm "sechsfacher Mord und versuchter Mord in mehr als 300 Fällen vorgeworfen", berichtet ZDF-Reporter Leon Fried.
10.11.2025 | 2:50 minBorris' Appell für Magdeburger Weihnachtsmarkt
Gleichzeitig appellierte Borris an alle Beteiligten, dass "durch eine Bündelung aller Kräfte der Magdeburger Weihnachtsmarkt in diesem Jahr doch stattfinden kann". Der Weihnachtsmarkt hätte eigentlich am 20. November öffnen sollen.
Vor fast einem Jahr war ein Attentäter mit einem 340 PS starken Mietwagen über den Weihnachtsmarkt gefahren und hatte sechs Menschen getötet und rund 300 zum Teil schwer verletzt. Am Montag hatte der Prozess gegen den Angeklagten aus Saudi-Arabien in Magdeburg begonnen. Die Anklage wirft dem 51-Jährigen unter anderem vollendeten Mord in sechs Fällen und versuchten Mord an weiteren 338 Menschen vor.
Mit Material der dpa.
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