Macron in Deutschland: Zwei Freunde müsst ihr sein

Staatsbesuch:Macron in Berlin: Zwei Freunde müsst ihr sein

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In Berlin beginnt Macron seine dreitägige Deutschlandreise: Neben Kickern und Selfies gibt es viele große Worte zur deutsch-französischen Freundschaft und zu Europa.

Macron
Der dreitägige Staatsbesuch des französischen Präsidenten Emmanuel Macron soll der deutsch-französischen Freundschaft neue Impulse geben.27.05.2024 | 2:32 min
Mit einem Loblied auf die deutsch-französische Freundschaft und einer Warnung vor rechtsextremen und nationalistischen Bewegungen hat der Staatsbesuch von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron in Deutschland begonnen.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sagte bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Macron im Schloss Bellevue:

Es geht darum, in ganz Europa eine Allianz der Demokraten zu stärken, die denen widersprechen, die die Demokratie und Europa angreifen.

Frank-Walter Steinmeier, Bundespräsident

Steinmeier ruft zur Europawahl auf

"Wir haben eine sehr konkrete Botschaft an die Menschen: Sagen Sie ja zu Europa, gehen Sie wählen am 9. Juni", betonte Steinmeier. Macron zeigte sich besorgt, "da nationalistische und rechtsextreme Bewegungen in unserem Land viele faszinieren". Es sei auch seine Verantwortung, "die Ideen des Rassemblement National zu demontieren", sagte er mit Blick auf die französischen Rechtspopulisten, die derzeit bei mehr als 30 Prozent in den Umfragen liegen.
Wären die Nationalisten in den vergangenen Jahren an der Macht gewesen, "dann hätten wir keine Impfstoffe gehabt, (...) und hätten die Ukraine fallen gelassen, um Russland zu unterstützen", sagte er mit Blick auf die Corona-Pandemie und den russischen Angriffskrieg. Es gebe eine "Faszination für den Autoritarismus", warnte Macron.

Wir erleben einen existenziellen Moment in Europa.

Emmanuel Macron, Präsident Frankreichs

"Ich glaube wirklich, dass Europa sterben kann", betonte er im Rückgriff auf seine kürzlich an der Sorbonne-Universität gehaltenen Europarede.

"Vive la France"-Rufe bei Bürgerfest

Gleich nach der Ankunft Macrons hatten die beiden Präsidenten auf dem Demokratiefest im Zentrum Berlins den Kontakt zu den Bürgern gesucht - manche riefen "Vive la France". Er ließ sich auf zahllose Selfies mit jungen Menschen ein - und beim Besuch eines Stands der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt sogar auf eine kurze Kickerpartie. Als Steinmeier das erste Tor schoss, forderte Macron umgehend "Revanche!".
Dieses Jahr sei wichtig für die Demokratie in Europa, sagte der Bundespräsident später:

Gerade Deutsche und Franzosen wissen, dass Freiheit, Frieden und Demokratie nicht vom Himmel gefallen sind, sondern errungen, ausgehandelt, verteidigt und gefestigt werden müssen.

Frank-Walter Steinmeier, Bundespräsident

Aus der Geschichte sei zu erkennen, dass dort, "wo es an demokratischen Strukturen mangelt, auch Menschlichkeit und politische Vernunft erstickt werden".

Besondere Freundschaft: Deutschland und Frankreich

Der Staatsbesuch war im vergangenen Jahr verschoben worden, weil es damals in Frankreich Unruhen gegeben hatte, Aktueller Aufhänger ist das doppelte Jubiliäum: 75 Jahre Grundgesetz und 35 Jahre Mauerfall.
Beide Präsidenten betonten die besondere Verbundenheit ihrer Länder, ungeachtet der Differenzen im politischen Tagesgeschäft. "Ich sehe die deutsch-französische Zusammenarbeit nicht so kritisch wie sie in manchen Kommentaren gesehen wird", sagte Steinmeier. Es sei ein "Missverständnis", dass Frankreich und Deutschland immer einer Meinung sein müssten. "Das verkennt, dass wir zwei unterschiedliche Länder sind", die auch unterschiedliche Interessen hätten, sagte Steinmeier und verwies auf die jüngsten Fortschritte etwa bei gemeinsamen Rüstungsprojekten. Die deutsch-französische Freundschaft sei "existenziell für unsere Länder, auch für Europa".
Macron bekräftigte: "Natürlich sind wir nicht die Gleichen und natürlich denken wir nicht immer genau das Gleiche, aber der Fortschritt in Europa findet ja nur statt, wenn wir gemeinsam voranschreiten und gemeinsam Entscheidungen treffen."
French President Emmanuel Macron and German President Frank-Walter Steinmeier pose with football shirts as they inaugurate the German-French Sports Summer 2024 in Berlin, Germany on May 26, 2024.
Macron und Steinmeier in EM-Erwartung
Quelle: AFP

Macron und Steinmeier mit Blick auf EM

Am Nachmittag gaben beide Präsidenten am Brandenburger Tor einen symbolischen Startschuss für den deutsch-französischen Sportsommer, der von der Fußball-EM in Deutschland und den Olympischen Sommerspielen in Frankreich geprägt ist.
Am Abend war dann ein Staatsbankett im Schloss Bellevue geplant, zu dem auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) eingeladen war.
Quelle: AFP, dpa

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