IT-Panne in Baden-Württemberg: 1.440 Lehrerstellen nicht besetzt

IT-Panne in Baden-Württemberg:1.440 Lehrerstellen irrtümlich nicht besetzt

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Wegen eines Softwarefehlers wurden in Baden-Württemberg 1.440 Stellen für Lehrer als besetzt ausgewiesen, obwohl sie es nicht waren. Der Fehler besteht offenbar schon seit 2005.

Archiv: Ein Lehrer sitzt vor einem Smartboard im Biologie-Leistungskurs einer 13. Klasse am 17.08.2016 in Hannover
Eine 20 Jahre lang unentdeckter Fehler hat in Baden-Württemberg dazu geführt, dass über 1.000 Lehrerstellen nicht besetzt wurden.
Quelle: dpa

Wegen einer schweren IT-Panne sind 1.440 Lehrerstellen in Baden-Württemberg fälschlicherweise als belegt verbucht worden. Grund ist ein Softwarefehler, der bis auf das Jahr 2005 zurückgeht, wie das Kultusministerium einräumte. Dieser Fehler sei über all die Jahre unbemerkt geblieben. Die freien Stellen sollen nun zügig besetzt werden.
2005 wechselte die Kultusverwaltung demnach das Programm zur Personal- und Stellenverwaltung der Lehrkräfte. Aus dem Ministerium heißt es:

Derzeit gehen wir davon aus, dass bereits bei der Datenübertragung ein Fehler passiert sein muss.

Kultusministerium Baden-Württemberg

Seitdem wurde die Stellenzahl stets fortgeschrieben, aber nie neu ermittelt. Hinzu kommen den Angaben zufolge mutmaßliche Programmierungsfehler.
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Zahl als belegt angezeigter Stellen stieg immer weiter

Über die Jahre sei die Zahl der als belegt ausgewiesenen Stellen stetig angestiegen, obwohl sie tatsächlich frei geblieben seien. Das Kultusministerium nimmt derzeit an, dass die fehlerhafte Summe um 80 bis 100 Stellen pro Jahr angewachsen ist.
Nachdem es in Einzelfällen zu Unstimmigkeiten gekommen sei, hätten die Kultusverwaltung und das Landesamt für Besoldung die Stellenbesetzung mit einem neuen Programm erstmals komplett neu ermittelt. Ergebnis: 1.440 freie Stellen, die bis dato unbesetzt sind.
Die Ursachen würden nun aufgearbeitet. Steuergelder seien aber nicht verloren gegangen, berichtet das Kultusministerium. Der Sprecher nannte einen Korridor von 110 bis 120 Millionen Euro, den so viele Stellen wohl pro Jahr kosten würden, die aber schlicht nicht abgeflossen seien. Das sei nicht aufgefallen bei einem milliardenschweren Haushalt.
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Freie Stellen sollen bald besetzt werden

Das Haus von Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) kündigte an, zügig einen Plan für eine optimale Besetzung der freien Stellen auszuarbeiten. Gestärkt werden sollen die sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ), die Grundschulen, die Schulen der Sekundarstufe 1 abseits des Gymnasiums, die beruflichen Schulen und die Krankheitsreserven.
Um solche IT-Fehler künftig zu vermeiden und ein deutlich verbessertes Controlling im Bereich der Kultusverwaltung zu ermöglichen, haben Kultusministerium und Finanzministerium eine Arbeitsgruppe gebildet, die auch vom Rechnungshof begleitet wird. Die Gruppe soll die Ursachen des Problems identifizieren und beseitigen.
Quelle: dpa

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