Kinderarmut in Deutschland: Jedes siebte Kind armutsgefährdet

Statistisches Bundesamt :Jedes siebte Kind in Deutschland armutsgefährdet

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Kein Geld für Sportverein oder neue Möbel: Wenn das Einkommen der Eltern fehlt, spüren Kinder es zuerst. Laut Statistik ist fast jedes siebte Kind in Deutschland armutsgefährdet.

Ein Mitarbeiter verteilt Jogurt an zwei Kinder in der Ausgabestelle Paul-Schneider-Haus der Berliner Tafel. Kinder sind von hinten zu sehen.

Mehr als zwei Millionen unter 18-Jährige sind hierzulande armutsgefährdet. Besonders betroffen sind Kinder mit Migrationsgeschichte und von Eltern mit niedrigem Bildungsabschluss.

17.11.2025 | 0:33 min

Etwa jedes siebte Kind unter 18 Jahren gilt in Deutschland als armutsgefährdet. Dies habe 2024 auf 15,2 Prozent der unter 18-Jährigen zugetroffen, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. Das entspricht gut 2,2 Millionen Kindern und Jugendlichen. Ein Jahr zuvor hatte der Anteil erst 14,0 Prozent betragen.

Deutschland steht im Vergleich zum europäischen Durchschnittswert von 19,3 Prozent besser da. Im Vergleich zur Gesamtbevölkerung (15,5 Prozent) sind Kinder und Jugendliche etwas seltener von Armut bedroht.

Armutsschwelle: Single mit 1.381 Euro Monatseinkommen

Als armutsgefährdet gelten nach statistischer Definition Menschen, die über weniger als 60 Prozent des mittleren "Nettoäquivalenzeinkommens" verfügen. Das ist ein gewichtetes Pro-Kopf-Einkommen, das beispielsweise auch die Haushaltsgröße berücksichtigt.

14.07.2025, Brandenburg, Frankfurt (Oder): In einem Klassenraum einer Grundschule sind alle Stühle hochgestellt. (zu dpa: «In den Ferien daheim - Was können Kinder unternehmen?»)

In den Ferien ist es für Familien mit wenig Geld besonders schwer. Schon die Mahlzeiten werden zum großen Kostenfaktor. Der Kinderschutzbund mahnt: das Problem werde ignoriert.

12.08.2025 | 2:38 min

Im Jahr 2024 lag die Armutsgefährdungsschwelle für:

  • eine alleinlebende Person bei 1.381 Euro netto im Monat
  • einen Alleinerziehenden-Haushalt mit einem Kind unter 14 Jahren bei weniger als 1.795 Euro
  • einen Haushalt mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern unter 14 Jahren bei weniger als 2.900 Euro.

Armutsschwelle nach Haushaltstyp

ZDFheute Infografik

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Risikofaktoren Bildung und Einwanderung

Als Risikofaktor für geringe Einkommen und daraus folgende Armutsgefährdung haben die Statistiker niedrige Bildungsabschlüsse der Eltern ausgemacht. Wenn die Eltern etwa über einen Haupt- oder Realschulabschluss ohne beruflichen Abschluss verfügten, lag die Armutsgefährdungsquote ihrer Kinder bei 41,8 Prozent, so das Statistikamt.

Zudem waren unter 18-Jährige, die selbst oder deren Eltern beide nach Deutschland eingewandert sind, rund viermal so häufig armutsgefährdet (31,9 Prozent) wie Gleichaltrige ohne Einwanderungsgeschichte (7,7 Prozent).

Frau kauft Obst

Der paritätische Wohlfahrtsverband hat im Frühjahr seinen Armutsbericht veröffentlicht. Dieser zeigt besorgniserregende Entwicklungen, denn immer mehr Menschen sind armutsgefährdet.

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Die konkreten Folgen der Armut zeigen sich an den Möglichkeiten der Kinder und Jugendlichen, am sozialen und kulturellen Leben teilzuhaben. Dies wird anhand von 17 Merkmalen abgefragt. Wenn mindestens drei Kriterien aus finanziellen Gründen nicht erfüllt werden können, gelten die Betroffenen als materiell oder sozial benachteiligt. Das trifft in Deutschland demnach auf 11,3 Prozent der unter 16-Jährigen zu. In der EU beträgt der Wert 13,6 Prozent.

Kein Geld für Urlaubsreisen oder Sportverein

So lebten in Deutschland beispielsweise 19 Prozent der unter 16-Jährigen in einem Haushalt, der abgewohnte oder kaputte Möbel nicht ersetzen konnte. Eine einwöchige Urlaubsreise war für 12 Prozent der Kinder und Jugendlichen aus finanziellen Gründen nicht möglich.

Armutsquote in den Bundesländern

ZDFheute Infografik

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Fünf Prozent mussten auf Freizeitaktivitäten wie die Mitgliedschaft im Sportverein oder Kinobesuche verzichten. Drei Prozent konnten sich kein zweites Paar Schuhe leisten.

Jeweils zwischen einem und zwei Prozent der unter 16-Jährigen konnten aus finanziellen Gründen keine Freunde zu sich nach Hause einladen, keine Feste zu Anlässen wie einem Geburtstag feiern oder täglich frisches Obst und Gemüse bekommen, heißt es weiter.

Angie (18), Luisa (16) und ihre Mutter Silvana (36) stehen an Stangen gelehnt in einem Hausdurchgang. In dem Gang befinden sich Graffitis, dahinter steht ein Hochhaus.

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Quelle: dpa, KNA

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