Nur Kampf gegen Drogenhandel?:Was Trumps Vorgehen in Venezuela bedeutet
US-Präsident Donald Trump zeigt vor Venezuelas Küste militärische Stärke, offiziell im Kampf gegen Drogenkartelle. Experten sehen dahinter auch andere Interessen.
Der US-Flugzeugträger Gerald R. Ford erreicht Südamerika und Maduro startet ein Militärmanöver. ZDFheute live analysiert, ob Trump damit allein Drogenschmuggler bekämpfen will.
12.11.2025 | 24:55 minDer größte Flugzeugträger der Welt liegt vor der Küste Venezuelas. US-Präsident Donald Trump lässt in der Karibik ein massives Militärmanöver abhalten - offiziell, um den Drogenhandel zu stoppen. Doch die Operation wirft Fragen auf: Geht es wirklich nur um Schmuggelrouten? Fragen und Antworten:
Warum schickt Trump Kriegsschiffe Richtung Venezuela?
Trumps erklärtes Ziel ist es, den Drogenhandel zu stoppen und die Kartelle zu zerschlagen, die er in Venezuela verortet. Der US-Präsident macht dafür Machthaber Nicolás Maduro auch persönlich verantwortlich, so ZDF-Korrespondent David Sauer.
Trump sagt, Maduro sei quasi der Kopf einer Art von staatlichem Kartell in Venezuela.
David Sauer, ZDF-Korrespondent
Belegen lässt sich das nicht.
Ist Venezuela tatsächlich ein Zentrum des Drogenhandels?
Die Droge, welche die US-Regierung als Hauptgrund für die Drogenkrise in den USA sieht, ist Fentanyl. Die Grundstoffe dafür stammen laut Lateinamerika-Expertin Sabine Kurtenbach hauptsächlich aus China. Diese "werden dann in Mexiko in Labors verarbeitet und kommen vor allem auf dem Landweg in die USA". Das habe "mit Venezuela so gut wie gar nichts zu tun", so die Expertin.
Von daher ist es schon plausibel, dass das ein vorgeschobenes Argument ist.
Sabine Kurtenbach, Lateinamerika-Expertin
Donald Trump hat die USS Gerald R. Ford nach Südamerika geschickt. Das reiche aber nicht, um Venezuela zu besetzen und Maduro zu stürzen, erklärt Lateinamerika-Expertin Kurtenbach.
12.11.2025 | 12:11 minWelche Ziele verfolgt Trump mit dem Einsatz?
Mit der militärischen Präsenz in der Region wollten die USA "zunächst mal abschrecken", sagt ZDF-Korrespondent Sauer. Darüber hinaus sehe Trump "in Venezuela einen systemischen Gegner". Das Land pflege enge Beziehungen zu mehreren "Erzrivalen der Vereinigten Staaten", darunter China, Russland und der Iran.
Unter diesen Gesichtspunkten störe die geografische Nähe den US-Präsidenten - wie bereits andere Administrationen vor ihm. Doch auch wirtschaftliche Interessen könnten eine Rolle spielen. Venezuela verfüge über enorme Rohstoffvorkommen sowie gigantische Gas- und Ölvorkommen vor seiner Küste.
Ein Motiv Trumps dürfte aber durchaus auch innenpolitischer Natur sein. "Gegen die Drogenkriminalität vorzugehen, gegen die Kartelle vorzugehen, ist ein Wahlkampfversprechen von ihm", sagt Sauer. "Das ist in seinem Lager, in seiner Wählerschaft auf jeden Fall beliebt."
Trump habe den Kongress bislang "nur sehr, sehr dünn unterrichtet über seine Pläne mit Venezuela", so Sauer weiter. Deshalb bleibe offen, worum es ihm tatsächlich gehe. Ob Trump darüber hinaus sogar einen Regimewechsel anstrebe, wie von Beobachtern vermutet, sei "nicht abwegig zu diskutieren".
"Maduro ist Trump seit seiner ersten Amtszeit ein Dorn im Auge. Ihm hilft die Operation in Venezuela aber auch, von innenpolitischen Problemen abzulenken", sagt USA-Expertin Cathryn Clüver Ashbrook.
28.10.2025 | 6:08 minWelche Folgen hätte ein erzwungener Machtwechsel für Venezuela?
Nach Einschätzung von Sabine Kurtenbach zeige die Zuspitzung, "dass der Kalte Krieg in Lateinamerika nie aufgehört hat". Man habe damals "oft gesehen, dass die USA in Lateinamerika interveniert haben, um Regierungswechsel zu erzwingen". Sollte es zu einem gewaltsamen Machtwechsel kommen, geht sie nicht davon aus, dass dieser langfristige Stabilität sichere. "Man denke nur an den Irak, man denke an Libyen, da gibt es viele Beispiele dafür."
Eine friedliche Redemokratisierung wäre ihrer Ansicht nach nur möglich gewesen, "wenn das Wahlergebnis vom vergangenen Jahr anerkannt worden wäre". Nun befinde sich das Land "in einer Sackgasse und einer ausweglosen Situation". Ein erzwungener Umsturz, so Kurtenbach, würde die Krise "eher verschärfen als lösen".
Venezuela sei eng befreundet mit China, Russland und Iran - den Erzrivalen der USA. Auch deshalb baue Trump seine militärische Drohkulisse auf, so ZDF-Korrespondent David Sauer.
12.11.2025 | 9:39 minWie reagiert Machthaber Maduro?
Die venezolanische Regierung reagiert nach Einschätzung Kurtenbachs ambivalent. Es habe zunächst Verhandlungsversuche gegeben. Diese Gespräche seien jedoch "von Donald Trump und vor allem auch von Außenminister Marco Rubio vom Tisch gewischt worden".
Nun militarisiere Maduro sein Land weiter, so die Expertin. So habe er die Zivilbevölkerung und Milizen bewaffnen lassen und das Militär zu einer groß angelegten Übung zusammengezogen.
Vor Wochen zog das US-Militär Kriegsschiffe vor Venezuelas Küste zusammen. Washington sprach von Schmugglern, Caracas von Provokation. Maduro rüstet auf, sucht aber auch Gespräche.
01.10.2025 | 6:38 minDroht eine militärische Eskalation?
Kurtenbach schätzt die Gefahr eines offenen Konflikts derzeit als gering ein. Die Expertin zweifelt daran, dass Venezuelas Streitkräfte tatsächlich einsatzfähig sind. Viele Soldaten müssten mehrere Jobs annehmen, um ihre Familien zu versorgen, und das Militär sei schlecht ausgerüstet. Daher handle es sich bei den Drohgebärden aus Caracas wohl eher um "Theaterdonner".
Auch auf amerikanischer Seite seien die Möglichkeiten begrenzt. Das aktuelle Aufgebot der USA reiche, so Kurtenbach, nicht aus, "um so ein großes Land wie Venezuela wirklich zu besetzen".
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