USA: Oberstes Gericht blockiert Abschiebung von Venezolanern

US-Supreme Court:Oberster Gerichtshof stoppt Trumps Abschiebepläne

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Die US-Regierung nutzt ein jahrhundertealtes Kriegsgesetz um Migranten abzuschieben. Nun blockiert das Oberste Gericht erneut die Ausweisung einer Gruppe von Venezolanern.

Das Gebäude des Obersten Gerichtshof der USA in Washington.
Der Supreme Court urteilte, den inhaftierten Venezolanern sei nicht ausreichend Zeit gegeben worden, um juristisch gegen ihre drohende Abschiebung vorzugehen.
Quelle: AP

Die Regierung von US-Präsident Donald Trump darf venezolanische Migranten vorerst nicht unter Berufung auf ein Kriegsgesetz aus dem 18. Jahrhundert abschieben. Der Oberste Gerichtshof der USA verlängerte einen zuvor verhängten Abschiebestopp.
Die Regierung hatte die Betroffenen als Mitglieder einer gewalttätigen Bande eingestuft und wollte sie auf Grundlage des sogenannten Alien Enemies Act ausweisen.
Die Entscheidung des Supreme Court war nicht einstimmig: Die konservativen Richter Clarence Thomas und Samuel Alito veröffentlichten einen Widerspruch.
Demonstranten zeigen ihre Unterstützung für Jennifer Vasquez Sura, die Ehefrau von Kilmar Abrego Garcia, der irrtümlich nach El Salvador abgeschoben wurde.
Wegen des Vorwurfs der Bandenkriminalität hat die US-Regierung einen Einwanderer nach El Salvador überstellen lassen. Der Supreme Court fordert aufgrund fehlender Beweise seine Rückkehr, Nein, sagt der US-Präsident.16.04.2025 | 1:41 min

Mehrere Klagen gegen Abschiebungen

Mehrere Betroffene, die in Abschiebehaft im Bundesstaat Texas sitzen, hatten gegen ihre drohende Ausweisung geklagt. Es sind bereits rund 200 Venezolaner nach El Salvador in ein Hochsicherheitsgefängnis abgeschoben worden - hauptsächlich unter Berufung auf das Gesetz. Ob alle tatsächlich der Bande angehören, ist allerdings unklar.
Für besondere Aufmerksamkeit sorgte der Fall eines Familienvaters aus dem Bundesstaat Maryland mit salvadorianischer Staatsbürgerschaft, der vor der Abschiebung in sein Heimatland aufgrund von Verfolgung eigentlich geschützt war.
Die US-Regierung erklärt nun, eine Rückführung aus dem Gefängnis in El Salvador sei nicht möglich.
Der Grenzschutzbeauftragte des Weißen Hauses spricht vor der Presse in Washington.
Wegen der willkürlichen Abschiebung des Einwanderers Garcia fordert eine US-Richterin nun Aufklärung. Trotz gerichtlicher Anordnung verweigert die Regierung die Rückführung des Einwanderers. 16.04.2025 | 1:41 min

Keine Entscheidung über Rechtmäßkeit der Abschiebspläne

Eine inhaltliche Entscheidung zur Rechtmäßigkeit des Vorgehens der Regierung traf der Supreme Court nun allerdings nicht. Er verwies das Verfahren an ein Bundesberufungsgericht, das klären soll, ob das fast 230 Jahre alte Gesetz in diesem Fall als rechtliche Grundlage für Abschiebungen herangezogen werden kann.
Die Obersten Richterinnen und Richter äußerten sich kritisch zum Vorgehen der Regierung, insbesondere wegen fehlender Vorankündigung und unklarer rechtlicher Möglichkeiten für die Betroffenen, sich gegen die Abschiebung zu wehren.
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Abschiebungen und Angriffe auf die Universitäten polarisieren die USA. Nach Wochen der Schockstarre formiert sich wachsender Widerstand gegen Donald Trumps Regierung.09.04.2025 | 6:44 min

Vorwurf der Bandenmitgliedschaft

Im Zentrum des Verfahrens steht ein von Trump erlassenes Dekret, mit dem die kriminelle Organisation "Tren de Aragua" zur ausländischen Terrorgruppe erklärt wurde. Nach Einschätzung US-amerikanischer Behörden ist die Bande in Drogenhandel, Erpressung und Menschenhandel verwickelt.
Die Regierung wirft ihr außerdem vor, im Auftrag der autoritären Führung von Venezuelas Präsident Nicolás Maduro zu handeln. Caracas weist die Vorwürfe zurück.
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Der Traum vieler Menschen aus ganz Süd- und Lateinamerika hat sich komplett zerschlagen, so Claudia Bates in Tijuana. Einige werden versuchen, illegal über die US-Grenze zu gehen. 23.01.2025 | 1:35 min

Trump-Regierung beruft sich auf Kriegsgesetz

Die Trump-Regierung argumentiert, dass mutmaßliche Mitglieder von Tren de Aragua unter den "Alien Enemies Act" fallen, weil sie "feindliche Handlungen" gegen die Vereinigten Staaten begingen.
Das Gesetz erlaubt dem Präsidenten, in Kriegszeiten oder bei einer Invasion Staatsangehörige sogenannter feindlicher Nationen ohne reguläres Verfahren festzunehmen oder abzuschieben.
Es kam während des Ersten und Zweiten Weltkriegs zum Einsatz. Es ist rechtlich umstritten, ob die Regelung auch außerhalb eines formellen Kriegszustands und gegen nicht-staatliche Akteuren wie kriminelle Organisationen angewendet werden darf.
Quelle: dpa, AFP, Reuters

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