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Reise in Golfstaaten:Experte: Trump will sich Taschen vollstopfen
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Donald Trump ist zu Besuch in der Golfregion: Statt um Kriege und Krisen geht es bei der Reise um Deals. Welche Ziele beide Seiten verfolgen, erklärt Nahost-Experte Gerlach.
Donald Trump ist "back for business": Auch in dieser Amtszeit ist Saudi-Arabien das Ziel seiner ersten Auslandsreise. Das Königshaus ist für Trump zum engen, strategischen Partner geworden. 600 Milliarden Dollar will Kronprinz Mohammed bin Salman über vier Jahre in den Vereinigten Staaten investieren.
Aber Trump will mehr: Insgesamt sollen bei dieser Reise Deals im Wert von einer Billion US-Dollar eingesammelt werden. Die Chance darauf hat er auch beim Besuch in Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Was Trumps Art der Außenpolitik für die Machtverhältnisse in der Region bedeutet, erklärt Nahost-Experte Daniel Gerlach bei ZDFheute live.
Sehen Sie oben das ganze Interview im Video und lesen es Sie hier in Auszügen. Das sagt Gerlach ...
... zum ausgebliebenen Trump-Zwischenstopp in Israel
Während Donald Trump durch die Golfregion reist, hat der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu eine neue Offensive gegen die radikal-islamische Hamas in Gaza angekündigt. Trump habe nichts getan, um sich dem in den Weg zu stellen, sagt Gerlach.
Der US-Präsident sei ganz auf finanzielle und wirtschaftliche Transaktionen und persönlichen Profit ausgerichtet. Und Israel koste die Amerikaner Geld, bringe aber nicht wirklich viel ein.
Für Trump ist klar, dass er jetzt noch vier Jahre Zeit hat, sich die Taschen vollzustopfen.
Daniel Gerlach, Nahost-Experte
Das große Geld könne er in Saudi-Arabien und in den Golfstaaten machen, und das sei ihnen bewusst. Zwar habe Trump "grundsätzliche Sympathien für Israel", so Gerlach, zwischen Trump und Israels Premierminister Netanjahu gebe es aber "nicht viel Liebe", auch wenn die beiden bei gemeinsamen öffentlichen Auftritten den gegenteiligen Eindruck machten.
... zur Frage, was sich die Golfstaaten von Trump versprechen
In Riad wurde Trump mit militärischen Ehren empfangen. Der rote Teppich werde aber ausgerollt, weil die Herrscher in der Region etwas von Zeremonien verstünden, erklärt Daniel Gerlach. Die Behandlung und all diese Deals seien "keine Fragen von Sympathien". Vielmehr seien sie Lebensversicherungen.
Die Staaten in dieser Region "leben von Exporten und vom Handel", sagt der Nahost-Experte. Man sei aber nur begrenzt in der Lage, das mit eigenen Mitteln zu verteidigen und setze deshalb auf die USA. Gerlachs Fazit:
Man möchte die Amerikaner nicht gegen sich haben.
Daniel Gerlach, Nahost-Experte
Ein weiteres Ziel für die Golfstaaten: Militärisch auf den Stand zu kommen, "beste, erste Qualität an Waren zu haben" und ihre Armeen so auszurüsten, dass sie nicht mehr von der Unterstützung anderer Partner abhängig seien. Diese Ambitionen seien "völlig nüchtern", so Gerlach. Trump löse also zentrale Fragen für die Golfstaaten. Darauf lasse man sich ein, obwohl allen klar sei, dass Trump "kurzfristige wirtschaftliche Interessen" verfolge.
… zum Verhältnis zwischen den USA und Iran
Trump hatte in Riad gesagt, dass er Iran einen "neuen, besseren Weg in eine hoffnungsvollere Zukunft" anbieten wolle. "Das ist nichts Neues", sagt Gerlach. Der US-Präsident scheine sich für die Ideologie des iranischen Regimes nicht besonders zu interessieren, so der Experte weiter. Viel mehr interessiere Trump, inwiefern Iran wirtschaftlich und für seine Interessen relevant sein könnte.
Wenn er mit den Iranern irgendwie einen Deal hinbekommen kann, der gesichtswahrend ist, würde ihm das reichen.
Daniel Gerlach, Nahost-Experte
Letztendlich glaube er, so Gerlach, dass die Iraner mit einer Administration Trump besser dealen könnten, weil sie die Symbolpolitik auch besser befriedigen können als mit einer Administration Biden.
Das Interview führte ZDFheute live-Moderatorin Jessica Zahedi. Zusammengefasst haben es Michèle Mertes und Sara Lazarska.
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