Umgang mit Donald Trump: Tipps der deutschen Ex-Botschafterin
Frühere deutsche Botschafterin:Drei Empfehlungen zum Umgang mit Trump
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Seit 100 Tagen regiert Donald Trump die USA und die Welt ist in Aufruhr. Die ehemalige Botschafterin Emily Haber hat Tipps für den Umgang mit dem unberechenbaren Präsidenten.
Trump nutze „die Hebelwirkung des Chaos“, um so Angriffe auf Institutionen und Strukturen zu legitimieren, sagt Emily Haber, ehemalige deutsche Botschafterin in den USA.30.04.2025 | 5:10 min
In den ersten 100 Tagen seiner zweiten Amtszeit hat US-Präsident Donald Trump fast täglich das weltweite Mediengeschehen geprägt. Immer neue Ankündigungen, Dekrete, aber auch Protest aus Bevölkerung und Wirtschaft - die USA sind in Aufruhr, nicht wenige glauben, das Land sei im Umbruch.
Emily Haber, war während der ersten Amtszeit Trumps zwei Jahre lang die deutsche Botschafterin in Washington. Im ZDF Morgenmagazin zieht sie eine Bilanz, spricht von Druck und Chaos und gibt drei Empfehlungen an die deutsche Politik zum Umgang mit dem US-Präsidenten.
Sehen Sie das gesamte Gespräch oben im Video oder lesen Sie es nachfolgend in Auszügen.
"Zentrales bilaterales Verhältnis"
Die frühere Botschafterin pocht zuerst auf das bilaterale Verhältnis, das "für uns" weiterhin zentral sei. Aus ihrer Sicht widerspricht sich das jedoch nicht mit dem Fokus auf eigene Möglichkeiten und Fähigkeiten.
In einer solchen Situation von Chaos und Unsicherheit ist man gut beraten, sich auf das zu konzentrieren, was man kontrollieren kann.
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Emily Haber, Ehemalige deutsche Botschafterin in den USA
Dazu gehörten die eigene Verteidigungsfähigkeit, Sicherheit, Abschreckungsfähigkeit sowie die eigene wirtschaftliche Attraktivität und Handlungsfähigkeit.
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"Kurs halten" und die "Republikaner von morgen"
Als zweite Empfehlung spricht Haber darüber, dass Deutschland die negativen Entwicklungen in den USA nicht noch beschleunigen dürfe. Ergo: "Kurs halten" und Ruhe bewahren.
Als drittes bezieht sie sich auf die Republikanische Partei des Präsidenten. Gab es in seiner ersten Amtszeit offenbar noch Stimmen des Gegenwinds oder Möglichkeiten, Trump in seinen Plänen zu stoppen oder zumindest abzufangen, scheint dies inzwischen nicht mehr der Fall zu sein.
Das schätzt auch Haber so ein. Man müsse sich damit abfinden, dass die deutsche Politik viele Republikaner der gegenwärtigen Administration "nicht erreichen" werden. Aber:
Wir sollten die Republikaner von morgen im Blick haben.
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Emily Haber, Ehemalige deutsche Botschafterin in den USA
Die Strafzölle von US-Präsident Trump versetzen die Wirtschaft in Unruhe. Heute hat in Washington die Frühjahrstagung vom Internationalen Währungsfonds und der Weltbank begonnen.22.04.2025 | 1:41 min
"Die Hebelwirkung des Chaos"
Mit Blick auf die vergangenen 100 Tage bilanziert Haber, dass Trump offenbar die "größtmögliche Unbehaglichkeit, Unsicherheit, Chaos" erzeugen will. In einer Situation des Chaos könne er maximalen Druck ausüben und die "Hebelwirkung" dessen nutzen, um seine Ziele zu erreichen.
Neu sei: Im Vergleich zur ersten Amstzeit gehe es weniger um ideologisch besetzte Themen wie den Staatshaushalt, die Krankenversicherung oder die Schuldengrenze. Vielmehr stehe der "Angriff auf die Institutionen und die Legitimität von Strukturen und Wahlen" im Fokus der Trump-Politik.
Die Opposition habe bisher keine Strategie gegen Trump, so ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen. Erst wenn es wirtschaftlich schlechter laufe, werde der Druck auf Trump wachsen.30.04.2025 | 2:10 min
"Es erodiert zweifellos etwas"
Nach Ansicht der früheren Botschafterin verändert sich in den USA zweifellos etwas. Das zeigten auch die Umfragen. Während am Tag der Amtseinführung der Großteil der us-amerikanischen Bevölkerung Trump positiv sah, ist dies inzwischen nicht mehr der Fall. Hinzu kämen die Reaktionen der Wirtschaft und der Finanzmärkte. Die opponierenden Demokraten hätten es jedoch nicht leicht:
In der ersten Amtszeit war eine organisierte Gegenreaktion sehr viel leichter, weil das Vorgehen linear war und abgestuft.
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Emily Haber, Ehemalige deutsche Botschafterin in den USA
Doch - und das zeigen die ersten 100 Tage deutlich - das ist offenbar nicht mehr der Fall. Grund sei die Flut an Ankündigungen, Androhungen und Maßnahmen, so Haber. Das mache eine geordnete Reaktion sehr viel schwerer.
Das Interview führte ZDF-Morgenmagazin-Moderatorin Dunja Hayali. Zusammengefasst hat es ZDFheute-Redakteur Kai Remen.
Quelle: dpa
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