Al-Scharaa im Weißen Haus:Trump empfängt Syriens Übergangspräsidenten
Seit fast 80 Jahren ist kein syrischer Präsident im Weißen Haus begrüßt worden. Das Treffen von US-Präsident Trump und Interimspräsident al-Scharaa wird mit Spannung erwartet.
Der syrische Interimspräsident Ahmad al-Scharaa trifft heute mit US-Präsident Donald Trump im Weißen Haus zusammen. (Archivbild)
Quelle: dpaKnapp ein Jahr nach dem Sturz von Syriens Langzeitmachthaber Baschar al-Assad empfängt US-Präsident Donald Trump den syrischen Übergangspräsidenten Ahmed al-Scharaa im Weißen Haus.
Seit der Unabhängigkeit Syriens im Jahr 1946 ist noch kein Präsident des Landes in Washington empfangen worden. Syrische Medien und Kabinettsmitglieder bezeichneten das Treffen daher bereits vorab als "historisch". Erwartet wird, dass al-Scharaa die Beteiligung seines Landes an der US-geführten Koalition zum Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) bekanntgeben wird. Trump lobte seinen Besucher bereits überschwänglich:
Ich denke, dass er sehr gute Arbeit leistet. Das ist eine raue Gegend und er ist ein taffer Typ, aber wir kommen hervorragend miteinander aus.
Donald Trump, US-Präsident
Der Empfang des syrischen Interimspräsidenten al-Sharaa bei Trump sei "historisch". Doch die Sicherheitslage im Land bleibe "fragil", berichtet ZDF-Korrespondentin Golineh Atai aus Damaskus.
10.11.2025 | 3:17 minUSA heben Sanktionen gegen al-Scharaa auf
Es habe eine Menge Fortschritt gegeben, fügte er hinzu. Wenige Tage vor dem Besuch hob das Weiße Haus zudem Sanktionen gegen al-Scharaa auf. Der frühere Chef der Islamistenmiliz HTS (Haiat Tahrir al-Scham), die teils aus einem Al-Kaida-Ableger in Syrien hervorgegangen war, stand seit 2013 auf der US-Sanktionsliste.
Die USA hatten einst sogar ein Kopfgeld von zehn Millionen US-Dollar auf al-Scharaa ausgesetzt. Nach dem Sturz Assads durch eine Rebellenallianz unter Führung Scharaas und mit dessen Amtsantritt wurde es zurückgezogen.
Al-Scharaa pflegt weltgewandtes Image
Der Interimspräsident hat sich nach eigenen Aussagen von seiner Vergangenheit losgesagt und pflegt ein weltgewandtes Image. Nach seiner Ankunft in Washington am Wochenende ließ er sich etwa beim Basketballspiel mit ranghohen US-Militärs filmen. Der von Außenminister Asaad al-Schaibani bei Instagram geteilte Clip erhielt innerhalb von Stunden Tausende Likes.
Erstmals seit Assads Sturz wurde im Oktober in Syrien ein Parlament gewählt. Trotz Hoffnungen auf Wandel im Land ist die Wahl umstritten.
05.10.2025 | 2:36 minMan erkenne die Fortschritte an, die die syrische Führung nach Assads Sturz und vielen Jahren der Unterdrückung erzielt habe, erklärte das US-Außenministerium nach Aufhebung der Sanktionen. Al-Scharaa arbeite daran, vermisste US-Amerikaner ausfindig zu machen, Terrorismus und Drogenhandel zu bekämpfen und Sicherheit in der Region zu schaffen. Zuvor hatte auch der UN-Sicherheitsrat die Sanktionen gegen al-Scharaa und dessen Innenminister Anas Hasan Khattab aufgehoben. Eine entsprechende Resolution der USA wurde mit 14 Stimmen fast einstimmig angenommen, nur China enthielt sich.
Trump will Normalisierung der Beziehungen zwischen Syrien und Israel
In dem Gespräch zwischen Trump und al-Scharaa dürfte es auch um das syrische Verhältnis zu Israel gehen. Im Rahmen seiner Ambitionen in der Region will Trump am liebsten auch eine Normalisierung der Beziehungen zwischen Syrien und Israel sehen. Nachdem er im Mai die Aufhebung der US-Sanktionen gegen Syrien verkündet hatte, ermunterte er Syrien, auch Israel anzuerkennen.
Nach dem Sturz Assads hatten die neuen Machthaber eine Offenheit für eine Annäherung an Israel signalisiert. Seit Monaten laufen unter anderem unter US-Vermittlung bereits Verhandlungen zu einem möglichen Sicherheitsabkommen.
Seit Tagen gibt es in Syrien Kämpfe zwischen den Drusen und Beduinen, nun hat die syrische Regierung eine Waffenruhe verkündet. Israel hatte die Drusen durch Angriffe unterstützt.
19.07.2025 | 1:38 minDas Misstrauen zwischen den Nachbarn sitzt tief: Israel und Syrien befinden sich seit 1948 offiziell im Kriegszustand, ein Friedensvertrag wurde nie geschlossen. Seit dem Sechstage-Krieg 1967 hält Israel zudem die strategisch wichtigen Golanhöhen besetzt. Israelische Luftschläge auf militärische Ziele wie etwa Waffenlager in Syrien wurden nach dem Sturz Assads verstärkt. Zudem rückten israelische Truppen weiter auf syrisches Gebiet in eine Pufferzone an den Golanhöhen vor.
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