Reaktionen auf die Einigung im Zollstreit zwischen EU und USA

Deutsche Industrie ist skeptisch:"Fatales Signal": Reaktionen auf Zollstreit-Einigung

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Nach der Einigung zwischen EU und USA kommt aus Deutschland nur verhaltener Applaus. Kanzler Merz lobt den Kompromiss, doch die deutsche Industrie warnt vor einem "fatalen Signal".

Sachsen, Zwickau: Neue Elektroautos der verschiedenen VW Konzernmarken parken auf einem Platz im Volkswagen Werk in Zwickau.
Vor allem auf die Automobilindustrie könnten durch die Zölle hohe Kosten entstehen.
Quelle: dpa

Die EU und die USA haben sich nach harten Verhandlungen auf einen Deal zur Entschärfung des Zollkonflikts geeinigt. Doch der laut US-Präsident Donald Trump "größte aller Deals" hat in Deutschland zunächst nur verhaltene Begeisterung ausgelöst.
Präsident Donald Trump und die Präsidentin der Europäischen Kommission Ursula von der Leyen geben sich die Hand, nachdem sie am Sonntag auf dem Trump Turnberry Golfplatz in Turnberry, Schottland, ein Handelsabkommen geschlossen haben.
"We have a Deal": US-Präsident Trump und EU-Chefin von der Leyen haben sich in Schottland auf ein Handelsabkommen geeinigt – mit einem Zollsatz von 15 Prozent für die EU.27.07.2025 | 2:45 min

Merz bedankt sich bei von der Leyen

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) begrüßte die Einigung und dankte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Handelskommissar Maros Sefcovic. Er betonte, die "Einigkeit der Europäischen Union und die harte Arbeit der Verhandler haben sich ausgezahlt."

Mit der Einigung ist es gelungen, einen Handelskonflikt abzuwenden, der die exportorientierte deutsche Wirtschaft hart getroffen hätte.

Friedrich Merz, Bundeskanzler

Merz fügte hinzu, Europa habe seine Kerninteressen wahren können, auch wenn er sich durchaus weitere Erleichterungen im transatlantischen Handel gewünscht hätte. "Von stabilen und planbaren Handelsbeziehungen mit Marktzugang für beide Seiten profitieren alle - diesseits wie jenseits des Atlantiks, Unternehmen wie Verbraucher." Es gelte weiter daran zu arbeiten, die Handelsbeziehungen mit den USA zu stärken.
Schaltgespräch Ulf Röller
Das Handelsabkommen zwischen der EU und den USA "tut Europa weh", sagt ZDF-Korrespondent Ulf Röller mit Blick auf den 15-prozentigen Basiszoll für die EU. Die EU sei erpressbar.27.07.2025 | 4:05 min

Deutsche Industrie reagiert zurückhaltend

Vom Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) hieß es in einer ersten Reaktion, die EU nehme schmerzhafte Zölle in Kauf.

Das Übereinkommen ist ein unzureichender Kompromiss und sendet ein fatales Signal an die eng verflochtene Wirtschaft auf beiden Seiten des Atlantiks.

Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI)

Auch ein Zollsatz von 15 Prozent werde immense negative Auswirkungen auf die exportorientierte deutsche Industrie haben.
"Das einzig Positive an dieser Einigung ist, dass eine weitere Eskalationsspirale zunächst abgewendet werden konnte", hieß es vom BDI. Entscheidend sei jetzt, dass das Übereinkommen verbindlich werde. Unternehmen auf beiden Seiten des Atlantiks bräuchten Planungssicherheit für Lieferketten und Investitionen.
Nach Angaben des Verbands der Automobilindustrie (VDA) werden allein die jährlichen Kosten für die Unternehmen der deutschen Automobilindustrie auf eine Milliardensumme geschätzt.
Zollstreit
Im Handelsstreit mit den USA hat die EU hohe Strafzölle abgewendet – zum Preis weitreichender Zugeständnisse. In Deutschland sind viele Branchen betroffen.28.07.2025 | 1:33 min

Klingbeil: Europa hat seine Interessen verteidigt

Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) sagte, dass eine Verhandlungslösung erreicht worden sei, sei "erstmal gut". Das Verhandlungsergebnis und die Auswirkungen auf Wirtschaft und Arbeitsplätze in Deutschland würden nun in der Bundesregierung ausgewertet, sagte der Vizekanzler. Es sei wichtig, dass Europa seine Interessen verteidigt habe.

Grundsätzlich bleibt meine Überzeugung: Zölle schaden der Wirtschaft auf beiden Seiten des Atlantiks. Wir brauchen niedrige Zölle und offene Märkte.

Lars Klingbeil, Bundesfinanzminister

Deutschland setze weiter auf gute Handelsbeziehungen, betonte Klingbeil. Dafür werde man neben den USA auch neue weltweite Partnerschaften aufbauen.

Von der Leyen: Wirtschaft braucht Klarheit

Die jetzt vereinbarte Reduzierung auf 15 Prozent ist laut von der Leyen der bestmögliche Deal. 15 Prozent seien nicht zu unterschätzen, aber auch das Beste, was möglich gewesen sei.

Wir sollten nicht vergessen, wo wir herkommen.

Ursula von der Leyen, EU-Kommissionschefin

Europäische Unternehmen bräuchten in diesen aktuell so turbulenten Zeiten Vorhersehbarkeit, um planen und investieren zu können.
Quelle: dpa

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