Wie CDU-Chef Merz mit der AfD umgehen will

Analyse

Debatte um Brandmauer:Wie CDU-Chef Merz mit der AfD umgehen will

Mathis Feldhoff

von Mathis Feldhoff

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Die CDU ringt um einen neuen Umgang gegenüber der AfD. Bröckelt die Brandmauer? Die Umfragen und die bevorstehenden Landtagswahlen zeigen eins deutlich: weiter so, geht nicht.

Friedrich Merz geht an Alice Weidel und Tino Crupalla vorbei.

Archivbild: Friedrich Merz geht an Alice Weidel und Tino Crupalla vorbei.

Quelle: epa / CLEMENS BILAN

Es sind die Äußerungen von ehemaligen Generalsekretären von CDU und CSU, die der Debatte neuen Schwung verleihen. Im "Stern" sagt der ehemalige CSU-Politiker Karl-Theodor zu Guttenberg zur bisherigen Strategie:

Entzauberung gelingt nicht durch Boykott.

Karl-Theodor zu Guttenberg

Damit beschreibt er die Tatsache, dass die bisherige Praxis der Brandmauer offensichtlich nicht erfolgreich ist. Die Umfragezahlen der AfD sind auch in den vergangenen Monaten der schwarz-roten Koalition weiter gestiegen, zeitweise lag die AfD gleichauf oder sogar vor der Union.

Bei den Christdemokraten und Christsozialen schrillen die Alarmglocken. Insbesondere Sachsen-Anhalt droht zum Problem zu werden - hier könnte die AfD 40 Prozent der Stimmen einsammeln und erstmals einen Ministerpräsidenten stellen.

Reiner Haseloff am 05.08.2021 in Magdeburg

Wie geht die CDU mit der AfD um? In Sachsen-Anhalt liegt die AfD in Umfragen vor der CDU.

14.09.2025 | 4:21 min

Merz will Partei auf härteren Umgang mit AfD einschwören

Um die innerparteiliche Debatte zu kanalisieren und zu kontrollieren, setzt CDU-Chef Friedrich Merz auf eine Klausurtagung des Parteipräsidiums. Am Sonntag und Montag will er die Partei auf einen härteren Umgang mit der AfD einschwören. Schon vor zwei Wochen sagte Merz im MDR-Interview:

Ignorieren geht nicht mehr.

Friedrich Merz, Bundeskanzler

Doch schon die Debatte über einen neuen Umgang mit der AfD lässt die Wogen schäumen in der Union.

Auf den Hinweis, ebenfalls im "Stern", dass man "über eine neue Politik der roten Linien nachdenken" müsse, "die es dann aber auch erlaubt, Beschlüsse zu fassen, denen die AfD zustimmt", wurde Peter Tauber, der ehemalige CDU-Generalsekretär unter Kanzlerin Angela Merkel, schwer verbal verprügelt.

Angela Merkel

Ex-Kanzlerin Angela Merkel nennt die AfD im ZDF-Interview eine "menschenverachtende Partei."

02.10.2025 | 9:44 min

Ungewöhnliche Allianz zwischen Nord-CDU und CSU

In einer ungewöhnlichen Allianz kritisieren sowohl der Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, Daniel Günther, als auch der aktuelle CSU-Generalsekretär Martin Huber die Einlassungen von Tauber und zu Guttenberg. Günther sagt:

Wer CDU und AfD in einem Atemzug nennt, hat nicht verstanden, was bürgerlich heißt.

Daniel Günther, CDU

Der CSU-General ergänzt: "Die CSU schließt jede Kooperation mit der AfD aus. Eine Zusammenarbeit mit der AfD würde Deutschland schaden und die Union zerstören."

Das hatte allerdings keiner der beiden vermeintlichen Brandmauer-Kritiker gefordert. Im Gegenteil. Karl-Theodor zu Guttenberg hatte seine Kritik explizit mit dem Ausschluss einer Zusammenarbeit verbunden.

AfD und CDu im Bundestag Brandmauer bröckelt

April 2025: Der Umgang der anderen Fraktionen mit der in Teilen rechtsextremen AfD ist umstritten - vor allem in der Union.

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Merz will Unterschiede zur AfD herausstellen

In dem nahezu unbeachteten MDR-Interview vom 3. Oktober kündigt der Kanzler nicht nur die besondere Bedeutung der Wahl in Sachsen-Anhalt für den künftigen Umgang mit der AfD an. Das Ziel der Präsidiumssitzung sei es, so der Kanzler, grundsätzlich die Auseinandersetzung mit der Rechtsaußenpartei zu suchen.

Wir werden uns mit der AfD in der Sache sehr viel härter auseinandersetzen und der Bevölkerung sagen, wo die Unterschiede liegen.

Friedrich Merz, CDU

Das klingt erstmal nicht nach einem Einreißen der Brandmauer. Zumal eine Analyse des Adenauer-Hauses der CDU wenig Hoffnung macht, dass es besser werden könnte.

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Sehen Sie hier die Rede von AfD-Fraktionschefin Alice Weidel im Bundestag, in der sie die Bundesregierung scharf angreift.

16.10.2025 | 13:03 min

Experten: AfD-Wähler sind für Mitte-Parteien verloren

Seit ein paar Tagen liegt den Verantwortlichen der Christdemokraten schriftlich vor, dass die jetzigen AfD-Wähler kaum zurückzuholen sein werden. Marktforscher haben für die Partei ermittelt, dass diese Wähler für die Parteien der Mitte verloren sind.

Denen sei es längst egal, ob sie "Nazis" wählen. AfD-Wähler, so das Ergebnis, lebten in ihrer eigenen Welt.

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