Epstein-Akten: Sitzt Trump in der Verschwörungs-Falle?

FAQ

Epstein-Akten spalten MAGA-Lager:Sitzt Trump in der Verschwörungs-Falle?

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Er selbst fachte die Gerüchte an - nun holen sie ihn ein: Trumps Umgang mit dem Epstein-Skandal lässt selbst seine treuesten Anhänger rebellieren. Wie gefährlich wird das für ihn?

Viele Anhänger von Donald Trump fordern schon lange die Freigabe der Dokumentensammlung. Dem schließt sich jetzt auch der republikanische Mehrheitsführer im Repräsentantenhaus an.
Viele Anhänger von Donald Trump fordern schon lange die Freigabe der Dokumentensammlung. Dem schließt sich jetzt auch der republikanische Mehrheitsführer im Repräsentantenhaus an.17.07.2025 | 1:32 min
Donald Trump hat sich in seiner Karriere mit vielen angelegt: den Medien, der Justiz, politischen Gegnern. Doch nun trifft er auf eine Macht, die er selbst geschaffen hat: seine treuesten Anhänger. Im Fall des Sexualstraftäters Jeffrey Epstein hatte Trump einst versprochen, Licht ins Dunkel zu bringen und die geheimen Ermittlungsakten zu veröffentlichen.
Nun, zurück an der Macht, will der Präsident davon nichts mehr wissen. Der Aufschrei unter seinen Fans ist groß, eine Zerreißprobe droht. Was ist größer, der Glaube an die große Verschwörung oder die Loyalität zu Donald Trump? Ein Überblick über die Situation.

Jeffrey Epstein: Was macht den Fall so besonders?

Der Fall verknüpft schwerste Sexualverbrechen mit den obersten Kreisen der amerikanischen Elite. Finanzier Jeffrey Epstein, ein vielfacher Millionär, soll zwischen 2002 und 2005 minderjährige Mädchen - teils erst 14 Jahre alt - mit Geld angelockt und sexuell missbraucht haben. Epstein pflegte enge Kontakte zu Prominenten: Bill Clinton, Bill Gates, Prinz Andrew - aber auch Michael Jackson, Stephen Hawking und David Copperfield tauchten laut Gerichtsakten bei zumindest einer Veranstaltung von ihm auf.
Bildcollage von Donald Trump und Elon Musk
Elon Musk hatte Trump beschuldigt, bewusst Details aus den Epstein-Akten zurückgehalten zu haben. Was steckt hinter dem Streit?17.06.2025 | 43:53 min
Auch die Umstände von Epsteins Tod sorgen für Spekulationen. Er wurde nach seiner Verhaftung 2019 erhängt in seiner Gefängniszelle in New York aufgefunden. Die Ermittlungen ergaben, dass es sich um Suizid handelte. Dennoch halten sich Spekulationen hartnäckig, dass andere an Epsteins Tod beteiligt waren - je nach politischer Ausrichtung wurden unter anderem die Clintons oder Trump verdächtigt.

Was hatte Trump mit Epstein zu tun?

Videos zeigen Epstein und Trump beim Feiern in den 90er Jahren. Laut Protokollen flog Trump mindestens siebenmal in Epsteins Privatjet. In einem Interview von 2002 nannte er Epstein einen "großartigen Mann" und sagte über ihn:

Es wird sogar erzählt, dass er schöne Frauen genauso mag wie ich. Und viele von denen sind eher von der jüngeren Sorte.

Donald Trump im Jahr 2002 über Jeffrey Epstein

Rechts Ghislaine Maxwell im Jahr 2020, links Jeffrey Epstein.
Ghislaine Maxwell, eine Tochter aus gutem Hause, wird 2021 angeklagt, Jeffrey Epsteins Sexhandelsring organisiert zu haben. Wie wurde Maxwell zu Epsteins Komplizin? 26.08.2022 | 44:14 min

Was versprach Trump vor der Wahl? Was sagt er jetzt?

Nach Epsteins Tod zweifelte Trump immer wieder öffentlich an der Suizid-Version, obwohl er als Präsident Zugang zu allen Ermittlungsergebnissen hatte. Vor der Wahl 2024 zeigte er sich grundsätzlich offen für eine Freigabe der Akten, was viele Verschwörungstheoretiker in seiner Anhängerschaft begeisterte.
Doch nun die Kehrtwende: FBI-Spitzen bestätigten die offizielle Version vom Suizid, Akten wurden nicht freigegeben. Auch Justizministerin Pam Bondi ruderte zurück - obwohl sie zuvor behauptet hatte, eine "Kundenliste" Epsteins liege auf ihrem Schreibtisch. Trump selbst forderte seine Anhänger derweil auf, Epstein zu vergessen und nannte den Fall einen "Schwindel".

Warum ist die Wende so brisant?

Dadurch, dass Bondi - anders als versprochen - doch keine Kundenliste vorlegte, sehen sich viele von Trumps Anhängern darin bestärkt, dass die Trump-Regierung etwas unter Verschluss hält, analysiert ZDF-Korrespondentin Heike Slansky. Manche spekulieren, er wolle womöglich andere mächtige Personen schützen. Das sei "Futter für alle Verschwörungstheoretiker", erklärt Slansky. Dass Bondi erklärte, es gebe gar keine geheime Kundenliste, habe "das Fass zum Überlaufen gebracht".
Die Affäre um Epstein berührt damit den Kern des von Trump geschürten Selbstverständnisses seiner "MAGA"-Koalition: Trump als Kämpfer des kleinen Mannes gegen eine korrupte Elite, die das Land ausbeutet.
SGS Leifert - Slansky
Widersprüchliche Aussagen zu den "Epstein-Files", auch von US-Justizministerin Bondi haben das Misstrauen unter Trump-Anhängern verstärkt, so ZDF-Korrespondintin Heike Slansky.17.07.2025 | 2:03 min
Dieses Narrativ war so wirkmächtig, dass es zu seiner Rückkehr ins Weiße Haus beitrug - seine Anhänger glaubten ihm nahezu bedingungslos. Nun aber steht der Verdacht im Raum, Trump könne selbst Teil jenes Systems sein, das er zu bekämpfen versprach.

Wie gefährlich ist das für Trump?

Der Druck wächst jedenfalls. Der republikanische Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Mike Johnson, sowie einige konservative Abgeordnete spüren den Unmut in ihren Wahlkreisen und fordern Transparenz, ebenso wie zahlreiche rechte Influencer. Angesichts ihrer sonst fast bedingungslosen Loyalität gegenüber Trump ist das bemerkenswert.
2016 behauptete Trump, er könne jemanden auf offener Straße erschießen, ohne Wähler zu verlieren. Doch der Bruch mit Teilen seiner treuesten Anhänger in der Epstein-Affäre könnte schwerer wiegen. Der 79-Jährige riskiert tiefe Risse im Fundament seiner Bewegung - und seine Partei womöglich eine herbe Niederlage bei den Kongresswahlen und damit Machtverlust. Um Vertrauen zurückzugewinnen, müsste Trump reagieren. Nur anders als bisher.
Quelle: dpa, ZDF

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