Emissions-Senkung für Klimaschutz: So rechnen die Bundesländer

FAQ

So läuft die Emissions-Senkung:Wie Bundesländer ihre Klimaschutz-Ziele berechnen

Tobias Bluhm
von Tobias Bluhm
|

Mit Klimakonzepten versucht die Politik, Treibhausgas-Emissionen zu senken. Doch auf welcher Grundlage basieren diese Berechnungen?

Blick über die Dillinger Hütte in Dillingen am 24.1.2022.

Blick über die Dillinger Hütte: Um die Klimaziele zu erreichen, sollen die Öfen im Saarland umgerüstet werden. (Archivbild)

Quelle: Imago

Noch stehen die Abgas-Säulen hoch über der Dillinger Hütte. 1,1 Millionen Tonnen Stahl entstehen hier jedes Jahr - und tausende weitere Tonnen Treibhausgase. Im Saarland ist die Stahlindustrie für mehr als die Hälfte aller CO2-Emissionen verantwortlich. Deswegen sollen die Öfen ab 2029 auf Wasserstoff umgerüstet werden.

Die Maßnahme ist Teil einer Klimaschutz-Offensive, wie sie auch in anderen Bundesländern angekündigt wurde. Doch was steckt hinter diesen "Klimazielen" der Länder?

Deutsche Klimaziele: Anspruch und Realität

Bis 2045 will Deutschland klimaneutral sein. Doch Experten zeigen sich skeptisch: fehlende Speicher, hohe Emissionen und unausreichende Stromnetze bremsen die Energiewende.

15.09.2025 | 1:13 min

Welche Klimaziele gibt es - und wieso hat jedes Bundesland eigene?

Pläne, Emissionen zu senken, gibt es auch auf europäischer und bundesweiter Ebene: Die EU strebt bis 2030 eine 55-prozentige Emissionsreduktion gegenüber 1990 an, Deutschlands Klimaschutzgesetz legt sogar einen Rückgang von 65 Prozent im selben Zeitraum fest. Allerdings sind die Rahmenbedingungen von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich: In manchen Regionen spielt etwa der Verkehrssektor eine größere Rolle bei den Emissionen, in anderen ist es die Industrie.

Die Transformation der Stahlindustrie trägt einen wesentlichen Teil zum Gelingen des Klimaschutzes bei uns bei.

Petra Berg, SPD - Klimaministerin Saarland

Wegen der Wichtigkeit der Stahlindustrie sei ein Konzept vonnöten, das speziell auf saarländische Bedürfnisse ausgerichtet sei.

Qualm strömt aus dem Schornstein des Braunkohlekraftwerks Schkopau.

Weniger CO2-Ausstoß bleibt zentrales Thema für den Klimaschutz. Die Industrie fordert auch für Deutschland die Möglichkeit, CO2 im Boden zu speichern.

02.09.2025 | 1:39 min

Auf welchen Daten basieren die Klimaschutz-Ziele?

Den Klima-Konzepten der Bundesländer liegt ein Mix von Emissionsdaten (unter anderem von den Statistischen Landesämtern) zugrunde, die sogenannte Energie- und Treibhausgasbilanz. "Darin werden unterschiedliche Sektoren berücksichtigt: von der Energiewirtschaft über Industrie, Gebäude, Verkehr, Landwirtschaft bis zur Abfallwirtschaft", erklärt Florian Noll, der am Institut für Zukunftsenergie- und Stoffstromsysteme (IZES) an Klimaschutzkonzepten arbeitet.

Neben den Energieverbräuchen fließen auch Verkehrsstatistiken, Gebäudebestände und demografische Informationen ein.

Sogar der Viehbestand in der Landwirtschaft spielt eine Rolle: Wie viele Rinder oder Schweine gibt es? Und welche Emissionen sind in diesem Bereich zu erwarten?

Florian Noll, Institut für Zukunftsenergie- und Stoffstromsysteme (IZES)

Schaltgespräch Prof. Stefan Rahmstorf

"Das was wir heute tun, wird das Klima für Tausende von Jahren bestimmen", so Prof. Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung.

15.04.2025 | 5:32 min

Warum ist 1990 die Berechnungsgrundlage?

Die Treibhausgasbilanz wird in Klimaschutzkonzepten ins Verhältnis zu den Emissionen von 1990 gesetzt, weil dieses Jahr auch die Basis für die Mechanismen des Kyoto-Protokolls ist. Daten vor 1990 sind international häufig unvollständig, was Vergleiche erschweren würde.

Emission von Treibhausgasen in Deutschland 1990-2050

ZDFheute Infografik

Ein Klick für den Datenschutz

Für die Darstellung von ZDFheute Infografiken nutzen wir die Software von Datawrapper. Erst wenn Sie hier klicken, werden die Grafiken nachgeladen. Ihre IP-Adresse wird dabei an externe Server von Datawrapper übertragen. Über den Datenschutz von Datawrapper können Sie sich auf der Seite des Anbieters informieren. Um Ihre künftigen Besuche zu erleichtern, speichern wir Ihre Zustimmung in den Datenschutzeinstellungen. Ihre Zustimmung können Sie im Bereich „Meine News“ jederzeit widerrufen.

Wie entstehen die Projektionen?

Um vorherzusagen, wie sich die Emissionen durch politische Maßnahmen verändern, müssen technologische Fortschritte und veränderte Produktionsmengen antizipiert werden. "Wir wissen, wie sich die Emissionen von 1990 bis heute verändert haben", sagt Noll. "Daraus lässt sich ableiten, wie es weitergehen könnte, wenn technologische Weiterentwicklungen wie in der Vergangenheit erfolgen."

Für die prognostizierten Emissionen nutzt sein Team die Formel "Aktivitätsrate mal Emissionsfaktor" - und errechnet somit für zukünftige Jahre CO2-Werte.

Wenn wir zusätzliche Bemühungen sehen, die die Emissionen verbessern würden, passen wir die Emissionsfaktoren an.

Florian Noll, Institut für Zukunftsenergie- und Stoffstromsysteme (IZES)

Vorstellung des Monitoringberichts zur Energiewende

Weniger Subventionen, niedrigere Kosten: so will Wirtschaftsministerin Reiche die Energiewende umsetzen. Die Industrie begrüßt die Pläne. Die Opposition fürchtet um den Klimaschutz.

15.09.2025 | 1:51 min

Für Vorhersagen, beispielsweise in der Industrie, muss also die erwartete Menge von hergestellten Produkten mit einem Wert multipliziert werden, der die dabei entstehenden Treibhausgase ausdrückt. Der Wert hängt von der Energiequelle ab, die beim Produzieren verwendet wird. Steinkohle hat einen Emissionsfaktor von 94,3 Tonnen CO2 pro aufgewendetem Terajoule (TJ), Erdgas einen Faktor von 56,2 t CO2 / TJ, Kokereigas von 40,8 t CO2 / TJ.

Verpasst Deutschland seine Klimaziele?

Laut Umweltbundesamt wird Deutschland seine Emissionen bis 2030 deutlich verringern. Wirken alle derzeit geplanten Maßnahmen, ist mit einem Rückgang um 63 Prozent im Vergleich zu 1990 zu rechnen. Das Ziel von 65 Prozent scheint somit zumindest erreichbar - auch, wenn dafür noch an einigen Stellen nachgesteuert werden muss.

Tobias Bluhm berichtet aus dem ZDF-Studio im Saarland.

ZDF-Korrespondent Florian Neuhann berichtet ins ZDFheute-Nachrichtenstudio.

Wirtschafts- und Energieministerin Reiche will einen neuen Kurs bei der Energiewende einschlagen. ZDF-Korrespondent Florian Neuhann ordnet ihre Pläne ein.

15.09.2025 | 1:05 min

Nachrichten | Thema
:Klimawandel: Ursachen und Folgen

Den Klimawandel stoppen - geht das? Brennende Wälder, steigende Meeresspiegel: Aktuelle Nachrichten, Hintergründe und Dokumentationen zur globalen Erderwärmung.
Ein Mann telefoniert, während er durch den Dunst vor der George Washington Bridge sieht.

Mehr zum Thema Klimaschutz