Sudan: Armee verliert letzte Großstadt El Fascher an RSF

Hunderttausende sitzen fest:El Fascher im Sudan: Armee verliert letzte Großstadt

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In El Fascher im Sudan sitzen wegen heftiger Kämpfe bis zu 300.000 Menschen fest. Die Armee bestätigt ihren Rückzug aus der Großstadt. Laut UN droht eine humanitäre Katastrophe.

Sudan, El Fascher: Eine lange Schlange vor einer Essensausgabe.

Im Sudan hat die paramilitärische Gruppe RSF laut Medienberichten die Großstadt El Fascher erobert. Die UNO spricht von der größten humanitären Katastrophe der Welt.

27.10.2025 | 0:24 min

Einen Tag nach der Bekanntgabe durch die RSF-Miliz hat auch Sudans Militärherrscher Abdel Fattah al-Burhan den Rückzug der Armee aus El Fascher bestätigt. Der De-facto-Herrscher des Landes sagte in einer im sudanesischen Fernsehen übertragenen Rede am Montag:

Wir haben den Abzug der Armee aus El Fascher an einen sicheren Ort vereinbart.

Abdel Fattah al-Burhan, Sudans Militärherrscher

Die Armee werde "Rache nehmen" und kämpfen, "bis dieses Land gereinigt ist", betonte al-Burhan.

Auswärtiges Amt "erschüttert" über Berichte

Das Auswärtige Amt in Berlin zeigte sich "erschüttert" über Berichte vom Vorgehen der RSF-Miliz. "Kämpfer der RSF sind tief in die Stadt vorgedrungen und töten wahllos Zivilisten", erklärte das Auswärtige Amt am Montagabend im Onlinedienst X. "Das muss sofort aufhören."

Die RSF-Miliz habe "öffentlich zugesagt, Zivilisten zu schützen", erklärte das Auswärtige Amt. "Sie werden sich für diese Taten verantworten müssen."

X-Post des Auswärtigen Amtes

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UN: Hunderttausende Zivilisten sitzen fest

In El Fascher im Südwesten des Sudan sitzen wegen der heftigen Kämpfe nach UN-Angaben Hunderttausende Zivilisten fest. Sie können nicht fliehen, harren in Angst aus und haben keinen Zugang zu Nahrungsmitteln oder gesundheitlicher Versorgung, wie Tom Fletcher, der Leiter des Nothilfebüros der Vereinten Nationen, erklärte.

Die Berichte über massiven Beschuss der Stadt und über Kämpfe am Boden seien sehr alarmierend. Fletcher forderte eine sofortige Waffenruhe in El Fascher, freies Geleit für fliehende Zivilisten sowie schnellen und ungehinderten Zugang für humanitäre Hilfe.

Wir stehen mit überlebenswichtigen Vorräten bereit, aber die heftigeren Kämpfe haben es für uns unmöglich gemacht, Hilfe (in die Stadt) hineinzubekommen.

Tom Fletcher, UN-Nothilfebüro

Sudan

Seit 2023 ist im Sudan Bürgerkrieg. Laut UNO herrscht dort die schwerste humanitäre Krise der Welt - mit über zwölf Millionen Flüchtlingen, Hunger und Cholera.

22.08.2025 | 2:27 min

Katastrophale Bedingungen

In El Fascher leben nach UN-Angaben noch bis zu 300.000 Menschen unter katastrophalen Bedingungen. Die paramilitärische Gruppe RSF hatte bereits am Sonntag verkündet, die letzte von der Regierung kontrollierte und seit anderthalb Jahren belagerte Großstadt in der Region Darfur, eingenommen zu haben.

Ein Bild von der Darfur-Region im Westen Sudans

Bei einem Erdrutsch in der Darfur-Region im Sudan sind Anfang September nach Angaben von Rebellen mehr als 1.000 Menschen gestorben. Eine Schlammlawine überrollte ein Dorf im Marra-Gebirge.

02.09.2025 | 0:19 min

Folter, Vergewaltigungen und Tötungen befürchtet

Für den Fall, dass die Miliz RSF die Stadt komplett unter ihrer Kontrolle hat, wurden bereits schwere Gewalttaten, Folter, Vergewaltigungen, Tötungen und ethnisch motivierte Vertreibungen befürchtet. Solche Verbrechen wurden aus zuvor von der RSF eingenommenen Teilen Darfurs berichtet.

Ein örtliches Widerstandskomitee erklärte, RSF-Kämpfer hätten bei ihrem Einmarsch in El Fascher zahlreiche Gräueltaten begangen. Seit Sonntag hätten unschuldige Zivilisten "die schlimmsten Formen von Gewalt und ethnischer Säuberung" erlitten, hieß es weiter.

Sudan: Blutiger Machtkampf seit April 2023

Im Sudan herrscht seit April 2023 ein blutiger Machtkampf zwischen De-facto-Machthaber Abdel Fattah al-Burhan und seinem einstigen Stellvertreter Mohamed Hamdan Daglo, der die RSF kommandiert.

Während die Armee zwischenzeitlich die Hauptstadt Khartum zurückerobern konnte, haben die RSF ihre Kontrolle über Darfur an der Grenze zum Tschad verfestigt. Dem Land droht eine dauerhafte Spaltung.

Die UN werten die Lage im Sudan als derzeit größte humanitäre Krise der Welt. Mehr als zwölf Millionen Menschen sind auf der Flucht. Mehr als 26 Millionen Menschen, etwa die Hälfte der Bevölkerung, leiden Hunger.

Nachrichten | Thema
:Der Sudan

Hunger, Massenmord und Vertreibung. Seit April 2023 herrschen gewaltsame Konflikte im Sudan mit gravierenden Folgen für die Zivilbevölkerung. Aktuelle Nachrichten und Hintergründe.
Smoke over the city of Khartoum in Sudan.
Quelle: dpa, AFP

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