Sudan im Bürgerkrieg: RSF-Miliz ruft Parallelregierung aus
Mehr als zwei Jahre Bürgerkrieg:RSF-Miliz im Sudan ruft Parallelregierung aus
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Seit zwei Jahren herrscht Bürgerkrieg im Sudan. Inmitten der blutigen Kämpfe hat die Rebellen-Miliz jetzt der offiziellen Militär-Regierung eine eigene Regierung entgegengesetzt.
Der Krieg im Sudan führt zu Zerstörung, Hunger und der weltweit größten Vertreibungskrise.
Quelle: AFP
Nach über zwei Jahren Bürgerkrieg im Sudan hat die gegen die Regierung kämpfende RSF-Miliz eine Parallelregierung ernannt. Zum Präsidenten ernannte das von der RSF angeführte Bündnis am Samstag den Anführer der Miliz, Mohamed Hamdan Daglo.
Der Anführer der sudanesischen paramilitärischen Rapid Support Forces (RSF), Mohamed Hamdan Daglo mit Mikrofon in der Bildmitte (Archiv)
Quelle: AFP
Als Regierungschef bestimmte die RSF Mohamed Hassan al-Taischi, ein früheres Mitglied des Übergangsrats, der von 2019 bis zum Militärputsch im Jahr 2021 das Land regiert hatte. Die RSF bezeichnete das von ihr ernannte Kabinett als "Regierung des Friedens und der Einheit".
Gründungscharta für Parallelregierung im Februar unterzeichnet
Die Miliz und mit ihr verbündete Gruppen hatten im Februar in Kenias Hauptstadt Nairobi eine Gründungscharta für eine Parallelregierung unterzeichnet.
Die Kämpfe im Sudan zwischen den paramilitärischen Rapid Support Forces (RSF) und der Armee des Landes halten an. 15.04.2025 | 2:39 min
Die sudanesische Armee veröffentlichte zunächst keine offizielle Reaktion auf die Ernennung der Parallelregierung.
Im Sudan liefern sich die Armee von Militärherrscher Fattah al-Burhan und die RSF-Miliz von al-Burhans früherem Stellvertreters Mohammed Hamdan Daglo einen blutigen Machtkampf.
Im Vordergrund: Sudans Regierungschef Abdel Fattah al-Burhan (Archiv)
Quelle: AFP
Bürgerkrieg im Sudan
Nach mehreren Putschen wollten sich zwei Männer die Macht im Sudan teilen:
Abdel Fattah al-Burhan, der Oberbefehlshaber der sudanesischen Armee (SAF), wurde Präsident.
Mohamed Hamdan Daglo, Chef der Milizen "Rapid Support Forces" (RSF), wurde sein Vize.
Das Gebilde zerbrach aber im April 2023. Seitdem kämpfen ihre Truppen um die Vorherrschaft im Land.
Trotz wiederholter diplomatischer Initiativen ist kein Ende des Krieges in Sicht. Waffenstillstandsbemühungen scheiterten regelmäßig, Friedensgespräche blieben bisher erfolglos. Beobachter warnen vor einer weiteren Eskalation der Gewalt, insbesondere in bisher weniger betroffenen Regionen.
Der Sudan steckt in einer der weltweit schwersten humanitären Krisen. Hilfsorganisationen sprechen von einer Katastrophe historischen Ausmaßes, geprägt von Massenvertreibungen, Hunger und systematischer Gewalt gegen Zivilisten.
Beide Seiten haben einander Gräueltaten vorgeworfen, darunter:
ethnische Säuberungen
außergerichtliche Tötungen
sexuelle Gewalt gegen Zivilisten, darunter auch Kinder
Der weitgehende Zusammenbruch des Gesundheitssystems und zerstörte Infrastruktur haben einen Nährboden für die Ausbreitung von Krankheiten wie Cholera, Masern und Malaria geschaffen. Die Gesundheit und das Wohlergehen von Millionen Menschen sind bedroht.
Große Teile der Landwirtschaft liegen brach - aus dem einst als "Brotkorb Afrikas" bekannten Sudan ist ein Land am Rande der Hungersnot geworden.
Daten zu Todesopfern und Verletzten basieren häufig auf Krankenhausakten. Es ist schwierig, verlässliche Daten auch zu jenen Opfern zu ermitteln, die Gesundheitseinrichtungen gar nicht erst erreichen. Schätzungen von Hilfsorganisationen, Vertretern des Gesundheitswesens und Rechtsgruppen gehen jedoch von Zehntausenden Verletzten aus.
Laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) wurden seit Beginn der Kämpfe rund zwölf Millionen Menschen vertrieben - die überwiegende Mehrheit innerhalb des Landes. Mehr als vier Millionen suchten Schutz in Nachbarstaaten wie Ägypten und dem Südsudan.
In den vergangenen Monaten seien laut IOM aber "Inseln relativer Sicherheit" entstanden. Dies habe einige Vertriebene zur Rückkehr bewegt. Vertreter der Vereinten Nationen gehen davon aus, dass der Trend sich in den kommenden Monaten fortsetzt. Trotz der vereinzelten Rückkehrbewegungen gelten viele Gebiete weiterhin als unsicher.
Der Norden und der Osten des nordostafrikanischen Landes sind weitestgehend unter der Kontrolle der Militärregierung. Die RSF kontrolliert große Gebiete des Südens und fast die komplette westliche Region Darfur.
Zehntausende Tote im Sudan und Millionen Vertriebene
Der Konflikt im Sudan hat die größte Hunger- und Flüchtlingskrise der Welt ausgelöst. Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR wurden seit Beginn der Kämpfe im April 2023 schon zehntausende Menschen getötet, mehr als 14 Millionen Menschen wurden gewaltsam vertrieben.
Heute ist UN-Weltflüchtlingstag. Auch durch den andauernden Bürgerkrieg im Sudan stiegen die Zahlen der Flüchtlinge weiter an. Viele suchen in Ägypten Schutz. 20.06.2025 | 1:42 min
Zudem ist ein Großteil der öffentlichen Infrastruktur - von der Wasserversorgung zur Gesundheitsversorgung - in weiten Teilen des Landes zusammengebrochen.
Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) wurde die Mehrheit der heimatlosen Menschen innerhalb des Landes vertrieben. Mehr als vier Millionen suchten Schutz in Nachbarstaaten wie Ägypten und dem Südsudan, in dem auch Bürgerkrieg herrscht.